: Giordano Bruno
: Die heroische Leidenschaft De gli eroici furori
: Books on Demand
: 9783752608755
: 1
: CHF 2.80
:
: Philosophie
: German
: 302
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es gibt im Menschen eine angeborene Sehnsucht nach Gott, nach Transzendenz. C.G. Jung nannte dies den"Archetyp Gottes". Diese Sehnsucht nach dem Göttlichen steht in enger Beziehung zur menschlichen Liebesfähigkeit und Sexualität. Wer sich nicht der Mystik oder Religiosität verdächtig machen will, nennt dies die Suche nach Sinn. Anknüpfend an die antiken Mysterien von Einweihung und Erleuchtung beschreibt Giordano Bruno in diesem Buch die bewusste spirituelle und kontemplative Suche nach dem Göttlichen, die er als"heroische Leidenschaft" bezeichnete. Das Ziel dieser Suche ist die Erfahrung der lebendigen Gottheit und die Erweckung des geistigen Potenzials, das in jedem Menschen schlummert, so dass er Wahrheit und Sinn seiner Existenz verstehen und nicht induktiv forschend, sondern in intuitiver Schau alles Sein begreifen kann. Mehr über die Bücher von Giordano Bruno unter: https://erikarojas.de/Giordan Bruno/GB.html

Der Naturphilosoph Giordano Bruno wurde 1548 in Nola in Süditalien geboren. 1565 trat er in den Dominikanerorden ein. Nachdem er 1576 wegen Ketzerei angeklagt wurde, floh er aus dem Orden zuerst in die Schweiz und dann nach Frankreich. 1583 bis 1585 lebte er in England, wo er unter anderem auch die Schrift"Die heroische Leidenschaft" verfasste. Von dort aus reiste er weiter über Paris nach Deutschland, Prag und Zürich. Als er nach Italien zurückkehrte, wurde er 1592 von der Inquisition verhaftet, nach Rom gebracht und in der Engelsburg inhaftiert. Nach langer Auseinandersetzung mit der Inquisition weigerte er sich, seine Lehren und Thesen zu widerrufen, und wurde am 17. Februar 1600 in Rom auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. Giordano Bruno wird gerne als Vorläufer oder gar Märtyrer der Aufklärung bezeichnet. Dies ist nicht korrekt, denn er kämpfte zwar für Gedankenfreiheit, aber nicht für Atheismus oder Materialismus, und in seinen Werken spielt der Bezug zu lebendiger Spiritualität und Gott eine zentrale Rolle.

Vorwort des Nolaners


Vorwort des Nolaners zu den heroischen Leidenschaften


geschrieben an den hochedlen Sir Philipp Sidney


Es ist in Wahrheit, oh hochedler Ritter, ein Zeichen für eine niedrige, gemeine und schmutzige Gesinnung, sein ständiges Trachten darauf zu fixieren, in Gedanken die Schönheit eines weiblichen Körpers zu begaffen. Bei Gott, kann es für die Augen eines reinen Empfindens ein unwürdigeres Spektakel geben als einen sinnierenden, kummervollen, leidenden, resignierten und melancholischen Mann, dem bald kalt, bald heiß ist, der bald glüht, bald zittert, bald bleich, bald rot wird, der bald erstaunt, bald entschlossen auftritt, der seine besten Stunden und die schönsten Blüten seines verrinnenden Lebens damit verschwendet, das Elixier seines Verstandes zu destillieren, um unter der Tyrannei einer unwürdigen, törichten, dummen und schmutzigen Schweinerei jene ewigen Selbstquälereien, jenen tiefen Schmerz, jenes vernünftige Argumentieren, jene ermüdenden Gedanken, jenes bittere Sehnen in Worte zu fassen, der Schrift anzuvertrauen und in öffentlichen Denkmälern zu verewigen?

Was für eine Tragikkomödie! Was könnte, so meine ich, in diesem Theater des Lebens gezeigt, was könnte vor unseren Augen inszeniert werden, das lächerlicher und mitleiderregender wäre als jene Akteure, die in so großer Zahl und so heftig verstrickt dieses Stück aufführen, und sich in tiefsinnige, grüblerische, hartnäckige, entschlossene, treue, verliebte, bemühte und bewundernde Diener verwandeln von etwas ohne jede Treue, das keinerlei Beständigkeit besitzt, dem jeder Geist fehlt, das keinen Wert hat, ohne jegliche Dankbarkeit oder Erkenntlichkeit, wo du nicht mehr Gefühl, Bewusstsein oder Güte erkennen kannst, als sich in einer Statue oder in einem an die Wand gemalten Bild finden lässt? Dort befindet sich mehr Hochmut, Arroganz, Anmaßung, Eitelkeit, Zorn, Gehässigkeit, Falschheit, Lüsternheit, Geiz, Undankbarkeit und andere Verderben bringende Laster, als hätten Gifte und tödliche Waffen der Büchse der Pandora entspringen können, denn sie haben einen zu großen Unterschlupf im Hirn eines solchen Scheusals gefunden. Allein, da seht ihr es! Auf Papier geschrieben und in Büchern gedruckt, es wird den Augen präsentiert und erklingt für die Ohren. Es ist ein Lärmen, ein Geschrei, ein geistiger Krawall von Wahlsprüchen, von Schlagworten, von Episteln, Sonetten und Epigrammen, von Büchern, von weitschweifigen Schmierereien, von vergossenem Schweiß, von verlorenem Leben, von Geschrei, das die Sterne betäuben könnte, von Geheul, das bis zu den Pforten der Hölle dröhnt, von Klagen, die lebende Seelen erschrecken und von Seufzern, die selbst in den Göttern Mitleid erregen, für diese Augen, diese Wangen, diesen Busen, diese Blässe, dieses Rot, diese Stimme, diese Zähne, diese Lippen, dieses Haar, dieses Kleid, dieses Gewand, diese Handschuhe, dieses Stiefelchen, dieses Pantöffelchen, diese Spröde, dieses Schmollen, diese Herablassung, dieses verlassene Fenster, diese verdunkelte Sonne, diese Schwere, diesen Abscheu, dieses übertünchte Grab, diese Jauchegrube, diese Menstruation, dieses Aas, dieses Viertagefieber, diese Beleidigung und diesen Betrug der Natur, die durch eine Oberfläche, durch einen Schatten, einen bloßen Schein, ein Phantasma, einen Zaubertrank der Circe uns zum Zweck der Fortpflanzung mit dem Anschein von Schönheit verführt, die verschwindet sobald sie erscheint, entsteht und vergeht, erblüht und verwelkt. Hinter ein bisschen Fassade von Attraktivität im Äußeren, enthalten sie im Innern beständig wahrlich eine ganze Flotte, einen Krämerladen, eine Zollstelle, einen Markt voll von so viel Dreck, Drogen und Gift wie unsere stiefmütterliche Natur nur hervorbringen kann. Nachdem sie den Samen eingesammelt hat, der ihr so nützlich ist, bezahlt sie uns meist mit Gestank, Schuldgefühlen, Traurigkeit, Verdruss, Kopfschmerzen, Müdigkeit und anderen und wieder anderen Gebrechen, die alle Welt kennt, so dass zuletzt bitter schmerzt, was vorher süß verlockte.

Aber was mache ich? Was denke ich? Bin ich denn ein Feind der Fortpflanzung? Hasse ich denn das Licht der Sonne? Bedauere ich gar mein Leben und all das Leben in der Welt? Will ich es den Menschen verweigern, von der süßesten Frucht des irdischen Paradieses zu kosten? Will ich denn verhindern, was die Natur so heilig eingerichte