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Die zweiunddreißigjährige Oberkommissarin Laura Graf fühlte sich, als wäre sie vor ein Tribunal geladen worden. Sie saß in einem erst kürzlich renovierten Besprechungsraum der Hamburger Staatsanwaltschaft. Es roch nach frischer Farbe, was bei ihr leichte Kopfschmerzen verursachte. Vor ihr saßen Staatsanwalt Bernd Köster, Staatsrat Meinert aus der Behörde für Inneres, dem die Abteilung für interne Ermittlungen unterstand, und ihr direkter Vorgesetzter, Kriminalrat Steffens. Die drei Männer sahen sie mit ernstem Ausdruck an.
Staatsanwalt Köster seufzte vernehmlich und schloss den Schnellhefter, der vor ihm lag. Laura vermutete, dass es ihre Personalakte war.
«Frau Oberkommissarin, ich muss zugeben, dass es mir schwerfällt, Sie mit den Anschuldigungen, die gegen Sie erhoben wurden, in Verbindung zu bringen. Immerhin wurden dem Mann, der Anzeige gegen Sie erstattet hat, Nase und Schulter gebrochen. Die Fraktur im Schultergelenk ist übrigens so massiv, dass er seinen rechten Arm wohl niemals wieder zu einhundert Prozent wird benutzen können.»
Da Köster keine Frage gestellt hatte, schwieg Laura.
Er sah sie kurz an und fuhr dann fort. «Aus der Strafakte des Mannes konnten wir entnehmen, dass Jürgen Urban mehrfa