: Gaby Hauptmann
: Kaya - frei und stark 1: Kaya schießt quer
: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
: 9783522652414
: Kaya - frei und stark
: 1
: CHF 3.20
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: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 112
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Du machst das«, flüsterte sie ihm zu. »Und wenn wir das schaffen, kriegst du gleich vier Karotten auf einmal von mir!« Wenn nicht, dann auch, dachte sie, aber das musste er ja nicht wissen. Die 13-jährige Kaya liebt Pferde über alles, besonders das Pony Dreamy aus ihrem Reitstall. Als sie mit ihm beim großen Reitturnier überraschend Dritte wird, ist ihr Glück perfekt. Noch perfekter wird es, als sie unter den Teilnehmern auch den 15-jährigen Chris entdeckt, mit dem sie beim Weihnachtsreiten so nett gequatscht hatte. Chris sieht einfach umwerfend aus - das findet nicht nur Kaya. Doch Chris interessiert sich viel mehr für Kayas bereits 17-jährige Schwester Alexa. Und Dreamy soll nach dem großen Erfolg für einen guten Preis verkauft werden. Eine schreckliche Vorstellung. Kaya denkt an Entführung - von Dreamy, nicht von Chris. Aber für den muss sie sich auch etwas einfallen lassen.

Gaby Hauptmann ist eine Vollblutjournalistin: Nach einem Volontariat bei der Tageszeitung SÜDKURIER (Konstanz) hatte sie ein eigenes Pressebüro in Lindau, war Chefredakteurin der Ersten Stunde von seefunk radio bodensee, wechselte zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk (SWF 1 u. SWF3) und begann gleichzeitig fürs Fernsehen (HR u. SWF, Unterhaltung und Dokumentationen) zu arbeiten. Sie war Regisseurin, Produzentin und Moderatorin, unter anderem moderierte sie 2002/03 mit Lea Rosh die Literatursendung 'Willkommen im Club'. 1995 erschien mit 'Suche impotenten Mann fürs Leben' ihr erster Bestseller, seitdem hat sie über 30 Bücher (darunter das Kinderbuch 'Rocky - der Racker' und die beiden Jugendreiterserien 'Alexa - die Amazone' und 'Kaya') geschrieben, wurde in 35 Ländern verlegt, hat allein in Deutschland knapp über 8 Millionen Bücher verkauft, wovon sechs Bücher bisher verfilmt wurden und viele als Hörbücher zu haben sind.

Kaya zitterte bei jedem Sprung mit, obwohl Lara doch ihre Konkurrentin war. Trotzdem, Lara hatte einfach ein wunderschönes Pony, schwarz wie die Nacht mit einem weißen Stern mitten auf der Stirn– und, was fast noch wichtiger war, mit einem ungeheuren Sprungvermögen. Die beiden fegten durch den Parcours, dass die Zuschauer den Atem anhielten. Heute ging es um Zeit und Fehler, und da warBlack Jack allen anderenüberlegen.

Kaya stand noch immer ganz beeindruckt da, obwohl sie längst hätte aufsitzen müssen, und sie war sich sicher, dass Fritz Lang deswegen schon sauer sein würde, aber sie konnte sich von dem Bild einfach nicht lösen. Jetzt kamen die beiden auf die letzte Kombination zu, ein blau-weißer Steilsprung und dahinter ein gewaltiger Oxer, der für sie selbst gleich zum richtigen Problem werden würde, fürBlack Jack aber noch nicht mal einen Augenaufschlag mehr bedeutete.

Kaya hatte bisher immer nur von diesem Siegerpaar gehört, aber heute war der große Tag, da sie beide in ein und derselben Prüfung starten durften, beim›Bodensee Classics Ponycup‹ in Aach. Ihr Herz klopfte wie wild vor Aufregung. Fritz Lang, ihr Trainer, war vorhin mit ihnen allen den Parcours abgeschritten, aber sie konnte sich kaum auf seine Anweisungen konzentrieren, so stolz war sie, bei diesem großen, internationalen Reitturnier mitmachen zu dürfen.

Jetzt, jetzt ...– Kaya hielt kurz die Luft an und prustete sogleich laut heraus. Unglaublich, die oberste Stange des Oxers fiel,Black Jack hatte gerissen. Ihr Blick ging zur Uhr, Lara war verdammt schnell, ja, aber der Sieg war weg!

