: Sarah Lark
: Die Tierärztin - Große Träume Roman. Das mitreißende Schicksal zweier starker Frauen und ihrer Familien von 1906 bis 1966
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751703796
: Tierärztin-Saga
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 652
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Um 1912 als Tierärztin arbeiten zu können, heiratet Nellie ihren Jugendfreund Philipp, der die väterliche Praxis übernimmt. Sie verspricht jedoch, ihn freizugeben, sobald er eine Chance sieht, seinen eigenen Berufswunsch als Musiker zu verwirklichen.Als sich ihm diese nach dem Ersten Weltkrieg bietet, verschwindet er plötzlich aus ihrem Leben. Mit ihrer Kollegin Maria versucht Nellie nun, eine Tierarztpraxisin Berlinaufzub uen. Doch die Vergangenheit und die Liebe holen Nellie schnell wieder ein ...



Sarah Lark, geboren 1958, ist eine Bestsellerautorin, deren Bücher in über 20 Ländern erscheinen. Neben ihren Generationensagas überzeugt sie mit Romanen über Liebe und Familiengeheimnisse im Neuseeland der Gegenwart. Die Tierärztin - Grosse Träume ist der Auftakt zu einer mitreißenden Saga. Sarah Lark ist das Pseudonym einer deutschen Schriftstellerin, die in Spanien lebt. Dort führt sie einen Schutzhof für Pferde und engagiert sich sich für Tiere.

KAPITEL 2


»Ich weiß immer noch nicht, wie das gehen soll«, maulte Phipps.

Er saß gemeinsam mit Nellie im Zug nach Utrecht, und sie hatte ihn erneut darauf eingeschworen, sie gemeinsam mit ihm studieren zu lassen. »Wir müssten uns dazu regelmäßig sehen – mindestens einmal die Woche. Du kannst keine Vorlesungen besuchen, nur meine Mitschriften lesen, und da macht man sich doch oft nur Stichworte …«

»Dann gehst du die Stichworte eben mit mir durch und wiederholst damit noch mal, was du gelernt hast«, erläuterte Nellie zum zwanzigsten Mal. »Das kann dir nicht schaden. Außerdem gibt es Bücher …«

Sie war gereizt. Hinter ihr lag eine anstrengende Zeit, sie hätte sich jetzt gern zurückgelehnt und noch etwas ausgeruht, bevor sie sich den Herausforderungen der St. Elisabeth School für Mädchen stellen musste. Phipps’ Bedenken wollte sie nicht mehr diskutieren. Schließlich lagen schon genug Gespräche hinter ihr, die ihre Überredungskünste bis zum Äußersten gefordert hatten. Es war nicht einfach gewesen, Menschen zu finden, die bereit waren, sich um ihre vierbeinigen Schützlinge zu kümmern – obwohl die nun alle gut aussahen und zahm waren. Wer wollte schon einäugige Kater und Katzen ohne Schwanz? Am leichtesten vermittelbar war noch der Hund gewesen, der inzwischen nicht mehr struppig war, sondern ein glänzendes Fell hatte und sogar als Wachhund dienen konnte. Letztlich hatte sie alle untergebracht und hätte beruhigt sein können, wenn nur Phipps nicht querschießen würde …

»Du wirst da auch gar nicht leicht rauskommen«, führte Phipps weiter aus. »Die Nonnen passen doch auf ihre Zöglinge auf …«

»Da sind keine Nonnen«, meinte Nellie. »St. Elisabeth ist eine säkulare Privatschule. Natürlich ein besseres Gefängnis, da hast du schon recht. Ich weiß noch nicht, wie ich rauskomme. Aber mir wird etwas einfallen. Bestimmt.« Phipps nickte trübsinnig. Eigentlich konnte er kaum Zweifel haben. So lange er sie kannte, war ihr immer etwas eingefallen. »Du musst mir nur deine Adresse aufschreiben.« Nellie kramte nach einem Block.

»Wozu? Mevrouw De Winter erlaubt keinen Damenbesuch.«

Phipps’ Vater hatte seinen Sohn bei einer Witwe eingemietet, die Zimmer an Studenten vergab und dabei wahrscheinlich genauso streng auf die Tugend der jungen Männer achtete wie Mevrouw Verhoeven auf die der Mädchen im Pensionat.

»Damit ich dich finde, wenn ich weiß, wie es weitergeht«, fuhr Nellie ihn an. »Mensch, Phipps, nun sei doch nicht so begriffsstutzig! Ich weiß, dass du schlechte Laune hast und keine Lust zu studieren und was nicht alles. Du würdest lieber im Konservatorium vorspielen und Geiger werden. Aber vielleicht hättest du das besser deinem Vater endlos vorgebetet statt mir. Dann hätte der womöglich irgendwann nachgegeben und es dich wenigstens versuchen lassen. Ich an deiner Stelle würde es auch jetzt noch versuchen. Vorspielen kostet nichts, und du wüsstest wenigstens mal, wie andere deine Geigerei einschätzen.«

»Ich spiele sicher nicht so gut, wie ich spielen könnte …« Phipps seufzte.

Dem konnte Nellie nichts entgegenhalten. Dafür, dass Phipps sich praktisch alles selbst beigebracht hatte, spielte er virtuos. Aber andere Musikstudenten mochten seit ihrer Kindheit Unterricht gehabt haben.

»Du könntest es trotzdem probieren«,