: Uli Aechtner, Carola Christiansen, Gitta Edelmann, Nellie Elliot, Laura Gambrinus, Christiane Geldma
: Fenna Williams, Petra K. Gungl
: In 18 Morden um die Welt Kriminelle Kurzgeschichten von fünf Kontinenten
: Leinpfad Verlag
: 9783945782729
: 1
: CHF 12.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 300
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In 18 Morden um die Welt Kriminelle Kurzgeschichten von fünf Kontinenten Zwanzig Autorinnen erzählen als Hommage an Jules Vernes von Tatorten aus der ganzen Welt. Da geht es um den Ravenmaster, der sich um die Raben im Londoner Tower kümmert. Um Sarah, die mit einem Katamaran in der indonesischen Inselwelt kreuzt. Oder um zwei schwarz-weiße Paare in Ghana. Dann um einen Schönheitschirurgen und seinen Patienten in Neu-Dehli. Um die Silvesterreise eines Paares nach Rio de Janeiro. Kann man sich vorstellen, dass es im Wiener Burgtheater hinter der Bühne leidenschaftlicher zugeht als auf ihr? Und schließlich: Was ist der berühmteste Cold Case Australiens? Es gab nur diesen einen Schlüssel und den besaß sie. Dieser Stollen war ihr Geheimnis. Alle anderen, die davon wussten, waren längst tot. Sie war die Einzige, die Zugang zur Hölle hatte. (Aus: 'Dem Himmel so fern' von Thea Lehmann) Eine Reise rund um den Erdball, infiziert vom Lese-Virus, aber völlig Corona-frei!

Fenna Williams studierte Lateinamerikanistik an der FU Berlin und entdeckte dabei ihre Vorliebe für Französisch-Guayana und Suriname. Ureinwohner, Sträflingskolonien und jede Menge exotisches Getier begeisterten sie fortan sowohl als Reise- als auch als Seminarleiterin. Um ihre Erlebnisse in Romanen und Reiseessays in Worte fassen zu können, lernte Fenna Kreatives Schreiben und literarisches Coaching in Seattle und London. Den schwarzen Gürtel im Power-Faulenzen erwarb sie sich in einer Hängematte auf der Teufelsinsel vor Cayenne. Wenn sie inkognito bleiben will, verbirgt sie sich hinter dem Pseudonym Auerbach& Auerbach oder im Regenwald von Suriname, hinter der letzten Stromschnelle, direkt vor dem Eingangstor zu ihrem Paradies. www.Fenna-Williams. om Wien, Wien, nur du allein ...Petra K. Gungl lebt und schreibt in ihrer Geburtsstadt Wien, die zum zehnten Mal in Folge zur Nr. 1 in Lebensqualität gekürt wurde, nicht zuletzt wegen des Kulturangebots: 101 Bühnen sprechen für sich! Die Juristin arbeitete unter anderem am Wiener Straflandesgericht - kein Wunder also, dass ihre Romane Diabolische List, Diabolisches Spiel und Tannenglühen (Gmeiner Verlag), mörderisch spannend sind. Im Repertoire der kampfsporterprobten Autorin findet sich auch die romantische Komödie Kung Fu Mama unter dem Pseudonym Petra Liebkind. www.petrakgungl.com    

GROSSBRITANNIEN


Pia O’ConnellMeister der Raben

»Ich muss hier raus«, sagte Jess und hielt ihre bandagierte Hand schützend gegen das Sonnenlicht, das durch die historischen Butzenscheiben fiel. Mit einem Ruck setzte sie sich im Bett auf.

»Ich halte diesen Zirkus nicht mehr aus.« Demonstrativ hielt sie sich beide Ohren zu. Bauarbeiter waren seit Tagen damit beschäftigt, ein Gerüst am Weißen Turm im Tower of London hochzuziehen. Der metallene Klang ihrer Hämmer drang bis in die entlegensten Winkel und vermischte sich mit dem aufgeregten Schnattern der Schulklassen und Touristen, die sich schon in aller Frühe vor den Toren des Towers versammelt hatten.

Harry Hancock sah auf seine Frau hinunter und stellte eine dampfende Tasse Tee auf ihren Nachttisch. Er war bereits in Uniform. Der dunkelblaue Rock mit der roten Paspelierung, der roten Krone und den Buchstaben E II R auf der Brust verlieh ihm eine mittelalterlich anmutende Würde. Seine schwarzen Schuhe waren auf Hochglanz poliert.

»Wir sprechen heute Abend darüber«, sagte er beschwichtigend. »Ich muss mich jetzt um die Raben kümmern.«

»Die Raben! Die Raben! Immer nur die Raben«, beklagte sich Jess. »Hauptsache, den Raben geht es gut. Wie es mir geht, ist dir scheißegal.«

Sie rutschte im Bett nach unten und zog sich die Decke über ihren zerzausten Blondschopf. Jesses rotgetigerte Katze Riana sprang zu ihr hinauf und fauchte Harry an.

»Schatz, jetzt sei doch nicht so, das stimmt doch gar nicht.« Harry warf einen Blick auf die Uhr, setzte sich dann seufzend auf die Bettkante, schubste die Katze hinunter und gab seiner Frau einen Kuss auf die Locken, die unter der Decke hervorspitzten.

»Der heutige Abend gehört nur uns beiden. Du und ich, im Restaurant, bei Kerzenlicht.« Harry strich seiner Frau sanft über die Hand. »Champagner, unser Hochzeitstags-Menü«, er küsste ihre Finger, »du in deinem neuen Kleid, das dir so gut steht.«

Langsam kam Jess unter der Decke hervor, drehte sich um und sah ihren Mann mit zusammengezogenen Brauen an. »Harry Hancock, das eine sage ich dir: Wenn du nicht pünktlich um sechs Uhr hier auf der Matte stehst, dann kannst du mit deinen elenden Raben Hochzeitstag feiern.« Damit rollte sie sich zur Seite und zog sich die Decke wieder über den Kopf. »Verdammte Rabenbrut«, hörte er sie leise fluchen.

»Immerhin bin ich der verdammte Rabenmeister«, brummte Harry, ging aus dem Schlafzimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Im Flur nahm er den ballonartigen dunkelblauen Hut vom Haken und setzte ihn auf.

Seit er vor drei Jahren den Dienst nach langer aktiver Militärzeit quittiert hatte, arbeitete er im Tower von London als Yeoman Warder. Von manchen Leuten wurden er und seine Kollegen Beefeaters genannt, doch Harry