: Markus Heitz
: Oneiros - Tödlicher Fluch Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426413647
: 1
: CHF 10.00
:
: Fantasy
: German
: 608
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook kommt mit eigens von Markus Heitz komponierter, musikalischer Untermalung, die einen die Geschichte noch intensiver und atmosphärischer erleben lässt. In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal ... Die Ermittlungen zu dem Unglück beginnen sofort - aber die Ergebnisse sind rätselhaft: Sämtliche Insassen waren schon tot, bevor das Flugzeug auf das Gebäude traf. Was die Polizei jedoch nicht herausfindet, ist, dass es einen Überlebenden gibt. Konstantin Korff, der Bestatter aus Leipzig, kommt diesem Überlebenden hingegen schnell auf die Spur, ebenso wie die Wissenschaftlerin - denn diese drei Menschen tragen denselben tödlichen Fluch in sich. Einen Fluch, der sie zu einer Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht ...

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

I


Das Mädchen:

Vorüber! Ach, vorüber!

Geh, wilder Knochenmann!

Ich bin noch jung, geh, Lieber!

Und rühre mich nicht an.

 

Der Tod:

Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!

Bin Freund und komme nicht zu strafen.

Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild,

Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

Matthias Claudius (1740–1815), Der Tod und das Mädchen

Leipzig, Deutschland

Konstantin blickte auf die Uhr, die neben der Tür an der Wand hing und ihm zeigte, dass es kurz nach neun war.

Das Tagwerk wartete auf ihn und die Mitarbeiter vonArs Moriendi, seiner Firma, die er gern scherzhaftRuhe Sanft GmbH nannte, wie das Bestattungsunternehmen in dem komödiantischen Horrorfilm mit Vincent Price, Peter Lorre und Boris Karloff. Mit deren mörderischen Methoden hatten sie jedoch nichts zu tun.

»Dann mal los, die Herrschaften. Oder gibt es noch Unklarheiten? Ich bin ab übermorgen wieder auf Reisen, aber über Handy erreichbar.«

In dem kleinen Büro wurden die Köpfe geschüttelt.

Die elf Damen und Herren passten kaum in das Zimmer, die meisten mussten stehen. Sie waren eben gemeinsam die Wochenliste durchgegangen: eine Handvoll regulärer Bestattungen auf den hiesigen Friedhöfen, zwei Überführungen ins Ausland, zwei Seebestattungen, davon eine im Atlantik und eine in der Ostsee; dazu kam die24-Stunden-Abrufbereitschaft für neue Todesfälle.

In Leipzig starben jedes Jahr um die5600 Menschen, das machte im Schnitt pro Tag fünfzehn Tote. Eine Beerdigung kostete zirka5000 Euro. Viel Arbeit und hohe Einkommenschancen also, weshalb die Zahl der ansässigen Bestatter auch entsprechend hoch war. Das wiederum reduzierte das Einkommen.

DasArs Moriendi hatte einen sehr guten Ruf. Dank ihm, dem jungen Chef mit den guten Ideen und der ruhigen Hand, die auch außerhalb Leipzigs ein hohes Ansehen besaß. Deshalb bekam er regelmäßig Aufträge in ganz Europa, was ihm einen Bonus und bezahlte Reisen bescherte.

»Bestens. Dann einen schönen Tag.« Konstantin sah zu den beiden jungen Männern, die sich als Erste erhoben. »Maik, Florian, ihr fahrt raus, wenn wir einen Auftrag reinbekommen. Geht das klar?«

Sie nickten.

»Und prüft nochmals die Kühlung von Wagen vier für die Überführung an den Atlantik. Es soll die ganze Woche heiß werden, und die Fahrtstrecke dauert mit dem Transporter zwei Tage. Könnte sonst eine böse Überraschung werden, wenn ihr Monsieur Contignac aus dem Sarg holt.« Konstantin erhob sich, während seine Leute einer nach dem anderen verschwanden und sich an die Arbeit machten.

Ich habe schon gute Mitarbeiter. Er trank seinen Tee im Stehen aus und beobachtete durch das Fenster zum Fuhrpark, wie sie sich auf die Fahrzeuge verteilten. Gestecke abholen, Bestattungen an verschiedenen Orten vorbereiten, Papierkram und vieles mehr gehörte zu ihrer Routine, und alle Arbeiten wurden mit aller Würde erledigt, wie es sich gehörte.

Konstantins Name stand im Gegensatz zu dem mancher Kollegen nicht für Abzocke, für überteuerte Preise oder einen laxen, unpassenden Umgang mit den Verstorbenen. Eine Leiche mochte streng genommen nur eine seelenlose Hülle sein, aber sie war einmal ein geliebtes Elternteil, ein geliebtes Kind oder ein geliebter Freund gewesen.

Sein Blick fiel auf sein Spiegelbild im Glas.Ich sollte dringend zum Frisör.