... ein ganz normaler Donnerstag
TAGEBUCH-EINTRAG:
[ 15-03-2018 ] - ein Donnerstag
Anruf von Nikole: Uhrzeit 18:20, bin gerade erst angekommen. Im Club. Habe meinen Wagen gerade eingeparkt.
Sie vermisst mich - „wann kommst du?“
Oh, je. Das erzähle ich einmal später. Ich habe ja noch eine Freundin. In einer anderen Stadt. Die muss ich beide unter einen Hut bringen. Darf die eine von der anderen nichts wissen. Aber heute bin ich bei Latifa. Sie ist meine Nummer Eins. Unangefochten. Ganz bestimmt. Wirklich.
(18:30) 19:00 - 22:20 Uhr, Verweilzeit heute.
Sonst ist zurzeit viel neues Personal da. Ich zahle brav meinen Eintritt. Badelatschen Schuhgröße 42 sind aus. - Ja was ist das denn? So voll. Und alle wollen meine Schuhgröße haben? Also nehme ich 41. Ja, die fallen mitunter groß aus, sagt die freundliche Dame am Empfang, blond gefärbt mit osteuropäischem Akzent. Ich bekomme Spintschlüssel Nr. 20. Schließe erst einmal meine Geldbörse weg an den Wertsachenschließfächern, beziehungsweise am Bezahlschrank. Der hat die gleiche Nummer. Und dann geht`s hinunter in die Katakomben des Kolosseums.
„Nackisch machen!”
Handtuch um die Lenden gebunden. Der Bademantel ist mir stets nur lästig. Und auch viel zu warm, ob der vielen heißen Geräte, die oben auf mich warten. Dann gehe ich hinauf in die große Halle meiner heutigen Vergnügungsstätte. Begebe mich in den “Tempel der Lüste“. “Tempel der Prostitution“. Paradiesische rosengeschmückte Wiesen, auf denen ewiger Frühling herrscht. Zur exquisiten Erquickung. Elysium? Die Mädchen wachsen hier an den Bäumen. Von ihrem nektarähnlichen Trank zu trinken ermöglicht das Vergessen aller irdischen Leiden. Gesundheit, Freude, Kraft und Glück. Wasche mich im Fluss Lethe. Hiernach darf ich das Paradies betreten. Balsam. Balsam auf mein geschundenes Haupt.
Es gab anscheinend, und das wird mehrfach berichtet, Tempelprostitution. Und das in alten antiken Kulturen. So zum Beispiel in Babylonien. Das ist nachzulesen in der Bibel und oder auch in griechischen Texten. In der Perserzeit habe eine Babylonierin sich einmal im Leben einem Fremden hingeben müssen. Zu Ehren der Göttin Mylitta und gegen Geld. Sehr gut! - Das wäre doch auch heutzutage noch eine gute Idee. Manche Ehe wäre aufgefrischt und womöglich gerettet. Durch einen legitimierten Seitensprung. All das einem höheren Zweck dienend. Und macht nebenbei noch eine hübsche Aufbesserung der Haushaltskasse.
Ich bin also wieder hier, habe eines nur im Sinn. Latifa. Ich gehe immer zu der Gleichen. Habe hier meine Mätresse. Eine Konkubine. Nicht viel Betrieb.
Das sei die ganze Zeit so erfahre ich später von meiner Liebsten. Nicht viel Geschäft. Dann sind wohl die Sandalen, die Treter in Größe 41 jetzt alle in der Reinigung. Auch gut.
Ein Glas Wasser. Zunächst, das hole ich bei Thomas an der Bar. Er kennt mich nicht. Auch gut so. Sind wohl zu viele hier, die er bedient. Stets bemüht, immer freundlich. Einmal aber, da schäkert er mit den anwesenden Damen, macht einen Spaß mit ihnen, fasst sie sogar an, an Schulter, am Arm oder Taille, immer nur kurz, einmal auch mit Latifa. Schurke. Hat mir gar nicht gefallen. Wäre das nicht eigentlich „sexuelle Belästigung“? Am Arbeitsplat