RABENTAGE
»Verschneit und zugenäht!«, schimpfte ich und bückte mich nach dem Handschuh, der mir aus der Hand gefallen und im knietiefen Schnee verschwunden war.
Sofort war ich umringt von einem Haufen neugieriger Pferde, die alle gucken wollten, was ich da so Interessantes suchte.
»Das ist nichts für euch«, schimpfte ich und wehrte mich gegen stupsende Pferdenasen und scharrende Pferdehufe. »Hört auf, ihr verwischt ja die ganzen Spuren!«
Im Nu war der Schnee um uns platt getrampelt und voller frischer Hufabdrücke. Den Handschuh fand ich so nicht mehr. Stöhnend lehnte ich die Mistschaufel an die Schubkarre und klopfte mir den Schnee von der Hose. Es hatte die ganze Nacht durchgeschneit und alle Wege, die wir in den letzten Tagen mühsam freigeschaufelt hatten, waren wieder von einer dicken weißen Flockenschicht bedeckt.
Jemand pustete mir in den Nacken. Es kitzelte, aber der Atem war auch wunderbar warm, also drehte ich mich um und schlang meine Arme um den Übeltäter.
»Hey, Snjór«, murmelte ich und vergrub meine Nase tief in seinem dicken Flauschefell. »Ist dir langweilig? Vielleicht können wir später noch auf den Vulkanhügel reiten, was meinst du?«
Snjór schnaubte. Aber dann schüttelte er den Kopf! Ich musste lachen.
Unsere Pferde! Es war so, so schön, dass sie alle hier waren. Nach all der Angst, die ich im Herbst um sie gehabt hatte, nach der Möglichkeit, sie niemals wiederzusehen, war es doppelt schön. Ich liebte sie, jedes einzelne von ihnen. Auch wenn ich mit Snjór und ein paar anderen besser befreundet war, gehörten sie alle zu unserer Familie und sie alle waren mir wichtig. So wichtig, dass ich sogar freiwillig gefrorene Pferdeäpfel von den Schneewegen kratzte.
Ich zog mir auch den zweiten Handschuh von den Fingern und stopfte ihn in meine Tasche. Brr, kalt.
»Ihr wisst ja, was bald ansteht, oder?«, fragte ich Snjór.
Hinter ihm tauchten Fjall, Töskur und Ylfa auf, als würden sie auch hören wollen, was ich zu sagen hatte.
Ich breitete die Arme aus. Dann rief ich laut: »Weihnachten! Bald ist Weihnachten! Die Weihnachtskerle kommen und dann habt ihr was zu gucken. Also benehmt euch lieber gut. Ihr wollt doch nicht, dass wir am Ende lauter Kartoffeln kriegen, oder doch?«
Als hätten sie mich verstanden, hörten sie auf, im Schnee zu scharren und Blödsinn zu machen. Ganz feierlich guckten sie mich an.
»So ist es richtig«, sagte ich leise und streichelte einem nach dem anderen über den Schopf. »Wir müssen sehr, sehr artig sein in diesem Jahr. Hört ihr? Das ist wichtig. Damit sich unser Wunsch erfüllt. Ihr helft mir doch, oder? Ihr wollt doch auch, dass er zurückkommt.«
Und da waren sie wieder. Die Tränen, die in meinen Augen brannten, immer wenn ich an ihn dachte oder von ihm redete. Ich spürte sie und sofort biss ich die Zähne zusammen und blinzelte sie weg. Keine blöde Heulerei! Die half niemandem. Lieber an Weihnachten alles richtig machen. Und ihn mir ganz, ganz fest wünschen.
Die Kälte kroch in meine Finger,