: Richard Auer
: Endstation Altmühltal Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960417712
: Altmühltal
: 1
: CHF 7.60
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hollywood im Altmühltal Ein internationaler Starregisseur mit Eichstätter Wurzeln kehrt in seine Heimat zurück, um dort einen aufwendigen Historienfilm zu drehen. Die ganze Stadt ist bei Massenszenen in die Filmarbeiten eingebunden. Doch dann wird ein Location-Scout leblos im Tiefen Brunnen der Willibaldsburg gefunden, und ein Fan der Hauptdarstellerin verunglückt tödlich. Die Kommissare Mike Morgenstern und Peter Hecht tauchen in die nebulöse Welt des Showgeschäfts ein.

Richard Auer, Jahrgang 1965, studierte Diplom-Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt und hielt der Stadt auch danach die Treue. Mit seiner Frau und drei Söhnen sowie Kater Lorenzo wohnt er mitten in der barocken Altstadt. Seit über 25 Jahren arbeitet er als Tageszeitungsredakteur im Altmühltal. www.richardauer.com

29. Juni


Kriminaloberkommissar Peter Hecht hatte Namenstag. Und im Unterschied zu den allermeisten Menschen im einst durch und durch katholischen Altbayern hielt Hecht große Stücke auf diesen Ehrentag. Mochten die Kollegen doch die Köpfe schütteln, diese vom Glauben abgefallenen Kameraden, von denen die meisten nicht einmal wussten, welcher Tag im Jahr denn ihrem Namenspatron gewidmet war: Nein, Peter Hecht war da noch vom alten Schlag. Und deswegen hatte er an diesem 29. Juni zwei Paar Weißwürste und drei Brezen mit ins Büro gebracht, dazu zwei Plastiktütchen mit süßem Senf.

»Fehlt bloß noch das Weißbier«, sagte Morgenstern. Mike Morgenstern war als Hechts Bürokollege als einziger Gast zu der Namenstagsprivatorgie eingeladen. Und das, obwohl auch er in Sachen Heiligenkalender gänzlich ahnungslos war.

»Kein Weißbier im Dienst«, sagte Hecht und zauberte als Alternative zwei Flaschen Paulaner-Spezi aus seiner Aktentasche. Die Würste erwärmte er in einem Wasserkocher, den er üblicherweise für seinen Kamillentee benötigte. Sorgfältig achtete er darauf, dass das Wasser nicht zu sieden begann und die dicht an dicht platzierten Weißwürste nicht etwa aufplatzten. »Die besten Weißwürste in der ganzen Region«, behauptete Hecht. »Natürlich von mir daheim, von meiner Stammmetzgerei in Schrobenhausen.«

Morgenstern schwieg aus Höflichkeit. Erstens, weil er als waschechter Nürnberger die südbayerische Leidenschaft für Weißwürste nicht teilte, sondern im Zweifelsfall immer Bratwürste bevorzugte. Zweitens, weil er wusste, dass die Menschen jenseits der Donau in blindem Lokalpatriotismus grundsätzlich die Würste ihres eigenen Sprengels für die besten von ganz Bayern, der Welt, der Galaxis und des Universums hielten. Er selbst konnte kaum einen Unterschied erschmecken, man hätte ihm wohl auch Weißwürste aus der Dose unterjubeln können.

Sie hatten gerade eben mit ihren Spezi-Flaschen auf Hechts Jubeltag angestoßen und dann mit dem Festmahl begonnen, als das Telefon läutete. »Da gehen wir jetzt nicht dran«, entschied Morgenstern mit vollem Mund und versuchte, das Läuten zu ignorieren. Schließlich lugte er doch aufs Display und erkannte die Nummer. »Verflixt, der Schneidt!«

Kriminaldirektor Adam Schneidt, ihr Vorgesetzter, wollte sie sprechen. Die beiden ließen den Chef eine Weile bimmeln, in der Hoffnung, das würde sich von selbst erledigen. Allerdings hatten sie dessen Hartnäckigkeit unterschätzt. Es klingelte und klingelte. Schneidt schien zu wissen, dass seine Untergebenen im Büro saßen.

Schließlich gab Morgenstern sich einen Ruck und hob den Hörer ab. »Morgenstern hier.«

»Ist der Hecht auch da?«, fragte Schneidt ohne Umschweife. Sein militärischer Tonfall ließ nichts Gutes ahnen.

»Ja, ich reiche Sie mal weiter.«

Hecht nahm den Hörer stirnrunzelnd entgegen und wischte sich mit dem Ärmel einen Klecks Händlmaier-Senf aus dem Mundwinkel. Er stellte das Telefon auf Lautsprecher um, damit Morgenstern mithören konnte.

»Herr Hecht, ich wollte