Das tragische Erlebnis des Menschen ist immer wieder Weltzentrum geworden. Von Aischylos bis Kaiser, von Anaximander bis Hartmann haben Jahrtausende das menschliche Leid zum Urpunkt des Alls gemacht. Verschiedene Zeiten, verschiedene Menschen haben das Leid verschieden dargestellt und gedeutet: geblieben ist die Zentralbedeutung dieses Erlebnisses. Das Tragische ist das Leiderleben. Nicht der ‚Schmerz, nicht das Unangenehme, nicht das Erlebnis des Widerstandes ist tragisch. Erst wenn Schmerz und Widerstand mehr als flüchtige, überwindbare Affektationen sind; erst wenn Schmerz und Widerstand Konstituentien der Definition Mensch sind, werden sie Leid. Ohne Leid ist die Kreatur nicht Kreatur; ohne Leid ist der Mensch nicht Mensch: das ist das tragische Kernerlebnis, daseine Tragische hinter den bunten Sprachen der Zeiten. Hebbel sagt: Das Tragische muss als ein von vorneherein mit Notwendigkeit Bedingtes, als ein, wie der Tod, mit dem Leben selbst Gesetztes und gar nicht zu Umgehendes auftreten.« Die Tragödie ist die Objektivierung des tragischen Erlebnisses im Drama. Die Tragödie sagt: So sieht eine Welt aus, die den Menschen als Leidwesen schaffen konnte … Die Antike deutet das Leid, indem sie es kosmisch ableitet … Mit gewaltigem Pathos bildet sie den leidenden Menschen. Aber der ist nicht ein Faktum brutum, eine Kuriosität des Daseins, sondern ein notwendiges, motiviertes Lebensgebilde innerhalb eines notwendig tragischen Universums … Leid oh