: H.C. Scherf
: Der Tod kennt dein Geheimnis Gordon Rabes vierter Fall
: tolino media
: 9783754612101
: 1
: CHF 2.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 158
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Würde des Menschen ist unantastbar Dieser wichtigste Artikel des Grundgesetzes wird in abstoßender Art und Weise von Menschenhändlern missachtet, als sie junge Frauen in Containern ins Land schmuggeln. Das Team um Gordon Rabe muss nicht nur um das Leben von unschuldigen Frauen bangen, die von brutalen Händlern zur Prostitution gezwungen werden. Ein scheinbarer Suizid wirft viele Fragen auf, deren Antworten ungeahnte Familiengeheimnisse preisgeben. Die Lösung scheint so einfach, bis eine unerwartete Wendung alle schockt.

Der Autor begann nach Eintritt in den Ruhestand mit dem Schreiben von spannenden Romanen unter seinem Klarnamen Harald Schmidt. Da dieser durch TV bekannte Name falsche Erwartungen beim Leser weckte, übernahm er das Pseudonym H.C. Scherf zum Schreiben etlicher Thriller-Reihen.

6

»Was verschafft uns die Ehre Ihres frühen Besuches, Herr Hauptkommissar?«

Denise stand mit gespielt ernster Miene am Ende der Diele und drückte Jonas an ihre Seite. Der Junge wurde seinem Vater immer ähnlicher, was man nicht nur auf sein Outfit beziehen durfte. Nur selten sah man ihn ohne Jeansklamotten, was ihn zur Miniaturausgabe seines Vaters stempelte. Nun versuchte er sogar seine Haare in gleicher Länge zu tragen, wie es sein großes Vorbild tat. Ein starker Wirbel auf der rechten Seite ließ jedoch eine Locke immer wieder über die Augen fallen, was dazu führte, dass er sie häufig mit der Hand zurückstreichen musste. Eine Bewegung, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Gordon ließ sich auf das Spiel ein und konterte.

»Ich dachte mir, dass es mal an der Zeit wäre, außerhalb der normalen Zeit nach dem Rechten zu sehen. Es hat sich in der Nachbarschaft rumgesprochen, dass hier des Öfteren fremde Männer ein- und ausgehen. Wo ist er versteckt? Sag es mir. Ich werde ihn ...«

»Papa ... komm mit.«

Jonas unterbrach Gordon mit todernster Miene und zog ihn zur Treppe, um ihn erst in seinem Zimmer loszulassen. Als Gordon an Denise vorbeikam, spürte er das Kneifen in seiner Pobacke und blickte in das ausdruckslose Gesicht von ihr. Nur in ihren Augen war der Schalk zu bemerken, der sie zu dieser Tat angetrieben hatte.

»Ich bereite das Abendbrot vor. Macht bitte nicht so lange, was auch immer ihr Männer an Geheimnissen mit euch herumtragt.«

Erstaunt blieb Gordon im Eingang zu Jonas´ Zimmer stehen und betrachtete die lange Papierbahn, die der Junge an der Wand befestigt hatte. Die Malfarben lagen wohlgeordnet in einem Holzkasten, wobei Gordon auffiel, dass sogar jeder einzelne Pinsel sauber und der Größe nach eingeordnet worden war. Aber das Faszinierendste waren die Motive auf dem Papier. Jonas hatte sich im Schneidersitz mitten im Raum auf dem Teppich niedergelassen und betrachtete sein Werk, als sähe er es in dem Augenblick zum ersten Mal.

»Was ... was soll das zeigen, Großer? Das ist unglaublich. Es ist unfassbar gut. Das hast du ganz alleine ... ich meine, dabei hat dir keiner geholfen? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Großartig. Aber jetzt musst du mir erklären, was diese Figuren und die Gegenstände um sie herum zu bedeuten haben.«

»Weiß nicht.«

»Was soll das heißen? Du musst dir doch was dabei gedacht haben, als du das gemalt hast. Das muss einen Sinn machen.«

»Kommt ihr runter? Das Rührei wird kalt.«

Die Stimme von Denise unterbrach die Unterhaltung der beiden, bevor sie überhaupt in Gang gekommen war.

»Komm, mein Junge, wir stärken uns jetzt und diskutieren das später aus.« Immer wieder schüttelte Gordon den Kopf und half Jonas beim Aufstehen. »Du hast ein kleines Kunstwerk geschaffen – weißt du das?«

 

Die Augen des Jungen glänzten, als er die Küche betrat und sah, was seine Mutter für alle zubereitet hatte. Doch bevor er sich über sein Magen- und Leibgericht hermachte, sortierte er das Besteck sorgfältig in eine Richtung aus. Erst dann stieß er die Gabel in den