: Anja Buchmann
: Verstoßene Träume
: Books on Demand
: 9783753421773
: 1
: CHF 2.60
:
: Fantasy
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Träume bedeuten eine ganze Welt! Die Magie Terrevés speist sich aus der Gabe eines Träumers oder einer Träumerin. Ohne sie ist die Welt dem Untergang geweiht. Zögernd und voller Zweifel nimmt die achtzehnjährige Liv ihre Bürde als nächste Träumerin an, doch die erschaffenden Träume bleiben aus. Stattdessen träumt der Berliner Student Aaron von der Welt, welche aus Träumen erwächst. Wird es Liv und Aaron gemeinsam gelingen, der Bedrohung durch die machtgierigen Wächter des Traums zu trotzen? Können sie Terrevé und dessen Magie wieder erblühen lassen?

Anja Buchmann ist Jahrgang 1985 und lebt im mecklenburgischen Schwinkendorf. Mit großer Leidenschaft ersinnt sie in dörflicher Idylle Fantasyromane und Kurzgeschichten. Der Wunsch nach schreiberischer Fortentwicklung lässt sie sich immer wieder an neuen Genres versuchen, wiewohl die Phantastik in ihren verschiedenen Spielarten den klaren Schwerpunkt ihres Schaffens darstellt. Seit 2012 schreibend hat sie inzwischen mehrere Romane und zahlreiche Kurzgeschichten sowohl im Selfpublishing als auch bei Verlagen veröffentlicht. Seit Oktober 2015 bietet Anja Buchmann auf ihrer Seite geschichtengeschenk.de persönliche und personalisierte Kurzgeschichten an. Ihr Schreiben steht unter dem Motto »Eine Geschichte schuldet ihre Existenz dem, der sie niederschreibt, ihr Leben verdankt sie jenen, die sie lesen.«

Bestimmung


Terrevé, August

»Vater«, ruft sie und läuft ihm eilig entgegen. Schon schließt er sie in seine starken Arme und wirbelt sie herum. Als er sie absetzt, gibt sie ihm einen Kuss auf die bärtige Wange. Es ist ihr Begrüßungsritual, solange sie denken kann, und bereits als kleines Mädchen hat sie es geliebt.

Inzwischen weiß sie längst, dass er nicht ihr Vater ist. Liam ist nicht einmal der Mann ihrer Mutter. Aber das spielt keine Rolle, ist er ihr doch stets ein Vater gewesen. Er wacht über sie, schützte sie vor allen Gefahren, die ungestümen kleinen Mädchen nun einmal begegnen können. Vor allem lehrte er sie, auf sich selbst achtzugeben.


Sie hatte mit Liam darüber gesprochen, unzählige Male schon. Immer dringlicher redet er auf sie ein. Ianthe weiß, dass er recht hat. Sie muss Liv endlich die Wahrheit sagen. Besser, sie erfährt von ihr, als dass sie völlig unvorbereitet davon überrascht wird. Die Gefahr dessen steigt von Tag zu Tag, sind es doch nur noch fünf Monate bis zu Livs achtzehntem Geburtstag. Jede Nacht können die Träume über ihre Tochter hereinbrechen. Und selbst wenn dies nicht geschieht, drei Monate allein würden die Vorbereitungen erfordern. Die Zeit drängt. Sie seufzt. Warum muss es so schwer sein?


So ernst hat Liv ihre Mutter noch nie erlebt. Was ist los? Fieberhaft überlegt sie, ob sie irgendetwas getan hat, was ihre Mutter verärgerte. Ist es die Freundschaft zu Chim? Glaubt Ianthe, dort gehe etwas Ungehöriges vonstatten?

Liv setzt sich auf den Rand eines Stuhls, angespannt, bereit, jederzeit aufzuspringen, bereit, sich zu verteidigen.

Liam scheint ihre Angespanntheit zu spüren, tritt hinter sie und legt ihr die Hände auf die Schultern. Weiß er, was ihre Mutter mit ihr besprechen will?

Endlich ergreift diese das Wort. »Liv, in weniger als einem halben Jahr ist dein achtzehnter Geburtstag. Wie du weißt, ist dies traditionell der Zeitpunkt, an dem junge Menschen über ihren weiteren Lebensweg entscheiden.«

Darum also geht es. Ein Teil der Anspannung weicht, sie lehnt sich zurück und antwortet: »Ich weiß, Mutter. Ich habe schon darüber nachgedacht.«

Ihre Mutter steht auf und geht unruhig im Zimmer umher.

»Soll ich?«, fragt Liam so leise, dass er kaum zu verstehen ist, doch Ianthe schüttelt den Kopf, dann spricht sie weiter: »Liv, mein Kind, die Entscheidung über deine Zukunft fiel bereits bei deiner Geburt.«

Was hat das zu bedeuten? Steht es nicht jedem Menschen in Terrevé frei, ein Leben nach den eigenen Wünschen zu führen? Sind sie nicht stolz auf diese Freiheit, rühmen sie sich nicht damit? Mahnen nicht die Alten immer wieder, dass eine Abkehr davon sie zurückfallen ließe in die graue Vorzeit?

Sie kommt nicht dazu, all diesen Fragen Ausdruck zu verleihen, denn ihre Mutter ergreift erneut das Wort. »Dir ist eine wichtige Aufgabe zugedacht und schon bald müssen die Vorbereitungen dafür beginnen.« Sie macht eine Pause, holt tief Luft. »Liv, du bist eine Träumerin!«

Eine Träumerin? Liv kennt die Legende von den Träumern, jedes Kind auf Terrevé kennt sie. Es ist nur ein Märchen; niemals konnte wahr sein, was über diese Menschen gesagt wird. Wie kann es das auch? Einzelne, die in der Lage sind, die Welt zu erschaffen, wie soll das möglich sein? Sie hebt eine Augenbraue. »Mutter, die Träumer sind ein Mythos. Alle sagen das.«

Ianthe sucht ihren Blick. »Weil sie es nicht besser wissen. Nur wenige kennen die