: Cristina Cassar Scalia
: Schwarzer Sand Giovanna Guarrasi ermittelt in Sizilien
: Limes
: 9783641246488
: Ein Giovanna-Guarrasi-Krimi
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein grausames Verbrechen tief im heißen Sizilien und eine eigenwillige Ermittlerin, die sich nicht aus dem Konzept bringen lässt ...
Während ein kleines Dorf am Fuße des Ätna von einem Aschenebel eingehüllt wird, macht Alfio Burrano in einer altehrwürdigen Villa einen grausigen Fund: In einem Speiseaufzug krümmt sich der mumifizierte Körper einer Frau, an deren Schädel noch die Reste eines Seidentuchs hängen. Ihr teures Kostüm, die Perlenketten und das Schminkköfferchen sehen aus, als stammten sie aus einem längst vergangenen Jahrzehnt. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Giovanna Guarrasi, tough, gefahrenerprobt und gerade aus Palermo zum mobilen Einsatzkommando versetzt, wird mit dem Fall betraut. Da es sich als unerwartet schwierig erweist, die Identität der Leiche zu ermitteln, ruft sie einen Kommissar im Ruhestand zu Hilfe. Ihre Nachforschungen enthüllen den beiden eine Geschichte voller Abgründe, die sie immer tiefer in eine verschworene Gemeinschaft hineinführt ...

Authentisches Sizilien-Feeling und Urlaubsspannung pur - begleiten Sie Giovanna Guarrasi auch bei ihren weiteren Fällen: »Tödliche Klippen« und »Finsteres Meer«.

Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Cristina Cassar Scalia stammt aus dem spätbarocken Noto und hat sich schon immer gewünscht, Sizilien zum Schauplatz eines Romans zu machen. Wenn sie ihre Leser*innen durch die Lektüre dazu inspirieren könne, ihrer Heimat einen Besuch abzustatten, so sagt sie, habe sie ihren Job gut gemacht. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet sie als Augenärztin in Catania.

1


An jenem Morgen war La Muntagna, der Vulkan, wieder erwacht. Eine dicke schwarze Aschewolke hing drohend über der Stadt, hüllte sie ein. Wenn es ganz still war, war das Donnern sogar vom Meer aus zu hören. Eine Mischung aus Donnerschlag und Feuerwerk, das durch die Entfernung gedämpft wurde.

Schwarzer Sand rieselte herab und formte einen knirschenden Teppich auf dem Boden, glitt an den offenen Sonnenschirmen ab, die fliegende Händler aufgetrieben hatten und bei plötzlich einsetzendem Regen am Straßenrand verkauften.

Alfio Burrano drückte mehrmals auf die Scheibenwaschanlage, gab sich dann aber geschlagen und schaltete die Scheibenwischer einfach an. Die Farbe des nagelneuen weißen Range Rover war inzwischen zu Anthrazitgrau und danach zu trübem Schwarz geworden. Beim Gedanken an die Schäden, die der raue Sand auf der Karosserie und anderen Oberflächen anrichtete, fluchte Alfio leise. Er zog eine halb gerauchte Zigarre aus der Vordertasche seines Rucksacks und zündete sie an.

Zwischen dem OrtsschildWillkommen in Sciara, Dorf am Ätna, und der Einfahrt zur Villa Burrano lagen etwa fünfhundert Meter, die von zahlreichen Häusern unterschiedlicher Größe gesäumt waren. Man hatte sie in dem einst privaten Schlosspark errichtet, und sie bildeten einen Ring aus Gebäuden um das Schloss herum.

Als er den Dorfplatz hinter sich gelassen hatte und auf den Seiteneingang zufuhr, klingelte Alfios Handy, das an die Freisprechanlage gekoppelt war. Er sah kurz auf das Display, um sich zu vergewissern, dass nicht schon wieder die blauen Augen darauf zu sehen waren, die ihn schon den ganzen Nachmittag über mit Nachrichten und Telefonaten bombardierten, auf die er nicht geantwortet hatte.

Valentinas Stimme – seine Önologin und nicht nur das – verlieh ihm neuen Mut. »Hallo, Boss! Und, wie ist es ausgegangen?«

»Wie soll es schon ausgegangen sein? Wenn alles gut geht, bleibt der Luftraum über Catania nur bis morgen früh geschlossen. Die Flüge werden nach Palermo und Comiso umgeleitet oder gleich ganz gestrichen, so wie meiner. Das übliche Chaos eben. Hoffentlich lässt man mich wenigstens morgen fliegen, sonst platzen die Termine.«

Noch vor einigen Stunden hatte Alfio beobachtet, wie der Check-in-Schalter im Bellini Terminal von etwa zwanzig eifrigen Meilensammlern gestürmt worden war, die sich ärgerten, dass sie ihre missliche Lage nicht mit ihrer Mitgliedskarte oder einem Priority-Boarding-Status lösen konnten. Er hatte sich sofort ans Telefon geklemmt. Vergeblich hatte er versucht, den Führungsstab des Flughafens Catania zu kontaktieren, unter dessen Mitgliedern er mehr als nur einen Freund hatte, um mit dessen Hilfe einen Platz auf dem letzten Flug nach Mailand Linate zu ergattern, der noch am gleichen Nachmittag starten sollte.

»Ganz bestimmt gibt es für dich noch eine Möglichkeit, um loszufliegen. Lass uns heute Abend irgendwo nett essen gehen, ja? Das wird dich aufbauen«, schlug sie vor.

Bei anderer Gelegenheit hätte er nicht lange gezögert, aber dass er sich nach dem schrecklichen Nachmittag auch noch auf ein Wortgefecht bei Kerzenschein in Sachen Liebe einlassen sollte, um sich das Vögeln zu verdienen, dazu hatte er keine Lust.

»Tut mir leid, Vale! Sei mir nicht böse, aber heute Abend ziehe ich mich lieber nach Sciara zurück.«

Schweigen. Sie war enttäuscht. »Na klar, das ist genau der richtige Abend, um sich in ein Dorf am Fuß des Vulkans zurückzuziehen. Spring doch gleich in den Krater!«

Das klang gar nicht gut. Jetzt musste er zumindest eine Gegeneinladung aussprechen, auch wenn er mit einer Abfuhr rechnete. Aber da irrte er sich.

»Burrano, du bist ein Arschl