: Michael Marcus Thurner
: Perry Rhodan 2627: Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Perry Rhodan-Zyklus 'Neuroversum'
: Perry Rhodan digital
: 9783845326269
: Perry Rhodan-Erstauflage
: 1
: CHF 1.60
:
: Science Fiction
: German
: 64
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Schiffsbesatzung kämpft ums Überleben - Tekener bekommt wertvolle Hinweise In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) - das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Seit dem dramatischen Verschwinden des Solsystems mit all seinen Bewohnern hat sich die Situation in der Milchstraße grundsätzlich verändert. Die Region um das verschwundene Sonnensystem wurde zum Sektor Null ernannt und von Raumschiffen des Galaktikums abgeriegelt. Fieberhaft versuchen die Verantwortlichen der galaktischen Völker herauszufinden, was geschehen ist. Dass derzeit auch Perry Rhodan mitsamt der BASIS auf bislang unbekannte Weise 'entführt' worden ist, verkompliziert die Sachlage zusätzlich. Kein Wunder, dass in der Milchstraße an vielen Stellen große Unruhe herrscht. Mit dem Solsystem ist schließlich ein politischer und wirtschaftlicher Knotenpunkt der Menschheitsgalaxis entfallen - die langfristigen Auswirkungen werden bereits spürbar. Um eine politische Führung zu gewährleisten, wurde auf der Welt Maharani eine provisorische neue Regierung der Liga Freier Terraner gewählt. Die Hoffnung, das Solsystem wiederzuentdecken, gibt aber niemand auf. Der Zellaktivatorträger Ronald Tekener sucht mit der JULES VERNE nach Hinweisen auf dessen Verbleib - und wird fündig. Im Sektor Null, wo sich einst das Solsystem befand, ereigneten sich DIE LETZTEN TAGE DER GEMMA FRISIUS ...

Michael Marcus Thurner ist und bleibt Wiener. Er wurde 1963 in der österreichischen Hauptstadt geboren und wohnt mit seiner Frau und zwei Töchtern in der Nähe des Stadtzentrums. 'Und dort fühle ich mich pudelwohl', so Thurner über seinen Lebensmittelpunkt. Nach einem Abschluss der Handelsakademie studierte Thurner einige Semester Anglistik, Geographie und Geschichte. Sein Berufsziel war eigentlich Lehrer - er stellte allerdings fest, dass dies nichts für ihn war. 'In beruflicher Hinsicht prägten häufige Wechsel mein Leben', konstatiert er heute. 'Unter anderem war ich als Kellner, Verkäufer in einem Motorradzubehör-Geschäft, Security und als Angestellter in einem Reitstall tätig.' Thurner ist begeisterter Fußballfan und spielt nach eigenen Angaben den 'gnadenlosen Abräumer, vor dem kein Schienbein sicher ist'. Als Fan hält er seit über 40 Jahren dem SK Rapid Wien die Treue. Er liest und liebt Comics, hält Carl Barks für den großartigsten Geschichtenerzähler aller Zeiten und ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Im Alter von 34 Jahren entwickelte er erste schriftstellerische Aktivitäten. 1998 wurde seine Kurzgeschichte 'Tod eines Unsterblichen' beim 'William Voltz Kurzgeschichten-Wettbewerb' auf den dritten Platz gewählt. Sein erster Roman erschien unter dem Titel 'Mit den Augen des Mörders' in der PERRY RHODAN-FanEdition. Recht schnell folgte seine Mitarbeit an der ATLAN-Serie - dann wurden auch andere Verlage auf ihn aufmerksam, und Thurner begann sein Engagement bei den Serien 'Bad Earth' und 'Maddrax'. Hinzu kamen Beiträge zu 'Coco Zamis' und die Mitarbeit bei 'Elfenzeit', der Fantasy-Erfolgsserie von Susan Schwartz. Bei Heyne erschien der eigenständige SF-Roman 'Turils Reise' (2009); demnächst folgt 'Plasmawelt' (2011). 2005 stieg er mit Band 2265, 'Die Krone von Roewis', in die PERRY RHODAN-Serie ein und gehört seitdem zum festen Autorenteam. 'Das freut mich als jahrzehntelanger Fan ganz besonders', so Thurner, der in Wien lange Jahre den PERRY RHODAN-Stammtisch organisiert hatte. Er verfasste mittlerweile zahlreiche Heftromane und Taschenbücher und übernahm zeitweise die Exposé-Redaktion für die ATLAN-Heftserie sowie für PERRY RHODAN- und ATLAN-Taschenbücher.

