1.
Unter Beschuss
So also sterbe ich.
Kein hilfreicher Gedanke, das war Ram Wood klar. Dennoch konnte er ihn nicht unterdrücken, während der Gleiter Treffer um Treffer einstecken musste.
Wenn er das Gefährt wenigstens selbst steuern würde. Er könnte es zwar auch nicht besser als der Pilot, dessen Name Wood entfallen war, aber immerhin hätte er dann das Gefühl, etwas zutun. Stattdessen saß er in einem formvariablen Sessel im Passagierbereich, den rucksackähnlichen Korb, den er sonst auf dem Rücken trug, zwischen den Beinen abgestellt, und fühlte sich hilf- und machtlos. Das Einzige, was er zu ihrer aller Überleben beitragen konnte, war zu hoffen und Ruhe zu bewahren, um den Piloten nicht in der Konzentration zu stören.
Mouran Thynn, fiel Wood plötzlich wieder ein, als würde das im Augenblick eine Rolle spielen.Der Pilot heißt Mouran Thynn.
Es war merkwürdig, womit sich ein menschliches Gehirn beschäftigte, um nicht untätig bleiben zu müssen – und ein übertaktetes wie seines erst recht. Sinnlose Gedanken und unergiebige Erinnerungen explodierten wie Feuerwerksraketen in seinem Bewusstsein.
Ein Ruck ging durch den Gleiter, als Thynn ihn unvermittelt einen Haken nach links schlagen, anschließend in die Höhe schießen und das Gefährt sofort wieder für einige Sekunden in die Tiefe fallen ließ, ehe er es abfing. Dennoch konnte es dem nächsten Treffer nicht entgehen.
Der Pilot fluchte und beschimpfte die Angreifer alsBrygen, was immer das sein mochte. Vermutlich stellte das seine Art dar, mit dem Druck umzugehen.
Von Anfang an hatte es Wood widerstrebt, in einen Außeneinsatz zu gehen. Mit seiner Statur war er geeignet, bei dem alten terranischen Spiel Mikado als eines der Stäbchen mitzuwirken. Für körperliche Anstrengungen hingegen war er nicht gemacht. Doch er war nun einmal USO-Spezialist. Eine Wahl hatte er also nicht gehabt. Dass er als Kriminologe mit dem arbeitete, was erim Kopf hatte und weniger mit den restlichen 175 Zentimetern unterhalb seines Gehirns, durfte in diesem Fall eigentlich keine Rolle spielen.
Auch dass er die eigentliche Mission wohl gar nicht erst würde antreten müssen, weil er nicht einmal den Einsatzort lebend erreichte, tröstete ihn nicht.
Der nächste Treffer hieb in den Schutzschirm und schüttelte den Gleiter leicht durch. Instinktiv hielt Wood für einen Moment die Luft an. Das Licht flackerte, als die Biopositronik des Gefährts auf verfügbare Reserven zugriff, um die energetische Hülle aufrechtzuerhalten. Mehr merkte man von dem Angriff im Inneren des Fluggeräts nicht.Noch nicht.
Und das war es, was Wood am meisten beängstigte. Er wusste, welche Energien nur Zentimeter neben ihm tobten, trotzdem lief alles – abgesehen von Thynns Flüchen – in gespenstischer Lautlosigkeit ab. Es gab kein Donnern, kein Krachen, kein ächzendes Metall des Gleiters, sondern nur dieses leichte Schütteln ... und das Wissen, dass der Augenblick, in dem es doch donnerte, krachte und ächzte, einer der letzten seines Lebens sein würde.
Über den Helm des Passagiers vor ihm hinweg sah Wood die Steuerungsholos der Pilotensektion – ein hochtrabender Begriff dafür, dass es sich lediglich um die vordersten beiden Plätze in der durch einen Mittelgang getrennten Zweierreihe aus Sesseln handelte. Das Innere des Gleiters ähnelte einem kleinen Touristenschweber im Retrostil, wie man sie in Terrania gelegentlich zu sehen bekam.
Wieder so ein sinnloser Gedanke, eine unergiebige Erinnerung, die aus Woods Hilflosigkeit und seinem Gefühl des Ausgeliefertseins resultierte.
Das größte Holo in der Pilotensektion zeigte eine zumindest äußerlich schrottreife Mehandorwalze, ein Raumschiff, das man eher mit friedlichem Handel assoziierte als dam