1. KAPITEL
Eine Woche später
»Mann, dein Vater kann ja echt ganz schön nerven!«, ruft Ole gerade über die Schulter zurück. »Ich dachte schon, der lässt uns nie alleine losfahren.«
»Dachte ich auch«, gibt Jan zu, »aber haben wir ja trotzdem noch ganz gut hingekriegt.«
Wäre allerdings einfacher gewesen, wenn du zur Abwechslung mal nicht nur ans Essen gedacht hättest, setzt er in Gedanken noch hinzu, während er sich bemüht, mit zwei schnellen Schlägen des Paddels den Zickzackkurs von Ole wieder auszugleichen.
Sie sind bereits seit über einer Stunde auf dem See unterwegs, mit dem silbern glänzenden Kanadier, den Jans Vater ihnen anvertraut hat. Ole sitzt vorne, und Jan steuert, ab und zu bekommt er eine Ladung Wasser ab, wenn Ole das Paddel mal wieder nicht richtig eintaucht, sondern viel zu hastig durchs Wasser zieht.
Aber es ist egal, wichtig ist einzig und allein, dass sie tatsächlich über den See paddeln, dessen Oberfläche sich im Wind leicht kräuselt und durch das Sonnenlicht aussieht wie gesplittertes Glas.
Mal passieren sie links eine Insel, mal rechts, aber es ist noch zu früh, um nach einem Platz zum Übernachten Ausschau zu halten. Und sie müssen unbedingt eine Insel mit einem Sandstrand finden! Jans Vater hat sie extra noch mal daran erinnert: »Wenn ihr Lagerfeuer macht, dann entweder auf einem flachen Felsen oder besser noch am Strand. Denkt dran, es ist Sommer. Der Boden im Wald ist überall ausgetrocknet, da reicht schon ein kleiner Funke, um die Nadeln oder das Moos in Brand zu setzen.«
Außerdem ist es am Strand auch viel einfacher, das Zelt aufzubauen! Jan sieht sich schon mit Ole am Strand hocken, vor ihnen prasselt das Feuer, der Mond wirft seine silberne Bahn aufs Wasser – und es duftet nach dem frisch gefangenen Fisch, den sie an einem Stock über den Flammen hin und her drehen. Und wenn sie sich dann die Mägen vollgeschlagen haben und ordentlich müde sind, pinkeln sie noch kurz in den See und kriechen dann ins Zelt.
Das Zelt und ihre Schlafsäcke liegen gut verpackt auf dem Boden des Kanus, gleich neben dem wasserdichten Sack mit ihren Klamotten und dem Kochgeschirr und den Vorräten, die sie dabeihaben. Drei Dosen Ravioli in Tomatensoße und zweimal Elchklopse! Und für alle Fälle noch ein paar Tütensuppen und ein Säckchen mit Reis, und außerdem Zwiebeln und Möhren und ein großer Beutel Äpfel. Äpfel sind super, weil man sich dann nicht unbedingt die Zähne putzen muss, sondern einfach einen Apfel essen kann. Zum Beispiel nach der Keksschokolade, von der sie für jeden Tag eine eingepackt haben!
»He! Guck mal da drüben!«, ruft Ole und hört auf zu paddeln. »Ist das etwa … Mann, das ist ein Elch! Aber wie kommt der dahin?«
Ole zeigt auf die Insel vor ihnen. Und es stimmt, auf einem steilen Felsen direkt über dem Wasser steht ein Elchbulle! Während das Boot langsam vorübertreibt und Jan nur aufpasst, dass sie nicht zu dicht ans Ufer kommen, beobachten sie den Bullen mit seinem mächtigen Geweih. Und je näher sie kommen, desto riesiger wirkt das Tier, vor allem als sie dann fast unter ihm