: Terry Pratchett
: Mummenschanz Ein Scheibenwelt-Roman
: Goldmann
: 9783641147662
: 1
: CHF 7.30
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Opernhaus von Ankh-Morpork huschen maskierte Gestalten durch die Kulissen und führen Niederträchtiges im Schilde. Wer den sterbenden Schwan auf der Bühne mimt, der lebt gefährlich. Es spukt, und als auch noch ein Mord geschieht, ist es höchste Zeit für den Auftritt zweier erdnussfutternder Damen mit bemerkenswerten Hüten. Es sind Oma Wetterwachs und Nanny Ogg, die berühmtesten Hexen der Scheibenwelt. Anlässlich ihres Besuchs steht dem Musentempel ein Riesenwirbel ins Haus - und mörderisch gute Abendunterhaltung ...

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.

Agnes fand lange nicht ins Bett. Alles war so aufregend neu für sie. Ein alter Spruch besagte, dass die Menschen in Lancre mit den Hühnern schlafen gingen und mit den Kühen wieder aufstanden.4 Gespannt verfolgte sie nicht nur die Vorstellung, sondern auch den Abbau der Kulissen, und blieb, bis die letzten Darsteller nach Hause gegangen waren beziehungsweise bis sich die jüngeren Chorsänger auf den Weg in ihre entlegenen Schlafkammern gemacht hatten. Bis niemand mehr da war außer Walter Plinge und seiner Mutter, die schnell noch einmal durchfegten.

Sie ging zur Treppe. Dort hinten gab es keine einzige Kerze. Das Licht der wenigen, die noch im Zuschauerraum brannten, zeichnete düstere Schatten ins tiefe Dunkel.

Die Treppe führte an der hinteren Bühnenwand empor, nur durch ein wackeliges Geländer vom Abgrund getrennt. Über sie erreichte man nicht nur die Speicher und Depots in den oberen Stockwerken, sondern auch den Schnürboden und die geheimen Arbeitsbrücken, auf denen Männer mit Schiebermützen und in grauen Kitteln die Magie des Theaters Wirklichkeit werden ließen, vor allem mithilfe von Flaschenzügen …

Auf einer der Brücken nahm Agnes eine Gestalt wahr, die sich nur durch eine leichte Bewegung verriet. Kniend spähte sie in die Finsternis.

Agnes wich einen Schritt zurück. Die Treppe knarrte.

Die Gestalt fuhr herum. Viereckig flammte ein grelles Licht auf, dessen Strahl Agnes an die Backsteinwand nagelte.

»Wer ist da?« Sie hielt sich geblendet die Hand über die Augen.

»Und wer istda?«, fragte eine Stimme zurück. Und im nächsten Augenblick: »Ach. Du bist … Perdita, nicht wahr?«

Das gleißende Viereck schwang herum, als die Gestalt über den Steg zu ihr herüberturnte.

»André?« Am liebsten wäre sie noch weiter zurückgewichen, doch die Wand ließ es nicht zu.

Und plötzlich war er auf der Treppe, kein Schatten mehr, sondern ein ganz normaler Mensch, mit einer großen Laterne in der Hand.

»Was machst du hier?«, fragte der Organist.

»Ich bin auf dem Weg ins … Bett.«

»Ach so, stimmt.« Er entspannte sich ein wenig. »Einige von euch Mädels schlafen ja unterm Dach. Die Direktion ist der Meinung, das wäre sicherer, als euch nachts allein nach Hause gehen zu lassen.«

»Und was machst du hier oben?«, fragt