: Gerhard Schmidberger
: Die Oama-Bauern und ihre Familien Freie Bauern gefangen in den Wirren der Zeit
: novum premium Verlag
: 9783991301752
: 1
: CHF 23.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 498
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit 1648 lebt die Familie Weixelgartner auf dem Oama-Hof. Oama bedeutet so viel wie frei. Sie waren also freie Bauern, keine Leibeigenen. Gerhard Schmidberger geht in seiner ersten Veröffentlichung dem Leben der eigenen Vorfahren und jenen seiner Frau auf den Grund und erforscht dabei, was sie möglicherweise erduldet und erlebt haben. Ein wichtiges Anliegen ist ihm, darzustellen, wie die einfache, bäuerliche Bevölkerung unter den vielen Kriegen, die die Adligen veranlasst haben, leiden musste, wie die kleinen Bauern verheizt wurden für Kriege, von denen sie oft kaum verstanden hatten, wofür sie geführt wurden. Dies soll kein Tatsachenbericht sein, sondern eine Darstellung der Begebenheiten, wie er sich vorstellt, dass sie vor langer Zeit gewesen sein könnten.

DAS TAL DER KLEINEN VILS

  • Rosa Buchner
  • Der andere Hof
  • Georg Weixelgartner (Pfarrer)

Hier sitze ich und schaue aus dem Fenster meines Arbeitszimmers auf die sanften grünen Hänge des kleinen Vilstals. Auf den Wiesen unter meinem Fenster grasen die Pferde der Leute, die unseren Hof gepachtet haben. Noch etwas unterhalb befindet sich der Reitplatz. Eine junge, mir bisher unbekannte Dame lässt ihr Pferd an der Lodge seine Runden drehen.

Austragshaus

Etwas rechts daneben schließt sich die Hofstelle an. Deren Häuser sind jedoch von Bäumen verdeckt, weshalb nur Teile der roten Dächer hervorschauen. Den Talgrund durchzieht die kleine Vils in zum Teil weit ausholenden Windungen. Die Ufer des kleinen Flüsschens werden von großen, alten Buchen und Weiden gesäumt. Dazwischen stehen neu angepflanzte Erlen, durch die aus der gesamten Uferregion ein Biotop entstehen soll. Vom bayerischen Staate sind auch Biber neu angesiedelt worden. Leider habe ich die Tiere selbst noch nicht entdecken können. Ihre Anwesenheit ist an der Vielzahl abgenagter Baumstümpfe leicht zu erkennen. Auf der anderen Seite des Baches verläuft das Tal fast eben mit grünen Wiesen bedeckt bis zur Bundesstraße, um dann wieder in sanften mit Maisfeldern überzogenen Hängen anzusteigen. Die Kuppen sind von einem dunklen Nadelwald wie mit einer Krone überzogen. In der Mitte gibt der Nadelwald einen Blick auf das Land dahinter frei, das sich in sanften Hängen immer weiter nach oben zieht, bis man fast schon am Horizont das rote Dach eines einsamen Bauernhofes erahnen kann. Den Abschluss bildet dann beinahe schon schemenhaft fahl wieder der Wald, den man kaum noch vom Himmel darüber unterscheiden kann.

Für uns war dies immer das Land unseres Opas, Josef Weixelgartner. Eigentlich war er mein Schwiegervater und nur der Opa unserer Kinder Johanna und Andreas. Auf Umwegen ist dieses Land in den Besitz unserer Familie gelangt, wo doch als Hoferbe Olgas Bruder Georg bestimmt war. Olga ist meine Frau, Josef Weixelgartners Tochter. Erst als sich Georg so verschuldet hatte, dass der Hof vor der Versteigerung stand, bot er ihn mir zum Kauf an, damit der Bauernhof nicht in fremde Hände fiel. Ich musste die Schulden übernehmen und meinem Schwager das Wohnrecht für den umgebauten Stall des alten Bauernhauses übertragen. Doch wird darauf später noch genauer eingegangen werden.

Die Bäume, die Josef Weixelgartner unterhalb seines Austragshauses, das von oben an die Pferdewiesen des Hofs grenzt, gepflanzt hatte, um den Blick nach unten zu verwehren, habe ich gleich nach seinem Tod vom Nachbarn entfern