: Sandra Busch
: Wolle& andere Verwicklungen
: dead soft Verlag
: 9783960897859
: 1
: CHF 5.40
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: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Endlich konnte ich mir einen Traum erfüllen und die Wollfühloase eröffnen. Ärgerlich ist nur, dass auf der anderen Straßenseite ein Troll wohnt, der dort eine Werkstatt für Motorräder führt. Der war nämlich ebenfalls auf die Immobilie meines Handarbeitscafés scharf und wollte ein Bikerlokal daraus machen. Aber zum Glück habe ich ja mit Otti Wiese nichts weiter zu tun. Andererseits ist das Leben mitunter ganz schön verwickelt.

 

Kapitel 1Maxwell


 

Das Erste, was mich traf, war der Gestank. Ich bedeckte meine Nase und versuchte mich nicht wegen des penetranten Geruchs nach Vieh und Staub zu übergeben. Ich stieg aus dem Taxi, während der Fahrer meinen Koffer aus dem Kofferraum holte. Er musterte meinen Seidenanzug und meine Krawatte, dann grinste er.

„Sicher, dass ich Sie nicht gleich zurück zum Flughafen bringen soll?“

Ich reckte mein Kinn und stopfte ihm Geldscheine in seine schmutzige Hand.

„Maxwell Thornton läuft vor keiner Herausforderung davon.“ Mein Statement war eine alberne Lüge. Der einzige Grund, warum ich in diesem stinkenden Höllenloch von einer Stadt stand, war, weil ich davonrannte und vor etwas floh, das zu furchtbar war, um darüber nachzudenken: Ich war ein Mörder.

Ich nahm meinen Koffer auf und entfernte mich vom Auto. Als mein Schuh in etwas verdächtig Matschigem landete, zuckte ich zusammen, doch ich hatte Angst, nach unten zu blicken.

Der Fahrer zog eine Grimasse. „Ups.“

Ich hob meinen Fuß und trat zur Seite, wo ich dieses Mal festen Untergrund fand. Ich rieb meinen Schuh auf dem Boden hin und her und gab vor, nicht vor lauter Frust schreien zu wollen. Wie konnte das mein Leben sein? Ich hatte das letzte Jahrzehnt als angesehener Chirurg in Los Angeles verbracht und jetzt stand ich hier an einem mit Mist gespickten Feldweg und war der einzige Hausarzt in dieser schmutzigen Kleinstadt namens Rainy Dale in Texas. Das Leben war vor zwei Monaten noch so vielversprechend gewesen. Jetzt fühlte es sich an, als wäre ich ins Exil nach Sibirien geschickt worden. Oder das höllisch heiße Äquivalent.

Ich drehte mich um und fand mich dem kleinen weißen Haus gegenüber, das als mein Büro und Heim dienen würde. Es war in besserem Zustand, als ich angenommen hatte. Keine abblätternde Farbe oder zerbrochenen Fenster. Der Vorgarten war grün mit gelben Trompetenblumen und Blackfoot-Gänseblümchen entlang des Weges. Ich mochte, dass es abgelegen wirkte. Mein nächster Nachbar war ungefähr sechzig Meter die Straße runter in Richtung der Stadt, die sich um den großen See erstreckte.

Der Fahrer sprach mich an, als er seine Autotür öffnete. „Na ja, dann fahr ich jetzt, Doc. Rufen sich mich einfach an, wenn Sie Ihre Meinung zum Bleiben ändern.“

Ich warf ihm einen Blick zu und unterdrückte das Bed