: Jörg Maurer
: Kommissar Jennerwein darf nicht sterben Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104915494
: Kommissar Jennerwein ermittelt
: 1
: CHF 15.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Auftragskiller macht Jagd auf Kommissar Jennerwein. Der neue Roman von Nr.1-Bestseller-Autor Jörg Maurer. Kaum zu glauben, Kommissar Jennerwein macht Urlaub! In einem Sporthotel! Beim Wassertreten, Bouldern und Kräuterwandern soll er sich erholen - und ahnt nicht, dass er sich in höchster Gefahr befindet. Ein Auftragskiller, gemeinschaftlich engagiert von allen Schwerverbrechern, die der Kommissar im Lauf der Zeit hinter Gitter gebracht hat, ist auf ihn angesetzt. Während er eher zufällig dem ersten Mordanschlag entgeht, entlarvt er nebenbei Betrüger und kratzt verdächtige Schwefelrückstände von einer Kirchenwand. Schließlich bekommt er auch noch ein unwiderstehliches Angebot von einem undurchsichtigen Mitarbeiter eines auf künstliche Intelligenz spezialisierten Großkonzerns: Jennerwein soll helfen, einen spurlos verschwundenen Manager zu finden  - eine Suche, auf der er in den vollautomatisierten Werkhallen des Konzerns in einen Hexenkessel aus Bosheit, Verrat und Eifersucht gerät. Obendrein ist ihm weiterhin der Auftragskiller auf den Fersen. Die Lunten sind gezündet, die Gewehrläufe gespannt - es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Jennerwein mit heiler Haut davonkommt. Der fünfzehnte Fall für Kommissar Jennerwein - abgründig gut. 'Ich liebe die Romane von Jörg Maurer.' Denis Scheck

Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung.All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich.Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.

2


Einen weit angenehmeren Anblick bot die junge Frau, die am Frühstückstisch des Wellness- und Sporthotels Relax saß. Ihre Lippen waren flauschig wie Blütenblätter, die Haare flossen ihr über die schneeweißen Schultern wie süßer Honig. Sie hatte ihre nackten Beine keck übereinandergeschlagen, lasziv wippte sie einen halb abgestreiften Schuh mit den Zehenspitzen, ihre Blicke waren wie Schüsse aus einer doppelläufigen Winchester. Der Frühstückskellner schenkte Kaffee ein. Er war ein erfahrener Kellner, ein Garçon alten Schlages, der schon viel gesehen hatte in seinem Kellnerleben, doch als er in ihre Nähe kam, zitterte er leicht und musste sich anstrengen, die Tasse ohne Kleckern zu füllen. Die junge Frau warf betont nachlässig und wie nebenbei ihr Haar zurück, einige Gäste im Frühstücksraum hielten den Atem an. Kaum jemand schaffte es, den Blick sofort wieder von dem außergewöhnlichen Liebreiz dieser namenlosen Erscheinung loszureißen. Jetzt ließ sie ein helles, perlendes Lachen vernehmen, sie straffte ihren Körper, reckte sich ausnehmend, um sich bald darauf aufs Anmutigste zu entspannen.

 

Es ist wirklich jammerschade, dass diese junge Frau in der Geschichte, die hier erzählt werden soll, überhaupt keine Rolle mehr spielen wird, nicht einmal eine Nebenrolle. Arme namenlose Hüterin des Ebenmaßes, das war dein letzter Auftritt in diesen dramatischen Ereignissen! Nur so viel sei noch gesagt: Sie stellte den schieren Gegensatz zu dem stillen, einzeln sitzenden Herrn am Nebentisch dar, dessen hervorstechendste Eigenschaft seine legendäre Unauffälligkeit war. Kommissar Jennerwein, um den es sich handelte, war ein gutaussehender Mann mit vollem, dunklen Haar und wachen Augen, der, je älter er wurde, immer mehr Ähnlichkeit mit dem britischen Schauspieler Hugh Grant aufwies. Ein oder zwei Gäste hatten sich schon angestoßen: Ist das nicht …? Jennerwein massierte gerade wieder einmal seine Schläfen mit Daumen und Mittelfinger, dann wurde er sich dieser verräterischen Angewohnheit bewusst. Er ließ die Hand sinken und nippte unkonzentriert an seinem Kaffee. Jennerwein versuchte sich zu entspannen.

 

»Eine Frage!«, rief ein korpulenter Herr an dem besagten Tisch, an dem auch die Strahlende saß. Er wedelte dem Kellner mit einer Landkarte vor dem Gesicht herum. »Teufelsgasse, Höllenwiese, Satansfeld … Warum ist in dieser Gegend so viel vom Leibhaftigen die Rede?«

Der Kellner, der die Tischdecke gerade mit einem eleganten Krümelentferner von Croissantbröselchen zu befreien versuchte, hielt inne. Jennerwein lauschte unauffällig. Auch ihm war schon die Dichte der lokalen Teufelsanspielungen aufgefallen. Auf Schritt und Tritt stieß man auf den Satan und seine Brut. Ein Hexenbad lud zur erquicklichen Erfrischung, das Schwefelstübchen zum fröhlichen Umtrunk ein, die Höllenapotheke bot 1a-Mephisto-Drops feil, und so weiter.

»Nach einer alten Legende soll der Teufel diese Gegend besucht haben, um sich ein wenig von seinen Untaten auszuruhen.« Der Kellner vollführte eine kreisend unbestimmte, fast beschwörende Bewegung mit dem Bröselschaber. Seine Augen verengten sich zu schmalen, unergründlichen Schlitzen. »Er wollte sich hier nach einer Bleibe umschauen und ist, um sich einen Überblick zu verschaffen, auf ein Baugerüst gestiegen.«

»Auf ein Baugerüst!«, warf die korpulente Dame ein, die neben dem korpulenten Herrn saß.

»Ja, und dort ist er eingedöst«, fuhr der Kellner leise fort, wie um den Leibhaftigen, den er beschworen hatte, nicht zu wecken. »Beim Aufwachen hat er das Gleichgewicht verloren und ist ein paar Meter hinuntergestürzt, auf ein Vordach. Man sagt, dass sein sprichwörtliches Hinken von diesem Missgeschick herrührt, und nicht etwa von einem Pferde- oder Ziegenfuß. Fluchend stolperte er jetzt durch die Baustelle, überall verstellten ihm Mörteltröge und Ziegelhaufen den Weg. Endlich fand er ein unverschlossenes Tor. In der Annahme, dass das der Ausgang ins Freie war, durchschritt er es, doch er fand sich in einer zwielichtigen, düsteren Halle wieder. Der penetrante Geruch nach verbrannten Gewürzen nahm ihm fast den Atem. Als er schließlich den Kopf hob, fiel sein Blick auf – ein Kreuz. Und auf ein zweites. Und ein drittes. Ihm wurde übel. Er befand sich mitten