1.

Ronald Tekener

14. November 1469 NGZ

 

»Alles in Ordnung, Ronald?«

Von allen Besatzungsmitgliedern an Bord der JULES VERNE ist Sichu Dorksteiger die Einzige, die mich bei meinem Vornamen ruft. Fast alle meine Freunde nennen michTek; jene, die mich fürchten, hassen und hinter vorgehaltener Hand über mich tuscheln, sagenSmiler zu mir.

»Es ist alles in Ordnung«, wiederhole ich, obwohl wir beide wissen, dass ich lüge.

Ich darf mich von der Ator keinesfalls ablenken lassen. Ich muss mich auf meine Pflichten konzentrieren, auf meine verdammten Pflichten. Ich trage Verantwortung für unzählige Terraner und Angehörige anderer Milchstraßenvölker. Man erwartet von mir, dass ich jede Situation mit der notwendigen Nüchternheit analysiere und die richtigen Entscheidungen treffe. Persönliche Anteilnahme am Schicksal Einzelner ist angesichts meiner Pflichten kontraproduktiv.

Und dennoch ...

Ich vermag kaum ruhig zu bleiben und nüchtern zu beurteilen, was ich im Zentralholo sehe. Ich fühle Wut in mir, einen der schlechtesten Ratgeber für Strategen.

Ich blicke auf das Wrack eines Schiffes terranischer Bauweise, kaum noch als Kugelraumer zu erkennen. Mit viel Phantasie kann ich den Schriftzug GEMMA FRISIUS erahnen. Die letzten Buchstaben fehlen; an ihrer Stelle befindet sich ein Loch, so groß, dass ein in einen Raumanzug gepresster Elefant purzelbaumschlagend ins Innere des Schiffes schweben könnte.

Ich zähle insgesamt acht größere Löcher und unzählige kleine. Es muss im Inneren der GEMMA FRISIUS zu Explosionen gekommen sein. Träger aus Terkonitstahl sind nach außen gebogen; in Gluthitze geschmolzene und in der Kälte des Vakuums wieder gefrorene Metallteile minderer Qualität ragen wie übergroße Knorpel und Knochensplitter aus den Öffnungen.

Besonders dramatisch sind die Beschädigungen nahe der oberen Polkappe des Schiffs. Durch ein gähnendes Loch von fast hundert Metern Durchmesser blicke ich tief ins Innere. Vorbei an Decks, deren Stützträger abgetrennt oder zusammengepresst worden sind, ins Innere von Hallen, Mannschaftsräumen, Lagerräumen, Erholungsbereichen, Laboratorien. Dies alles meine ich auszumachen; doch ich kann mich irren. Es scheint kaum möglich, all die Trümmer und Teile richtig zuzuordnen.

Der Schnitt an der Polkappe, der das Schiff ein wenig wie ein geköpftes Frühstücksei wirken lässt, verläuft keinesfalls gerade. Im Zentrum liegt eine Vertiefung von nochmals zwanzig Metern, deren Wölbung auf etwas hindeutet, das einen Gesamtdurchmesser von rund hundertfünfzig Metern gehabt haben muss.

Es sind 144 Meter, rufe ich mir die exakten Werte in Erinnerung. Ein Etwas, dessen Sinn und Zweck sich mir nicht erschließt, hat sich augenscheinlich in den Polbereich der GEMMA FRISIUS gebohrt.

