: Bernhard Aichner, Karsten Dusse, Marc Elsberg, Andreas Gruber, Elisabeth Herrmann, Charlotte Link, M
: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
: CRIME DAY - Stories 2020 11 spannende Leseproben von Karsten Dusse, Andreas Gruber, Charlotte Link und Ellen Sandberg und vielen weiteren Autoren -
: Blanvalet
: 9783641266851
: 1
: CHF 0.50
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: Spannung
: German
Sie mögen Nervenkitzel? Gänsehaut im Lesesessel? Eiskalte Spannung im Kerzenschein? Dann entdecken Sie jetzt dunkle Geheimnisse und ungesühnte Verbrechen! Begegnen Sie charmanten Serienkillern zwischen True Crime und Fiction. Lesen Sie rein!

Alle Leseproben zum Crime Day 2020 von:

Bernhard Aichner, Karsten Dusse, Marc Elsberg, Andreas Gruber, Elisabeth Herrmann, Charlotte Link, Melanie Raabe, Alfred Riepertinger, Ellen Sandberg, Sabine Thiesler, Josef Wilfing

Bernhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014, dem Crime Cologne Award 2015 und dem Friedrich Glauser Preis 2017.

Die Thriller seiner 'Totenfrau'-Trilogie standen monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. Die Romane wurden in 16 Länder verkauft, u.a. auch nach USA und England. Mehrere seiner Romane wurden verfilmt, u.a. seine Totenfrau-Trilogie für Netflix/ORF.

Manuela Reiner (57), Krankenschwester


– Und wie sind Sie auf mich gekommen?

– Ich habe auf der Station nachgefragt, auf der Rita Dalek gearbeitet hat. Ich wollte wissen, ob da noch jemand ist, der sie gekannt hat. Jemand, der mir mehr über sie erzählen kann. Eine Kollegin von damals, die immer noch im Dienst ist.

– Und man hat Sie zu mir geschickt?

– Man sagte mir, dass Sie die Ausbildung zusammen gemacht haben, ist das richtig? Dass Sie viel Zeit miteinander verbracht hätten.

– Ja. Obwohl ich vier Jahre älter war als Rita. Trotzdem haben wir uns gut verstanden.

– Sie haben aber nicht mit ihr gearbeitet?

– Nein, Rita wollte auf die Trauma-Intensiv, ich an die Kinderklinik. Aber wir haben uns mittags in der Kantine getroffen, oft nach der Arbeit etwas zusammen unternommen. Ich mochte sie.

– Sie waren sich vertraut?

– Ja.

– Dann wussten sie auch, dass ihre Eltern verunglückt sind?

– Natürlich wusste ich das. Das war kurz, bevor wir uns kennengelernt haben. Es ging ihr nicht besonders gut in der Zeit. Über ein halbes Jahr lang hat Rita getrauert, sie hat niemanden von uns an sich herangelassen. Erst als sie Manfred kennenlernte, ging es ihr langsam wieder besser.

– Woher kannte sie ihn?

– Aus der Kneipe um die Ecke. Wir haben öfter mal das eine oder andere Glas Wein dort getrunken. Manfred hat sie angesprochen irgendwann, sie kamen sofort ins Gespräch. Ohne Umwege haben sich die beiden ineinander verliebt. Man konnte ihnen förmlich dabei zusehen. Es war wie in Zeitlupe. Schön war das.

– Haben Sie heute noch Kontakt zu ihm?

– Nein. Ich habe dann auch Rita nicht mehr gesehen. Nachdem das mit Theo passiert ist, ist sie wieder aus meinem Leben verschwunden. Sie wollte keinen Kontakt mehr. Oder besser, sie konnte es nicht. Mich sehen. Das mit Theo hat sie endgültig fertiggemacht. Noch mehr als das mit ihren Eltern.

– Theo. Rita Daleks Sohn, richtig?

– Ja.

– Wären Sie so freundlich, mir noch ein wenig mehr über Manfred Dalek zu erzählen, bevor wir über Theo reden?

– Was wollen Sie wissen?

– Das, was nicht im Protokoll steht. Gab es Geheimnisse? Dinge, die er mir verschweigen würde? Wie war er so?

– Am Anfang war er ein Engel, aber dann wurde aus dem Engel ein Arschloch. Anders kann ich es leider nicht sagen.

– Können Sie das ein bisschen genauer ausführen?

– Als er und Rita sich kennenlernten, hat er ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen, er hat sie glücklich gemacht, es geschafft, dass sie nicht mehr den ganzen Tag an ihre Eltern gedacht hat. Er hat ihr ein Lachen ins Gesicht gezaubert. Sie waren das perfekte Paar, haben schnell geheiratet. Er war selbstständiger Bodenleger, sie machte die Ausbildung zur Krankenschwester. Rita sah wieder eine Zukunft. Gemeinsame Wohnung, gemeinsame Freizeit und dann das Kind, das sie sich gewünscht hatten.

– Was war mit dem Leben, das sie vorher hatte?

– Wie meinen Sie das?

– Hat sie Ihnen von ihrer Kindheit erzählt, vom Leben auf dem Land, von ihren Eltern?

– Nein. Sie hatte alle Brücken zu ihrer Vergangenheit abgebrochen.

– Warum?

– Das weiß ich