: Jochen Schaare
: Freigeistiges Brevier Gedankensplitter, Aphorismen und Epigramme zu Leben, Philosophie und Kulturkritik
: Books on Demand
: 9783752653106
: 1
: CHF 6.10
:
: Philosophie, Religion
: German
: 356
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeder Mensch strebt einen Sinn in seinem Leben an. Das Buch zeigt Weisheiten und Lebensperspektiven von berühmten und weniger bekannten Denkern und Dichtern auf, die in der großen Tradition der Aufklärung und der europäischen Philosophien stehen. Die Gedankensplitter und Aphorismen laden zum Nach-, Mit- und Weiterdenken ein durch Philosophie, Psychologie, Geschichte, auch durch politische Einschätzungen durch den Weisheitskanon des Abendlandes. Die Korruption der Verhältnisse wird kritisch zur Sprache gebracht, Lösungsmöglichkeiten genannt durch Einbeziehung von ethischem Wissenshorizont, der tief in die Vergangenheit und in die Zukunft weist.

Joachim Schaare, geboren 1948, ist Versicherungskaufmann, Medienanalytiker, Autor und Lehrer. Er studierte Deutsch, Geschichte, Sachunterricht und einige Semester Vergleichende Religionswissenschaft.

Kapitel 1


Über das Tragische und tragische Lebensweisheit


Das tragische Erlebnis des Menschen ist immer wieder Weltzentrum geworden. Von Aischylos bis Kaiser, von Anaximander bis Hartmann haben Jahrtausende das menschliche Leid zum Urpunkt des Alls gemacht. Verschiedene Zeiten, verschiedene Menschen haben das Leid verschieden dargestellt und gedeutet: geblieben ist die Zentralbedeutung dieses Erlebnisses. Das Tragische ist das Leiderleben. Nicht der ‚Schmerz, nicht das Unangenehme, nicht das Erlebnis des Widerstandes ist tragisch. Erst wenn Schmerz und Widerstand mehr als flüchtige, überwindbare Affektationen sind; erst wenn Schmerz und Widerstand Konstituentien der Definition Mensch sind, werden sie Leid. Ohne Leid ist die Kreatur nicht Kreatur; ohne Leid ist der Mensch nicht Mensch: das ist das tragische Kernerlebnis, daseine Tragische hinter den bunten Sprachen der Zeiten. Hebbel sagt: Das Tragische muss als ein von vorneherein mit Notwendigkeit Bedingtes, als ein, wie der Tod, mit dem Leben selbst Gesetztes und gar nicht zu Umgehendes auftreten.« Die Tragödie ist die Objektivierung des tragischen Erlebnisses im Drama. Die Tragödie sagt: So sieht eine Welt aus, die den Menschen als Leidwesen schaffen konnte … Die Antike deutet das Leid, indem sie es kosmisch ableitet … Mit gewaltigem Pathos bildet sie den leidenden Menschen. Aber der ist nicht ein Faktum brutum, eine Kuriosität des Daseins, sondern ein notwendiges, motiviertes Lebensgebilde innerhalb eines notwendig tragischen Universums … Leid oh