: Kathinka Engel
: Love is Loud - Ich höre nur dich Roman
: Piper Verlag
: 9783492996891
: Love-is-Reihe
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
?Liebe und Musik im »Big Easy«: Die Love-is-Romanreihe von Bestsellerautorin Kathinka Engel?  ?New Orleans ist die Stadt der Musik, der Lebensfreude und der großen Gefühle.?Kommt alles in einer Geschichte zusammen, entsteht wundervolle New Adult?Romance?mit absolutem Binge-Read-Potenzial.?  ?Zwischen alten Südstaaten und neuem Amerika ist New Orleans ein Schmelztiegel der Kulturen, Ideen und Träume. Im Takt einer eigenen Musik schwingt »The Big Easy« auf einer Wellenlänge, die jeden Neuankömmling mitten ins Herz trifft. So auch Franziska, die sich für ein freiwilliges soziales Jahr nach Louisiana begibt. Als sie den Musiker Link trifft, entführt er sie in ein New Orleans hinter den Postkartenansichten und stiehlt ihr Herz. Gibt es für Franziska ein Zurück ins alte Leben??  Im ersten Band ihrer vielfältig-bunten New-Adult-Trilogie setzt Bestsellerautorin Kathinka Engel dem Sound von New Orleans ein rasantes Denkmal, das sofort die Sehnsucht nach einer Reise ins French?Quarter?weckt. »Love?is?Loud« ist lässig, cool und aufrichtig romantisch, ein Schnappschuss aus dem harten und aufregenden Leben einer jungen Band. Bühne frei für New Adult?Romance?der Extraklasse!?  Loslassen, treiben lassen, alles wagen: eine romantische Liebesgeschichte mit Soul?  Eine große, bunte Stadt und der Klang des Lebens - lass sdich mitreißen und entdecke auch »Love?is?Bold« und »Love?is?Wild«. Die Liebestrilogie von Kathinka Engel hat das Zeug zum neuen Herzensfavoriten!?  Für alle Leser:innen von Mona Kasten, Laura Kneidl und Tami Fischer?  Noch nicht genug von Kathinka Engel? Mit der »Finde-mich-« und der »Shetland-Love-Reihe« gibt es noch mehr von der deutschen Autorin zu lesen! 

Kathinka Engel kennt die Buchwelt aus verschiedensten Perspektiven: Als leidenschaftliche Leserin studierte sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, arbeitete für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, trifft man sie in Craft-Beer-Kneipen, im Fußballstadion oder als Backpackerin auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit ihrem Debüt »Finde mich. Jetzt« schaffte Kathinka Engel es aus dem Stand auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Bei Instagram teilt sie unter @kathinka.engel ihre Begeisterung für Bücher.

2


Lincoln

Einmal pro Woche hole ich meine vierjährige Nichte Maya bei ihrer Tagesmutter Phoenix ab. Phoenix lebt in Tremé, meinem liebsten Stadtviertel von New Orleans, und ist eine Freundin der Familie. Sie passt auf die Kleine auf, seit mein Schwager Jasper sie bei ihren Drag-Auftritten in einem Burlesque-Schuppen auf dem Klavier begleitet hat.

Wie immer bin ich mit meinem klapprigen Fahrrad unterwegs, und wie immer freut sich Maya, mich zu sehen. Ich lasse sie auf meinem Fahrradsattel reiten unter der Bedingung, dass sie sich gut an mir festhält, während ich sie schiebe. Es ist unser Geheimnis.

Jasper lebt mit Maya und ihrem siebenjährigen Bruder Weston in einem kleinen kreolischen Cottage mitten in Tremé. Ich lehne mein klapperndes Fahrrad vorsichtig gegen die Veranda und hebe Maya vom Sattel.

»Hast du Hunger? Wir haben Zeit für ein Sandwich«, sage ich und schließe die Tür auf. Drinnen ist es angenehm kühl, und ich lasse meinen Gitarrenkasten von der Schulter auf eins der alten Ledersofas sinken.

Maya schüttelt den Kopf. Sie spricht nicht gern.

»Hat Phoenix euch was gemacht?«, frage ich.

Wieder schüttelt sie den Kopf.