Ich fühle wachsende Übelkeit, je länger ich diese seltsame Narbe betrachte. Wurden Menschen zerquetscht, als sich dieses Etwas auf den Forschungsraumer setzte?

Zur Wut gesellt sich Angst.Eine Emotion, die du dir nicht leisten solltest, alter Mann!

Mir ist, als blickte ich dem Tod ins Auge. Als erwartete mich dort im Inneren der GEMMA FRISIUS, in der Beinahe-Dunkelheit, die ein wenig von einem merkwürdigen Lichtschimmer durchbrochen wird, ein Monster aus den Albträumen meiner frühesten Jugend.

Diese Furcht ist anders als bei den meisten Einsätzen, die ich in meinem langen Leben angeführt – und überlebt – habe. Diesmal spüre ich sie ganz tief in mir. Sie ist kreatürlich und greift womöglich auf Instinkte zurück, die bereits meine Urahnen empfunden haben, wenn es am Horizont blitzte und ein Baum in Flammen geriet. Oder wenn es dunkel wurde.Denn in der Dunkelheit können Gefahren nicht wahrgenommen werden. Wir fühlen uns allein. Alleingelassen ...

Ich mache mir bewusst, dass ich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehe. Rings um mich verrichten die Besatzungsmitglieder der Schiffszentrale ihren Dienst. Sie sammeln Informationen, sorgen sich um unsere Sicherheit, sind vorbereitet auf den Gefahrenfall. Sie führen aus, was ich befehle. Ein Zeichen von Schwäche oder auch nur Unsicherheit würde sich augenblicklich auf sie übertragen.

Ich klopfe mit den Fingern auf das Pult vor mir. Rhythmisch, nicht allzu schnell. Die Geräusche und die Bewegungen geben mir meine Sicherheit zurück. Ich weiß aus Erfahrung, dass meist die winzigsten Gesten von größter Hilfe sind.

Ich betrachte die Bilder, die eine Vielzahl von Sonden und Drohnen aus der unmittelbaren Nähe der GEMMA FRISIUS liefern. Auch wenn nirgendwo Leichen zu sehen sind, erahne ich dennoch eine Katastrophe größten Ausmaßes. Shaline Pextrel und ihr Team prüfen das Innere des Wracks auf Lebenszeichen von Besatzungsmitgliedern.

Dieses Leuchten – was hat es zu bedeuten? Und warum dringt es aus jener klebrig wirkenden Masse, die Teile des Wracks überzieht und sich auch in sein Inneres fortsetzt? Istdies der Angreifer? Etwas, das trotz der gnadenlosen Kälte des Weltalls überleben kann, auf uns lauert, uns vernichten möchte?

Ich behalte diesen Gedanken im Hinterkopf, sowohl um ihn abzutun als auch um ihm größere Bedeutung als notwendig zukommen zu lassen. Ich atme durch. So, dass kein anderes Mitglied der Zentralebesatzung es mitbekommt. Ich bin der Smiler. Ich fürchte mich nicht. Ich spucke dem Tod ins Gesicht.

So sagt man zumindest von mir.

Ich kann meine Blicke kaum vom großen Holo lösen. Mittlerweile ist die GEMMA FRISIUS – besser gesagt: ihr Wrack – weitgehend vermessen. Immer mehr detaillierte Informationen füllen die Datenspeicher, immer präziser werden jene Auskünfte, die NEMO, das Schiffsgehirn der JULES VERNE, zu geben imstande ist.

Doch selbst die Positronik hat keine Antwort auf die Fragen, die ich mir seit unserem Eintreffen hier ununterbrochen stelle.

Was ist geschehen? Warum befindet sich die GEMMA FRISIUS in einem derartigen Zustand, und wie, zur Hölle, ist das Schiff vom Ordoghan-Nebel in den Sektor Null gelangt?