: Sven Michaelsen
: »Am Anfang steht der Größenwahn, am Ende die Demut« Wahrheiten berühmter Menschen
: Piper Verlag
: 9783492996594
: 1
: CHF 12.50
:
: Philosophie: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Martin Walser freut sich über Schmerz, Diane Kruger beschreibt den Fluch dauernder Selbstbeobachtung, Tom Ford hat eine Therapie gegen Einsamkeit erfunden, Penélope Cruz ergründet die Sexfantasien in Männerköpfen, und Woody Allen erklärt, wie die Liebe vom Meer zur Pfütze wird: Der Journalist Sven Michaelsen entlockt den prägenden Figuren der Gegenwart, was uns im Innersten ausmacht. In diesem Buch hat Michaelsen die Essenz aus hunderten Gesprächen zusammengetragen und führt uns die Reflexionen, Katastrophen und Glücksmomente großer Frauen und Männer vor. Die Lektüre wird zum ebenso gehaltvollen wie vergnüglichen Lehrstück. Am Ende sieht man sich und seine Nächsten mit neuen, klügeren Augen. Zu Wort kommen u.a.: Elfriede Jelinek, Steven Spielberg, Vivienne Westwood, Peter Handke, Robbie Williams, Tom Ford, Rupert Everett, John Updike, Ulrich Tukur, Helmut Newton, Walter Kempowski, Woody Allen, Alexander Kluge, Robert De Niro, Margarete Mitscherlich, André Heller, Anjelica Huston, Gregor Gysi, Tomi Ungerer, Julian Schnabel, Anna Netrebko, Kirk Douglas, Karl Lagerfeld, Arthur Miller, Christoph Schlingensief, Mario Vargas Llosa, Gunter Sachs, Daniel Kehlmann, Donatella Versace, Friedrich Dürrenmatt, George Tabori, Günter Grass, Jean Paul Gaultier, Jonathan Meese, Jorge Semprún, Martin Walser, Michael Caine, Michel Houellebecq, Naomi Campbell, Jurek Becker, Peter Ustinov, Salman Rushdie, Stevie Wonder, Wolf Wondratschek, Einar Schleef, Frank Gehry, Rem Koolhaas, Siegfried Unseld, Heiner Müller, Michael Ballhaus  »Wer meint, seine Pubertät liege hinter ihm, der interessiert mich nicht. Für mich ist Pubertät lebenslänglich. Ich werde nicht reif.«Martin Walser

Sven Michaelsen studierte Literatur und Geschichte, war Reporter und Autor beim »Stern«, interviewt für das »SZ-Magazin« seit 2007 die Leitfiguren und Idole unserer Zeit, wurde zwei Mal mit dem »Deutschen Reporterpreis« ausgezeichnet und schrieb neun Bücher. Über Michaelsens Buch »Starschnitte« schrieb der Schriftsteller Rainald Goetz: »Ein unglaublich gutes Buch mit furiosem Tempo. Jeder Satz ein Treffer.« Peter Lückemeier von der »FAZ« urteilte: »Ein wunderbares Buch, das ich nachdrücklich zur Lektüre empfehle.« Über Michaelsens Buch »Das drucken Sie aber nicht!« schrieb der Philosoph Peter Sloterdijk: »Mit seinen Interviews schadet Michaelsen der Dummheit.« Der Schriftsteller Martin Walser urteilte: »Wenn ich an die Gespräche mit Sven Michaelsen denke, kommt es mir vor, als sei es immer die durch ihn bestimmte Distanz gewesen, die das Gespräch so erträglich gemacht hat. Eine Distanz, glaube ich, die auf Freundlichkeit gestimmt war. Eine Distanz ohne Vorurteil. Also kein bisschen zudringlich. Eigentlich ist er ein Intellektueller, der die Sachlichkeit zum Blühen bringt. Und das mit einer mühelos wirkenden Eleganz. Unsereiner kann froh sein, dass es ihn gibt.«

Über Gefühle, Körper und Beziehungen


»Man kann seinem Herzen nicht befehlen, mit dem Hoffen aufzuhören«


Anjelica Huston

Rupert Everett, Schauspieler: Mein verstorbener Labrador Mo hat es mal geschafft, Madonna zu bespringen. Mo war ohnehin schon sexsüchtig, aber bei Madonna war er nicht mehr zu halten. Er schnüffelte zwischen ihren Oberschenkeln herum und bumste ihr Bein, bis es nass war. Madonna ließ den kleinen Rammler gewähren. Schließlich huldigte er ihrem Sex. Mo war die konstanteste Liebesbeziehung meines Lebens. Die Liebe eines Hundes ist einzigartig und unwiderstehlich, weil sie bedingungslos ist. Bei den mir bekannten Menschen ist das leider anders. Erst wollen sie dich ändern, und wenn sie dich dann geändert haben, mögen sie dich auf einmal nicht mehr.

 

Mario Adorf, Schauspieler: Unbedingte Ehrlichkeit in Beziehungen ist katastrophal. Ich halte sexuelle Treue für nicht lebbar. Monogamie hat es nie gegeben und wird es nie geben. Eifersucht ist kein Liebesbeweis, sondern eine Gefühlsverschwendung. Ich vergrabe sie an einem Ort in mir, den ich nicht sehr häufig aufsuche. Ich habe lange gebraucht zu begreifen, dass Frauen die gleichen Bedürfnisse nach Abwechslung haben. Wir alle haben eine Wunschecke im Kopf, die mit unserem Partner nichts zu tun hat. Aus diesem Bereich unserer Fantasie kommen unsere Antriebe und unser Geheimnis.

