: Raimund Philipp
: Die Geschichte Chinas als Geschichte von Fetischverhältnissen Zur Kritik der Rückprojektion moderner Kategorien auf die Vormoderne: ausgehendes Neolithikum, die drei Dynastien
: wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
: 9783534400232
: 1
: CHF 38.60
:
: Kulturgeschichte
: German
: 516
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die vorliegende Arbeit basiert auf der Theorie der Geschichte als Geschichte von Fetischverhältnissen. Ihr Urheber, Robert Kurz, hat den Marxschen Begriff des Fetischs aufgegriffen und zu einer kohärenten und konsistenten Theorie weiterentwickelt. Der Vorteil gegenüber anderen Geschichtstheorien besteht darin, dass abstrakt-allgemeine Kriterien entwickelt wurden, die es ermöglichen, jede Epoche der Menschheitsgeschichte und jede Kultur zu analysieren. Im vorliegenden Essay wird ein erster Versuch unternommen, diese Kriterien auf einen konkreten Gegenstand, das antike China, anzuwenden. Es handelt sich um eine Kritik der Rückprojektion moderner Kategorien auf die Vormoderne. Da diese religiös konstituiert war, verbietet es sich moderne Kategorien in die Vormoderne zu implementieren. Staat und Politik sind allein durch das Kapitalverhältnis entstanden. D.h., die vormoderne religiöse Jenseits-Metaphysik wird abgelöst durch die moderne Diesseits-Metaphysik des Wertabspaltungsverhältnisses. Dies wird von den Vertretern der entsprechenden Fachdisziplinen regelmäßig außer Acht gelassen.

Dr. phil. Raimund G. Philipp, Studium der Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie. Forschungsschwerpunkte: China, Wertabspaltungstheorie, Forschungsaufenthalte in der VR China (Weltsozialismus-Institut, Renmindaxue).

Vorwort


DieGeschichte Chinas als Geschichte von Fetischverhältnissen basiert auf derTheorie der Geschichte als Geschichte von Fetischverhältnissen. Ihr Urheber ist Robert Kurz. Kurz hat den Marxschen Begriff des Fetischs aufgegriffen und zu einer Theorie weiterentwickelt:

„Der Marxsche Begriff des Fetischs, konzipiert für den realmetaphysischen Charakter der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise als spezifischer Waren-, Kapital- und Rechtsfetisch, konnte so als Überwindung der soziologistisch und herrschaftstheoretisch verkürzten marxistischen Geschichtstheorie auf die bisherigen historischen Formationen bezogen werden, ohne außer Acht zu lassen, dass es sich dabei um jeweils ganz verschiedene Fetischverhältnisse gehandelt hat, deren je eigener Charakter erst zu untersuchen wäre.

Der Marxsche Geschichtsmaterialismus (als Umdeutung oder ‚Umstülpung‘, aber auch Verlängerung der Hegelschen Geschichtsmetaphysik) einschließlich des Begriffs einer ‚Geschichte von Klassenkämpfe‘ stellt aus dieser Sicht eigentlich nur eine Transposition der modernen kapitalistischen Konstitution in die Geschichte dar. Eine ‚Geschichte von Fetischverhältnissen‘, so der bisherige Stand der neuen Theoriebildung, wäre etwas anderes: nämlich eine über Marx hinausgehende Kritik der modernen Geschichtsphilosophie, eine Kritik an der Idee eines fortschreitenden, in sich kohärenten und ontologisch verankerten Aufstiegs von historischen Formationen, wie sie seit der späten Aufklärung als ‚Entwicklungsgeschichte der Menschheit‘ dargestellt wird.“1

Der grundlegende Vorteil gegenüber allen anderen geläufigen Geschichtstheorien besteht darin, dass abstrakt-allgemeine Kriterien entwickelt wurden, die es ermöglichen, jede Epoche der Menschheitsgeschichte und jede Kultur zu