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1937
In der dunklen Webergasse der alten Stadt Köln, im Hofe des alten baufälligen Hauses, betrieb der alte Meister Bolanders sein Handwerk als Schreiner. Mit zwei alten Gesellen, die nicht lange nach Lohn frugen, wenn der Meister samstags mit einem hoffnungslosen Gesicht von seinen Gängen zurückkam, hatte er genügend Arbeit, und es hätte es wohl auch allen dreien zum Leben dienen können, wenn nicht ein geheimes Untier allen Verdienst aufgefressen hätte, und dieses Ungeheuer, das unsichtbar, aber unersättlich und unerbittlich an der Schwelle des alten Hauses lag, hieß Unkosten. Die Inflation hatte das kleine Barvermögen des Meisters, das nur dazu dagewesen war, im Falle der Not für Wochen und Monate als Lohn für die Gesellen zu dienen, aufgeschluckt, und die folgenden Jahre, da die Nachwehen des schrecklichsten aller Kriege wie graue Ungeheuer aus dem Boden aufwuchsen, da hatte der Meister in sonderbarer kindlicher Weise sein heiteres und üppiges Leben weitergeführt, hatte Arbeit auch um billige Preise angenommen, um nur die Gesellen nicht entlassen zu müssen, und es hatten sich, ohne daß der ahnungslose Meister etwas wußte, Schulden angehäuft, die unmerklich ins Schreckliche wuchsen. Und eines Tages hatte es Zahlungsbefehle und Pfändungen geregnet; was der Meister noch an Wertgegenständen besaß, wurde gepfändet und verkauft, die Außenstände wurden mit Beschlag belegt, und sein kleines freundliches Wohnhaus vor der Stadt geriet unter den Hammer. Wenn auch dadurch die größten Schulden bezahlt wurden, so blieben doch noch eine Menge kleinerer Beträge zwischen hundert und tausend Mark, deren Gläubiger sich auf den letzten Rest von Habseligkeiten warfen, das kleine Haus mit der Werkstatt in der Webergasse, die wenigen Möbel, die gerettet worden waren; und um den Ver