EINLEITUNG
Der Sinn der Bienen sind die Bienen.
Wie das Leben. Dessen Sinn ist das Leben.
ausBi-dur von Carl Magnus von Seth
DER RÖMER PLINIUS MEINTE, die Honigbienen seien die einzigen Insekten, die für den Menschen geschaffen worden seien, eine Ansicht, die lange Bestand hatte und auf die man gelegentlich heute noch stößt. Die Bienen gäben uns nicht nur Honig und Wachs, darüber hinaus seien sie ein Vorbild, was Fleiß, Selbstlosigkeit und effektiven Staatenbau betreffe. »Die beflügelten Äolsharfen können uns in müßigen Stunden eine vergnügliche Gesellschaft sein, führen sie uns doch zu edler Gemütsstimmung und nützlichen Betrachtungen«, schrieb der Propst Fredrik Thorelius Mitte des 19. Jahrhunderts ganz im Geiste seiner Zeit. Ebenso typisch, allerdings für eine spätere Epoche, sind die Ausführungen des Schriftstellers Jørgen Steen Nielsen aus dem Jahr 2016:
Wir bilden uns ein, dass wir die intelligentesten Wesen seien. Aber Intelligenz besteht aus vielen verschiedenen Faktoren, unter anderem der Fähigkeit, das Überleben und die Stabilität einer Gesellschaft zu sichern, indem man zuhört, zusammenarbeitet und das gemeinsame Wohl in den Mittelpunkt stellt. Wenn wir nicht in der Lage sind, in dieser Hinsicht von den Bienen zu lernen, die darin so viel mehr Erfahrung haben, verlieren wir zuerst die Bienen und dann uns selbst.
IMKEREI AUF DEM LAND
Die Imkerei war früher ein natürlicher Teil der Selbstversorgung auf dem Land. Karl-Bertil und Anna Lovisa Johansson in Södra Vi bedeckten traditionsgemäß ihre Stroh-Bienenkörbe mit Hauben aus Kiefernrinde, um sie vor Regen und Unwetter zu schützen.
Die Bienen sind ebenso wenig für den Menschen erschaffen worden wie alles andere in der Natur. Allerdings haben wir uns von ihnen abhängig gemacht. Ohne ihre Produkte kommen wir notfalls aus, aber der Großteil unserer Nahrung wird aus Feldfrüchten hergestellt, die von Insekten bestäubt werden, unter anderem von Honigbienen. Trotzdem haben wir es geschafft, sie an den Rand des Aussterbens zu bringen. Wie ist es dazu gekommen?
Früher war der Landbau vielfältig und die Natur artenreich, und wohnte man auf dem Land, gehörte die Imkerei schlicht zum Alltag. Aber je mehr Heideflächen, Weiden, Ansammlungen von Preiselbeersträuchern und Siedlungen durch Fichtenplantagen ersetzt wurden, je mehr blütenreiche Wiesen unter den Pflug genommen wurden oder verbuschten, desto weiter gingen auch reiche Nektar- und Pollenquellen zurück. Das Land wurde entvölkert, die Zahl der Imker sank.
Die derzeit gängigen Monokulturen, insbesondere der Rapsanbau, geben während weniger Wochen jede Menge Nektar und Pollen, aber nichts, wovon die Bienen den Rest des Sommers leben könnten. Die chemischen Bekämpfungsmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, erledigen nicht nur Unkraut, Pilze und Schadinsekten, sondern auch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Kriechtiere und damit auch die Vögel, die sich von Insekten ernähren. Der Drang nach Rentabilität hat für großes Unheil gesorgt – für uns selbst wie für vieles andere, nicht