: Jane L. Rosen
: Ein Kleid von Bloomingdale's Roman
: Goldmann
: 9783641188917
: 1
: CHF 7.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Das Entscheidende bei einem Kleid ist die Frau, die es trägt.« Yves Saint Laurent
Im Kaufhaus Bloomingdale's weiß man, dass so manche Saison ein besonderes Kleid hervorbringt. Ein Kleid, das alle New Yorkerinnen tragen wollen. Ein Kleid, das Leben verändert. Wie das der schüchternen Natalie - seit ihr Exfreund sich neu verlobt hat, ist sie todunglücklich. Doch als sie in dem kleinen Schwarzen dem umwerfenden Hollywoodstar Jeremy Madison ins Auge fällt, nimmt ihr Leben eine turbulente Wendung. Auch die liebenswerte Felicia, die seit zwanzig Jahren heimlich für ihren Chef schwärmt, erlebt eine Überraschung. Und so macht das Kleid seinen Weg, heilt Herzen, lässt sie höher schlagen und führt sie auf wundersame Weise zusammen ...

Jane L. Rosen lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern im Teenageralter in New York City und auf Fire Island. Am liebsten lässt sie sich von ihrer Stadt und den Menschen, die dort leben, inspirieren. Sie schreibt unter anderem für die Huffington Post und hat auch schon in der Filmindustrie gearbeitet. 'Ein Kleid von Bloomingdale's' ist ihr erster Roman.

Vorwort

Der Laufsteg

Von Sally Ann Fennely, Laufstegmodel

Alter: gerade 18

Mach da noch ’ne Nadel rein!« Die Garderobieren liefen hektisch durcheinander wie eine Schar kopfloser Hühner.

»Wo rein?«, dachte ich. »Autsch!« Da hatte ich meine Antwort: in mich.

Es war vollkommen irre. Seit dem Casting hatten sie mindestens fünfmal meine Maße genommen. Eigentlich hatte ich gedacht, das wäre das Schlimmste an der ganzen Geschichte: fünfzig hufescharrende Models, ordentlich aufgereiht wie Rennpferde, die in schwarzen Unterkleidchen sabbernd von Cheeseburgern träumen. Eine Fleischbeschau, aber so ganz anders als das, was wir zu Hause in Alabama darunter verstehen.

Zaghaft wagte ich einzuwenden: »Es ist mir zu groß. Vielleicht sollte es lieber eins der kräftigeren Mädchen tragen.«

»Kräftigere Mädchen gibt’s hier nicht«, murmelte der Garderobier mit den locker sitzenden Nadeln kaum hörbar.

Verstohlen schaute ich mich um – stimmt, er hatte recht. Letzte Woche war ich noch ein dürres, wenn nicht sogar das dürrste Mädchen südlich der Mason-Dixon-Linie. Früher nannten mich alle immer Bohnenstange und fragten, ob ich unter der Dusche tanzen müsse, um überhaupt nass zu werden. Und plötzlich bin ich die Kräftigste von allen.

»Aufstellen!«, bellte der Typ mich an. Brav stellte ich mich mit den anderen in eine Reihe.

Und versuchte, mich nur auf das Mantra in meinem Kopf zu konzentrieren: atmen, atmen, ein Fuß, der andere Fuß. Atmen. Atmen. Das Mädchen hinter mir störte meine Konzentration mit dem stärksten New Yorker Akzent, den ich je gehört hatte.

»Ich glaube, du trägst heutedas Kleid«, sagte sie. Es klang mehr nach einer Warnung als nach einer Feststellung.

»Das Kleid?« Ich kapierte überhaupt nicht, wovon sie redete. Mir fiel schon das Atmen schwer. Und der Laufsteg rückte unerbittlich näher. Sie redete unverdrossen weiter.

»Jedes Jahr gibt esdaseine Kleid, nach dem alle verrückt sind. Die VIPs in der ersten Reihe entscheiden, welches Kleiddas Kleid wird. Siehst du?« Und damit zeigte sie zur Bühne, wo die beiden voluminösen Vorhänge sich trafen. Sie teilten und bauschten sich und fielen dann wieder zusammen, und währenddessen konnte ich einen kurzen Blick auf die Menschenmenge draußen erhaschen und wünschte mir sofort, ich hätte nicht gesehen, was mich hinter dem Vorhang erwartete.

Sie plapperte unbeeindruckt weiter. »Bis zum Herbst werden die Promis aus der ersten Reihe dieses eine Kleid auf die Zeitschriftentitel bringen, auf den roten Teppich und in die Schaufenster der großen Läden. Und normalerweise ist es ein kleines Schwarzes – so wie deins.«

Wenn man sie so reden hörte, konnte man glatt vergessen, wie umwerfend hübsch sie war. Wie bei den alten Stummfilmstars, von denen meine Großmama immer erzählte. Die waren auch aufgeschmissen, als der Tonfilm groß rauskam. In meinen Ohren klang sie so fremd, als käme sie von einem anderen Planeten. Aber hätte ich meinen Südstaatenakzent ausgepackt, hätte sie vermutlich auch kein Wort meh