Bruno Courrèges, alsChef de police zuständig für das Tal der Vézère im Périgord, hatte schon seit Langem ein besonderes Faible für den mittelalterlichen Marktplatz von Sarlat; heute aber sah er ihn aus einem ganz neuen Blickwinkel. Er saß mit Freunden auf einer der oberen Bankreihen, für sein Empfinden ein bisschen zu hoch. Die Tribüne war für das alljährliche Theaterfestival aufgebaut worden, bei dem diesmal die Schlacht von Sarlat im Jahr1370 nachgespielt werden sollte, mit der sich die Stadt von der englischen Herrschaft befreit hatte. Als ehemaliger Soldat war Bruno gespannt darauf, wie diese nachgestellte Schlacht wirken würde.
»Über Jahrhunderte und schon in gallorömischer Zeit war Sarlat die Hauptstadt des Périgord Noir. Der hiesigen Abtei soll Karl der Große wertvolle Reliquien geschenkt haben«, las Pamela aus einem Reiseführer vor. Bruno, der neben ihr saß, betrachtete sie liebevoll; seine frühere Geliebte war zu der engsten Freundin geworden, die er je gehabt hatte. »Durch sie wurden zahllose Pilger angelockt, die der Stadt zu wachsendem Wohlstand verhalfen. Die Mönche gründeten im Lauf der Zeit85 Tochterkirchen, deren Gemeinden sich im Jahr1200 fast zweihundert Kilometer weit bis nach Toulouse erstreckten.«
»Und wo dann wohl trotzdem gern die Tugenden der Armut gepredigt wurden«, brummte Gérard Mangin, der rechts von Bruno saß. Als Bürgermeister von Saint-Denis hatte er Bruno vor über zehn Jahren als Stadtpolizisten eingestellt. Für Bruno, der ohne Eltern aufgewachsen war, war er eine Art Ersatzvater geworden. Mangin war überzeugter Republikaner, der nur zu Taufen, Beerdigungen oder dann in die Kirche ging, wenn es seine Amtspflichten von ihm verlangten. Trauungen waren, wie er fand, Sache des Standesamtes, deren Vollzug darum seine Obliegenheit und nicht die eines Priesters war.
Um die drei hatten sich etliche von Brunos Freunden und Freundinnen gruppiert. Auf Pamelas anderer Seite hatte der Baron Platz genommen, einer von Brunos Jagdpartnern. Fabiola, Ärztin an der städtischen Klinik, und ihr Partner Gilles saßen eine Bankreihe tiefer neben Brunos Cousin Alain und dessen Freundin Rosalie; die beiden wollten später im Jahr heiraten, sobald sie ihre zwanzig Jahre in der Armée de l’Air abgedient haben würden. In der Reihe unter ihnen saßen Miranda, Pamelas Partnerin auf dem Reiterhof, und ihr Vater Jack Crimson, ein pensionierter britischer Diplomat. Nur Florence fehlte, die Naturkundelehrerin, die gegen Miranda den Kürzeren gezogen hatte, als es darum ging, welche von beiden zu Hause bei den Kindern bleiben sollte, die nach einem langen Tag an Pamelas Swimmingpool erschöpft und müde waren.
Bruno hatte einen perfekten Tag hinter sich, ganz ohne solche Zwischenfälle wie an seinen letzten freien Tagen, Freitag und Sonntag der vergangenen Woche, als er drei Verkehrsunfälle aufzunehmen hatte, nach zwei verloren gegangenen Kindern suchen und einen handf