Sie sprang flink zur Seite, denn sie stand mitten im Eingang, gleich würde der nächste Reiter rein- und Lara hinausreiten. Und außerdem musste sie sich jetzt selbst mörderisch beeilen. Trotzdem, es war unfassbar:Black Jack hatte gerissen! Bei einem A-Springen! Für ihn doch geradezu läppisch.

Lara schoss an ihr vorbei, sie riss ihrem Pony dabei brutal ins Maul und sprang wütend ab.»So ein Scheißbock!«, fluchte sie böse,überließBlack Jack dem Pfleger und verzog sich ohne ein weiteres Wort in das Teilnehmerzelt.

Kaya war schockiert.Black Jack tat ihr Leid. Am liebsten wäre sie zu ihm hingegangen und hätte ihn getröstet, aber er wurde bereits weggeführt.

Völlig benommen ging sie auf den Abreiteplatz, wo ihr Fritz Lang schon heftig zuwinkte. Sie hatte es gewusst, jetzt musste sie sich irre beeilen, sonst würde sie aus dem Ponykader gleich wieder rausfliegen.

»Wo steckst du denn?«, fragte der Trainer unwirsch.»Es sind nur noch sechs vor dir– und du hast noch keinen einzigen Probesprung gemacht!«

Aber ich habe ihn doch schon gut abgeritten, wollte sie sagen, verkniff es sich jedoch. Er hatte ja Recht, das hier war eine große Chance für sie, da durfte sie nicht blöd herumträumen. Hier wurde gespurt, sagte der Trainer immer, aber genau das fiel ihr eben schwer. Sie träumte nun mal so gern.

Kaya rittFlying Dream, ein dunkelbraunes Pony, das außer durch seinen Namen mit nichts weiter besonders auffiel. Es gehörte dem Reitverein, sprang manchmal ganz gut, manchmal aber auch nicht, je nachdem, wie es drauf war.

Heute fand der Wallach alles recht spannend, die vielen im Wind flatternden Fahnen für das Internationale Reitturnier, die vielen berühmten Pferde, die mit ihmüber den Abreiteplatz trabten, die vielen Menschen, die begeistert zuschauten, das große Gelände, die weißen Zäune– einfach alles hier war edel und teuer und nicht im Entferntesten so wie zu Hause.

Kaya tätschelte ihrem Pony den Hals.»Komm, mein Guter, jetzt zeigen wir denen mal, wie’s geht«, aber so ganz war sie von ihrem kühnen Spruch selbst nichtüberzeugt, was letztlich ja auch egal war, HauptsacheFlying Dream glaubte ihr und machte seinem Namen Ehre.

»Steil«, hörte sie Fritz Lang rufen. Okay, damit war sie gemeint.»Steilsprung frei«, rief er noch einmal, um die anderen darauf aufmerksam zu machen, dass sie nun herangaloppierte.Dreamy, wie sieFlying Dream nannten, sah das Hindernis, zog an und ging locker und frei darüber. So, das war schon mal gut. Kaya atmete erleichtert auf.

»Gib ihm mehr Kopf«, hörte sie ihren Trainer rufen. Ja, das war so ein bisschen ihr Problem, sie blieb mit den Händen einfach zu steif, dabei müsste sie während des Sprungs weit zum Pferdemaul vor, damitDreamy seinen Hals besser strecken könnte. Leichter gesagt als getan. Vor jedem Ritt nahm sie es sich aufs Neue vor, und dann vergaß sie es doch wieder oder hatte Angst, er könne urplötzlich stehen bleiben und sie alleine fliegen lassen.

»Oxer frei«, hörte sie Lang jetzt rufen und spürte, wie sich ihr Herzrhythmus beschleunigte. Mit ihren 13 Jahren war sie schon recht groß, und Dreamy war mit seinen 1,40 Meter Stockmaß fast schon etwas zu klein für sie, jedenfalls sah so ein Oxer von seinem Rücken herunter anders aus als von dem großenBlack Jack, da war sie sich sicher.

AberDreamy teilte ihre Bedenken nicht, er nahm den Oxer, als ob der nichts wäre.»Gut!«, hörte sie Fritz Lang. Das Lob machte sie stolz und sicherer. Vielleicht hatte sie ja doch eine Chance?

Komm, du bist das erste Mal dabei, dämpfte sie jedoch gleich wieder ihren Optimismus, das schaffst du nie. Oder vielleicht doch?

Fritz Lang ließ sie noch einmalüber den Steilsprung und auch noch einmalüber den Oxer springen, dann winkte er ab