: Brigitte Riebe
: Feuer und Glas - Der Pakt Roman
: Heyne
: 9783641076887
: Brigitte Riebe bei Heyne fliegt
: 1
: CHF 12.50
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: Erzählende Literatur
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
So magisch, romantisch und spannend wie in 'Feuer und Glas' war die deutsche Erfolgsautorin Brigitte Riebe noch nie
Venedig im Jahr 1509: Ein machtvolles Glasartefakt und die letzte Erinnerung an einen verschwundenen Vater ... Eine uralte Fehde zweier verfeindeter Völker ... Und ein Mädchen, das nicht ahnt, dass es den Schlüssel zur Rettung Venedigs in seinen Händen hält ...

Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Sie hat mit großem Erfolg zahlreiche historische Romane veröffentlicht, in denen sie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte wieder lebendig werden lässt. Mit 'Marlenes Geheimnis' widmet sie sich nun der Kriegs-und Nachkriegszeit um 1945. Auch Riebes Familie mütterlicherseits stammt aus Nordböhmen, wo sie wie viele Sudetendeutsche nach dem Ende des Dritten Reichs das Schicksal von Vertreibung und Flucht erlitt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.

Zweites Kapitel

Die Glocken von San Giovanni Elemoisinario weckten Milla aus einem unruhigen Schlaf. Sie hatte lebhaft geträumt, von Gondeln, blauen Prinzen und fliegenden Katzen, war zwischendrin immer wieder aufgewacht, um erst wieder in tiefen Schlummer zu sinken, als es schon dämmerte. Nachdem sie sich die Müdigkeit aus den Augen gewaschen hatte, fand sie die Wohnung leer vor – was nur bedeuten konnte, dass Mutter und Tante bereits auf dem Markt waren.

Es war ein seltsames Gefühl, allein durch die vollgestopften Räume zu streifen, in denen nun auch noch ihre Möbel untergebracht waren. Zum ersten Mal, seit sie in Venedig lebte, fragte sie sich, wie es wohl für Ysa sein mochte, mit ihnen zu teilen, was zuvor ihr allein gehört hatte. Die Tante war seit Jahren Witwe, und an Gianni, ihren Mann, besaß Milla nur vage Erinnerungen. Wenige Male waren die beiden bei ihnen zu Besuch auf Murano gewesen, die Insel, die ihr Vater als Glasbläser unter höchster Strafandrohung niemals verlassen durfte. Und so war es alles andere als eine Selbstverständlichkeit gewesen, nach Leandros rätselhaftem Verschwinden die mittellose Schwägerin und deren Tochter bei sich aufzunehmen. Ysa jedoch hatte mit ihrem ansteckenden Lachen und einer herzlichen Umarmung Fremdheit oder Peinlichkeit erst gar nicht aufkommen lassen.

Milla wollte gern ein wenig davon zurückgeben, indem sie heute imippocampo nach dem Rechten sah, bevor die beiden mit ihren Einkäufen zurück waren. So rasch sie nur konnte, schloss sie ihr hellgrünes Mieder mit den widerspenstigen Haken, knotete den Rock in der Taille zusammen und fuhr in die Holzpantinen, die man erst seit Kurzem wieder ohne Strümpfe tragen konnte. Danach rannte sie die Treppen hinunter, um ja die Erste zu sein.

An der Haustür lief sie Signore Cassiano in die Arme, ihrem Vermieter, der immer etwas zu nörgeln hatte.

»Auch schon auf?«, murmelte er griesgrämig. »Eure Taverne soll ja seit Neuestem gesteckt voll sein, wie man hört!«

»Mutter und Tante Ysa würden sich freuen, Euch als Gast imippocampo begrüßen zu dürfen«, erwiderte Milla diplomatisch.

Eigentlich gehörte zur Taverne auch eine kleine Wohnung, direkt darüber gelegen. Wie viel bequemer wäre diese Lösung gewesen! Doch Cassiano hatte dort eine ältliche Verwandte mit einer Warze am Kinn einquartiert, die an Ausziehen nicht dachte. Stattdessen beschwerte sie sich über Küchendünste, die angeblich ihren Mittagsschlaf störten, vor allem aber über die wachsende Schar hungriger Katzen im Hof, für die sie Milla nicht ganz zu Unrecht verantwortlich machte.

»Das