: Heinzpeter Hempelmann, Uwe Swarat, Roland Gebauer, Wolfgang Heinrichs, Christoph Raedel, Peter Zimmerling
: ELThG² - Band 2 Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, Neuausgabe, Band 2
: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
: 9783417229394
: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde
: 1
: CHF 72.30
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 1176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das ELThG² ist ein vierbändiges, breit angelegtes Lexikon, das alle Felder der Theologie aus protestantischer Perspektive in ökumenischem Horizont darstellt. Es richtet sich an Theologen in Wissenschaft und Praxis, kirchliche Mitarbeiter und theologisch interessierte Gemeindeglieder. Seine besonderen Kennzeichen sind die überkonfessionelle Ausrichtung, der interdisziplinäre Ansatz (Teilartikel aus den Bereichen Biblische Theologie, Kirchengeschichte, Philosophie, Dogmatik, Ethik, Ökumene und Konfessionskunde, Missionswissenschaften, Soziologie sowie Praktische Theologie) und die Allgemeinverständlichkeit der Artikel.

Dr. Heinzpeter Hempelmann wurde 1954 geboren und ist verheiratet. Er studierte Theologie und Philosophie in Bonn und Tübingen und promovierte zum Dr. theol. 1982 arbeitete er in Mainz als Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. 1983-1988 war er als Theologischer Referent der Pfarrer-Gebets-Bruderschaft (PGB) und 1992-1995 als Referent für theologische Grundsatzfragen im Amt für missionarische Dienste, Stuttgart, tätig. 1995-1996 wirkte er als Studienleiter, ab September 1996 als Seminardirektor des Theologischen Seminars der Liebenzeller Mission. Dr. Hempelmann ist Hauptherausgeber der 'Theologischen Beiträge', Mitglied im Kuratorium der Karl-Heim-Gesellschaft; Geschäftsführer der Liebenzeller Mission und der CTL-gGmbH, Verfasser von zahlreichen Büchern und Zeitschriftenartikeln zu Fragen der Missionstheologie und Apologetik. Dr. Christoph Raedel hat in Rostock, Halle, Cambridge und Reutlingen ev. Theologie studiert, war Studienleiter und Dozent am CVJM-Kolleg und Professor für Ökumenische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel. Seit 2014 ist er Professor für Systematische Theologie und Theologiegeschichte an der FTH Gießen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt seit vielen Jahren im Bereich der Ökumene und der christlichen Ethik. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Faber Stapulensis (1450/1455–1536)


Jakob Faber, genannt Stapulensis (nach seinem Geburtsort Étaples in der Picardie), gilt als führende Persönlichkeit des franz. → Humanismus. Als Priester und Theologe (Exeget) suchte er über vertieftes Wissen einen Zugang zu einem intensiveren Glaubensleben. Er gab Impulse für die reformat. Bewegung, vermied aber den Bruch mit der kath. Kirche. Von seinem Wesen her moderat und konziliant, kennzeichnete ihn der »bedächtige Umgang mit der Tradition« (Roth, 41).

 

Nach dem Studium (B.A. 1479, M.A. 1480) lehrte F. Philosophie am Collège du Cardinal Lemoine in Paris, unterbrochen durch verschiedene Italienaufenthalte (1492–1500). Er beendete 1508 seine Lehrtätigkeit und folgte der Einladung des Abtes Guillaume Briçonnet, seines Schülers, sich in das Kloster St. Germain des Prés zurückzuziehen, um sich auf seine Forschungen zu konzentrieren. Nach dessen Ernennung zum Bischof von Meaux (1516) unterstützte er diesen in der Diözesanverwaltung (1523 Generalvikar). Wegen der traditionskritischen Auffassung bezüglich der drei Marien (keine Gleichsetzung der Maria von Magdala mit Maria von Bethanien und »der großen Sünderin«) strebte die Theol. Fakultät der Sorbonne einen Ketzerprozess an, wovor ihn König Franz I. bewahrte, indem er ihn 1526 in seine Dienste nahm. Ab 1529/1530 lebte er bis zu seinem Tod 1536 am Hof der Königin Margarete von Navarra, einer Schwester des franz. Königs.

