: Stephen Fry
: Helden Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt
: Aufbau Verlag
: 9783841225719
: Die Mythos-Trilogie
: 1
: CHF 10.00
:
: Vor- und Frühgeschichte, Antike
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

»Genauso entzückend und schwer aus der Hand zu legen wie der erste Band.« The Herald. »Man möchte diese Geschichten, wenn sie so packend und mitreißend erzählt werden, unbedingt immer weiter hören. Suchtstoff.« NDR zu »Mythos«. Nie sind monströsere Gefahren überwunden und rachsüchtigere Götter überlistet worden als in der griechischen Antike. Stephen Fry haucht den Sagen um Perseus, Herakles& Ödipus neues Leben ein. Ob Jason mithilfe von Medeas Zauber das Goldene Vlies stiehlt oder Theseus durch Ariadnes List den Minotaurus überwindet - mit seinem unnachahmlichen Humor holt Fry die klassischen Stoffe in unsere Zeit. Er zeigt, dass hinter jedem Helden eine Heldin steht und dass es der Auflehnung der Helden gegen Zeus& Co. bedurfte, um der Welt von uns Menschen den Weg zu bereiten. »Das Tempo ist lebhaft, die Witze sind urkomisch.« The Guardian



Stephen Fry ist Schriftsteller, Schauspieler, Moderator, Kolumnist und Regisseur. Sein exzentrischer Charakter erklärt sich durch seine krumme Nase und den halben Zentimeter, den er kleiner ist als Monty-Python-Legende John Cleese. Sein Buch 'Mythos' wurde zum SPIEGEL-Bestseller, der Nachfolger Helden zum Historischen Buch des Jahres 2021 gekürt. 'Helden' wurde 2021 von DAMALS. Das Magazin für Geschichte als 'Historisches Buch des Jahres' ausgezeichnet.

Bei Aufbau und im Aufbau Taschenbuch sind seine Romane 'Geschichte machen', 'Der Lügner', 'Das Nilpferd' und 'Der Sterne Tennisbälle', dazu 'Paperweight. Literarische Snacks', 'Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir', die Autobiographie 'Ich bin so Fry. Meine goldenen Jahre', 'Mythos. Was uns die Götter heute sagen' und 'Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt' lieferbar.

Bei Aufbau erschien zuletzt: 'Troja. Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass'.

Perseus


Der Goldregen


DaAKRISIOS, der Herrscher von Argos,1 keinen männlichen Erben für sein Königreich gezeugt hatte, suchte er beim Orakel von Delphi Rat, wann und wie er auf einen solchen hoffen könne. Die Antwort der Priesterin war verstörend.

König Akrisios wird keine Söhne haben, aber sein Enkel wird ihn töten.

Akrisios liebte sein einziges Kind, seine TochterDANAË, doch sein eigenes Leben liebte er mehr. Nach dem Orakelspruch war ihm klar, dass er alles in seiner Macht Stehende tun musste, um jedweden zeugungsfähigen Mann von ihr fernzuhalten. Also befahl er den Bau einer Kammer aus Bronze unterhalb des Palasts. Eingeschlossen in dieses glänzende, unbezwingbare Gefängnis, stellte man Danaë so viel Luxus und weibliche Gesellschaft zur Verfügung, wie sie nur wollte. Schließlich war er, so redete Akrisios sich ein, keinesfalls hartherzig.2

Er hatte die bronzene Kammer gegen jeden Eindringling versiegelt, aber nicht mit den Lüsten und Listen des Zeus gerechnet, dessen Blick auf Danaë gefallen war und der nun darüber nachdachte, wie er in die versiegelte Kammer eindringen und sich ein wenig Vergnügen verschaffen konnte. Ihm gefiel die Herausforderung. Im Zuge seiner amourösen Karriere hatte der König der Götter sich auf der Jagd nach begehrenswerten Frauen und manchmal auch Männern schon in alle möglichen exotischen Wesen verwandelt. Um Danaë zu erobern, das war ihm klar, musste er sich etwas Besseres einfallen lassen als die üblichen Stiere, Eber, Hengste, Adler, Hirsche und Löwen. Irgendetwas Überkandideltes war vonnöten …

Durch die schmalen Lichtschlitze im Dach der Kammer strömte eines Nachts ein Goldregen herein, ergoss sich in Danaës Schoß und penetrierte sie.3 Es mag eine unorthodoxe Form der geschlechtlichen Vereinigung gewesen sein, aber Danaë wurde schwanger und brachte mithilfe ihrer ergebenen Dienerinnen einen gesunden Jungen zur Welt, den siePERSEUS nannte.

Die sterbliche Robustheit von Perseus wurde von äußerst tauglichen Lungen begleitet, und sosehr sie es auch versuchten, schafften es weder Danaë noch ihre Dienerinnen, die Schreie des Babys zu dämpfen. Diese bahnten sich ihren Weg durch die Bronzemauern des Gefängnisses und über zwei Stockwerke hinweg nach oben bis in die Ohren ihres Vaters.

Seine Wut, als er des Enkelsohns ansichtig wurde, war schrecklich.

»Wer hat es gewagt, in dein Verlies einzubrechen? Nenn mir den Namen und ich werde ihn kastrieren lassen, foltern und mit seinen eigenen Innereien erwürgen.«

»Vater, ich glaube es war der Himmelskönig selbst, der zu mir kam.«

»Du willst mir sagen – könnte jemand bitte dieses Baby zur Ruhe bringen! –, dass es Zeus war?«

»Vater, ich kann nicht lügen, er war es.«

»Ganz bestimmt. Es war der Bruder von einer deiner verdammten Dienerinnen, nicht wahr?«

»Nein Vater, es war, wie ich gesagt habe. Zeus.«

»Wenn dieser Balg nicht aufhört zu brüllen, ersticke ich ihn mit diesem Kissen.«

»Er hat einfach nur Hunger«, sagte Danaë und legte Perseus an ihre Brust.

Akrisios dachte scharf nach.