»Aber du hast gegessen?«

Jetzt nickt sie.

»Pop-Tarts?«

Erneutes Nicken. Dann schleudert sie die Schuhe von den Füßen und läuft schnurstracks in ihr Zimmer.

»Mach es dir nicht zu gemütlich, in fünfzehn Minuten müssen wir zur Bandprobe«, rufe ich ihr hinterher, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mich noch hört. Maya hat die Gabe, die Welt einfach auszublenden, wenn sie ihre Ruhe haben möchte. Wir proben in einer Musikschule in der Nähe. Wenn es nicht zu lange geht, sind Jaspers Kinder oft dabei.

Ich nehme den leicht ramponierten Seesack vom Gepäckträger meines Fahrrads, der meine gesamte Wäsche beinhaltet – abgesehen von den Klamotten, die ich an meinem Körper trage. Wenn ich Maya einmal pro Woche, wenn Jasper länger Klavierunterricht gibt, bei Phoenix abhole, darf ich die Waschmaschine benutzen. Ich könnte meine schmutzigen Klamotten mit Sicherheit auch hier waschen, würde ich Maya nicht abholen, aber so habe ich kein schlechtes Gewissen.

Ich kippe den Inhalt meines Seesacks und ein giftig aussehendes grünes Gel in die Maschine und schalte sie ein. Nach der Bandprobe werde ich Jasper und die Kinder zurückbegleiten und die Wäsche mitnehmen.

Wir haben noch zehn Minuten, und da ich weiß, dass Jasper nach einem Tag in der Musikschule inklusive Bandprobe fix und fertig ist, schnappe ich mir den überquellenden Wäschekorb und beginne in der engen Waschküche die sauberen Kleidungsstücke zusammenzulegen. Wenn man bedenkt, dass Jasper ganz allein für Westons und Mayas Erziehung verantwortlich ist, ist es umso beachtlicher, wie ordentlich und organisiert das Haus ist. Ich bewundere Jasper dafür, dass er das alles hinkriegt – die Musik, die Kinder, sich selbst. Er hat sich kein einziges Mal beschwert. Natürlich, anfangs war er traurig. Doch er war vor allem für die beiden da. Und ich für ihn. Nach und nach wuchsen sie wieder zu einer Familie zusammen, in der zwar ein fettes Loch klafft – eines, das einen regelrecht anschreit, wenn man weiß, wie es früher war –, aber eine Familie, die glücklich ist. Zumindest nach außen. Wie es in Jasper aussieht, weiß ich nicht, allerdings versuche ich, ihm der beste Schwager zu sein, der in mir steckt. Und der beste Onkel für die Kinder.

»Fünf Minuten«, rufe ich in Mayas Zimmer. Sie hat zwar noch kein Zeitgefühl, aber zumindest eine ungefähre Ahnung davon, dass fünf Minuten nicht allzu viel sind. »Nimmst du dein Malzeug mit?« Weston, der bereits in die zweite Klasse geht, hat meistens noch Hausaufgaben zu erledigen. Doch Maya muss sich selbst beschäftigen, damit sie sich nicht zu Tode langweilt.

Auf dem Klavier im Wohnzimmer liegen zwei Ohrenschützer, die ich in Mayas Rucksack stecke. Wenn die Kinder zur Bandprobe oder zu Gigs kommen, besteht Jasper darauf, dass sie sie aufsetzen. Daneben steht das Schwarz-Weiß-Foto von Blythe. Es ist das gleiche, das ich für die Trauerfeier ausgewählt habe, weil sich sonst keiner dazu imstande sah. Es stammt aus einer glücklichen Zeit. Sie blickt lächelnd über ihre Schulter in die Kamera und sieht wunderschön aus. Ihr dunkelblondes Haar weht im Wind, und Sonnenstrahlen streifen ihr Gesicht. Ich fahre mit dem Finger einmal über das Foto, um den Staub abzuwischen. Meine Schwester. Meine kluge, schöne Schwester.

Dieser ungeheure Schmerz, der einem die Luft zum Atmen nimmt und einem das Gefühl gibt, das Leben sei vorbei, nimmt zwar irgendwann ab – die Welt dreht sich weiter, und man lernt, aufs Neue zu lachen –,