 

Martin Walser, Schriftsteller: Die Leserbriefe, die ich bekomme, sind in der Mehrzahl von Frauen. Das hat mich dazu gebracht zu glauben, dass Frauen mehr lesen. Leute, die sich im Sattel glauben, lesen nicht. Frauen sind problemanfälliger. Sie sind durch ihre Erfahrungen problematisierter, weil sie weniger an der Machtausübung teilhaben. Nichts hindert das Lesen so sehr, wie zu glauben, an der Macht zu sein. Zum Glück macht Machtausübung hässlich, innen und außen. Zum Glück für die durch Machtausübung Hässlichen gibt es genug Männer und Frauen, die diese Hässlichkeit reizvoll finden, diese Blickstarre, Kinnhaltung, kehlig karg knirschende Syntax und etwas weniger Fantasie als ein VW-Motor. Ich finde Leidende schöner als Täter. Von einem Leidenden hat man einfach mehr. Es ist etwas Schönes, wenn du merkst, wie lebendig du wirst, wenn du ausdrückst, was dir wehtut.

 

Woody Allen, Filmregisseur: Meine Frau Soon-Yi hält mich für einen verdüsterten und sauertöpfischen Übertreibungskünstler. Ein Freund von uns hat ihre Meinung über mich einmal so zusammengefasst: »Für die meisten Menschen ist der Sarg halb leer. Für Woody dagegen ist der Sarg halb voll.« Dabei nehme ich mir jeden Morgen vor zu denken, das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll – nur bin ich in Wahrheit fest davon überzeugt, dass es gleich runterfällt. In meiner ersten Ehe führte jeder Streit zu einer grausamen Katastrophe, und hinterher liebten wir uns jedes Mal ein bisschen weniger. So wurde ein Meer zu einer Pfütze.

 

Alexander Kluge, Schriftsteller und Filmemacher: Liebe und Freundschaft erkennen Sie überhaupt nur dadurch, dass Sie Ihre Schwächen ohne Schaden zeigen dürfen. Ich bin ein treuer Freund von Adornos Satz: »Geliebt wirst du dort, wo du Schwäche zeigen kannst, ohne Stärke zu provozieren.«

 

Jean Paul Gaultier, Modedesigner: Wenn man mich fragt, ob ich einsam bin, sage ich immer, ich habe meinen Beruf, und ich habe Linda. Linda ist meine Siamesische Katze. Sie hat wunderschöne blaue Augen, und ihr Fell hat die Farbe von Cappuccino. Ich mag Katzen, weil sie nicht wie Kinder sind. Sie geben dir Raum, allein zu sein. Als Einzelkind war ich ans Alleinsein gewöhnt, inzwischen brauche ich es. Niemanden um mich zu haben gibt mir die Möglichkeit zu zeichnen, wann ich will – und eine Katze hat die Fähigkeit, ein Niemand zu sein. Linda kommt und geht, wann sie will, und geht ihre eigenen Wege. Ihre Art zu lieben ist genauso egoistisch wie meine. Mit ihrer Art erinnert sie mich an Francis, meine Lebensliebe. Mit ihm war ich fünfzehn Jahre zusammen. 1990 starb er an den Folgen von Aids. Francis kam, wenn er glücklich war, und wenn er nicht kam, wollte er nicht nach dem Grund gefragt werden. Seine Unabhängigkeit von mir machte mich glücklich.

 

Anjelica Huston, Schauspielerin, Tochter des Regisseurs John Huston: Ich hatte siebzehn Jahre lang eine On-off-Beziehung mit Jack Nicholson. Was mich an ihm am meisten überraschte, war, dass er auch äußerst schlichte Seiten hat. Samstags saß er mit seinen Kumpeln den ganzen Tag mit Bier und Hotdogs vorm Fernseher und guckte Baseball und Basketball. Und wehe, man störte ihn, dann konnte er cholerisch werden. Ich habe ihm zwei Mal vorgeschlagen, zu heiraten und Kinder zu haben, aber meine Mädchenträume waren schnell dahin. Jack gab sich nicht mal besondere Mühe zu verheimlichen, dass er mit anderen Frauen schlief. Auch meine Freundinnen waren nicht tabu für ihn. Wenn ich ihn weinend zur Rede stellte, hieß es: »Ach, das war doch nur ein Mitleidsfick.« Manchmal fand ich bei uns ein Schmuckstück, das eine seiner Affären vergessen hatte. Wenn wir ausgingen, trug ich es, um zu sehen, ob jemand Anspruch darauf erheben würde. Ich habe Jack aber nie zu fragen gewagt, wie oft er fremdgeht, denn wer keine Fragen stellt, bekommt auch keine unliebsamen Antworten. Man kann seinem Herz nicht befehlen, mit dem Hoffen aufzuhören – vor allem, wenn man noch in den Zwanzigern ist. Als ich meinem Vater von Jacks Affären erzählte, sagte er mit entnervtem Blick: »Hör auf zu heulen. Das ist doch völlig unwichtig. Männer machen so was, das bedeutet rein gar nichts. Warum nimmst du d