F. bemühte sich um eine umfassende Edition des → Aristoteles; als »Wiederentdecker des Aristoteles« verkannte er aber auch nicht den Wert der platonischen Konzeptionen. F. beschäftigte sich mit patristischen, aber auch mittelalterl. Theologen und besorgte eine erste Edition der Werke des → Nikolaus von Kues. Angeregt durch → Mystik und die → Devotio moderna wandte er sich verstärkt dem Bibelstudium zu. In der lat. Psalmenausgabe mit Kommentar »Quincuplex Psalterium« (fünffältiger Psalter, 1509/1513), den auch Martin → Luther für seine Psalmenvorlesung benutzte, setzte er sich in Anlehnung an Johannes → Reuchlin mit dem hebr. Urtext auseinander. In seinem Kommentar der Paulusbriefe (1512) orientierte er sich an einer Theologie der → Gnade. Seine größte Leistung bildete die 1530 erschienene Übersetzung der ganzen Bibel nach der → Vulgata ins Französische, die wegen angeblich häretischer Randglossen 1546 auf den Index der verbotenen Bücher kam. Sie wurde dann ohne diese gedruckt und fand bis in die Mitte des 17. Jh.s unter den franz. Katholiken ihre Verbreitung.

Lit.: Jacques Lefèvre d’Étaples and the Three Maries Debates. Introduction, Latin text, English translation and Annotation by Sheila M. Porrer, Geneve 2009; U. Roth: »Rudimenta Reuchliniana«. Faber Stapulensis auf den Spuren des Hebraisten Johannes Reuchlin, Daphnis 35/2006, 25-50; Chr. Schönau: Jacques Lefèvre d’Etaples und die Reformation, Gütersloh 2017.

W. Weiß

Fabri, Friedrich Gotthard (1824–1891)


Neben seiner Tätigkeit als Leiter der bedeutendsten Missionsgesellschaft Deutschlands machte sich F. einen Namen als Publizist sozialkritischer und politischer Schriften. Geboren wurde er am 12.6.1824 in Schweinfurt/M. in einer Pfarrersfamilie. Er starb am 18.7.1891 in Würzburg. 1841–1845 studierte er Theologie in Erlangen und Berlin und promovierte 1847 zum Dr. phil. in Tübingen. 1848 wurde er Stadtvikar in Würzburg, 1851 Pfarrer in Bonnland bei Würzburg. 1857 wurde er zum Inspektor der Rheinischen Missions-Gesellschaft (→ Vereinte Evangelische Mission) nach Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal) berufen. Dieses Amt hatte er bis 1884 inne. 1869 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Theologie durch die Universität Bonn. 1889 wurde er zum Honorarprofessor in Bonn ernannt.

 

F. entwickelte eine umfassende Schau von der Aufgabe ev. → Mission. Seine Stellung als Missionsdirektor machte ihn kirchl. unabhängig und gab ihm die Freiheit, literarisch auch Probleme der Gesellschaft- und Sozialpolitik aufzugreifen: Materialismus, Wohnverhältnisse der Arbeiter, Arbeitslosigkeit, Armenpflege. Er unterstützte die → Innere Mission und J.H. → Wichern. Mit seiner Schrift »Bedarf Deutschland der Kolonien?« (1879) gab er einen Anstoß zur kolonialen Bewegung in Deutschland (→ Kolonialismus) und wurde so zu einem wichtigen Vertreter des → Imperialismus. Aufgrund von 50 Jahren Missionserfahrung in Afrika und Asien fordert er in dieser Schrift die aktive Unterdrückung des Sklavenhandels, Verbot der Alkoholeinfuhr und Achtung der Eingeborenen. Den Aufbau einer Kriegsmarine lehnt er entschieden ab, da diese Steuermittel besser im sozialen Bereich eingesetzt werden könnten und einige schnelle Handelsschiffe zum Kontakt mit den Kolonien genügen würden