: Andreas Sommer
: Andreas Hübner, Franziska Rein, Sabrina Schmitz-Zerres, Andreas Sommer
: Denken in großen Bildern Zum didaktischen Potenzial von makrohistorischen Lerneinheiten
: Kohlhammer Verlag
: 9783170462021
: 1
: CHF 68.20
:
: Geschichte
: German
: 385
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wir leben gegenwärtig im 'Anthropozän', das uns als Polykrise gesamtgesellschaftlich herausfordert. Es bedarf übergreifender Perspektiven und Reflexionsebenen, wenn Lernende an die Gewordenheit der Gegenwart mit ihren globalen Problemlagen herangeführt werden sollen. Vor diesem Hintergrund muss im Geschichtsunterricht ein makrogeschichtlicher Blick auf den Menschen als Kulturwesen geworfen werden. Andreas Sommer geht der Frage nach, inwiefern übergreifenden kulturanthropologischen Reflexionsebenen beim historischen Lernen verstärkte Aufmerksamkeit zukommen sollte. Er untersucht, inwieweit sich das 'Denken in großen Bildern' im schulischen Geschichtsunterricht, aber auch in der universitären Lehre nutzbar machen lässt. Mit seiner Studie zeigt er auf, welche positiven Effekte mittels makrohistorischer Perspektiven angebahnt werden können und wie historisches Denken zum Verstehen von 'Welt'' beiträgt.

Dr. Andreas Sommer ist Geschäftsführer des Zentrums für Regionalforschung an der Pädagogischen Hochschule Weingarten.

1 Makrogeschichte aus geschichtsdidaktischer Perspektive


Wie hat sich das Leben früher Hominiden durch die Nutzung des Feuers verändert? Weshalb ist unsere Spezies, die Homo sapiens sapiens vor 200.000 Jahren aus Afrika ausgewandert? Warum sind die Neandertaler in Europa ausgestorben? Weshalb wurden unsere Vorfahren – einst geschickte Jäger_innen und Sammler_innen – sesshaft? Wie konnten sich antike Hochkulturen entwickeln? Was sind Grundstrukturen unserer modernen Gesellschaft? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich Yuval Noah Harari in seinem WeltbestsellerBrief History of Mankind – Kizur Toldot Ha-Enoshut, der 2011 in Or Yehuda erschien. Was dieses Buch trotz seiner kontroversen Rezensionen so erfolgreich macht, darüber lässt sich reichlich spekulieren.47 Wir vermuten, dass Hararis Erfolg darin begründet liegt, universelle Fragen der Menschheitsgeschichte zu komprimieren und äußerst pointiert darzustellen.48 Zieht man die deutsche Übersetzung vonBrief History of Mankind heran, dann wird bereits auf den ersten Seiten deutlich, dass Harari diverse historische Entwicklungsrichtungen in einem populärwissenschaftlichem Narrativ zusammenführt und ein Geschichtsbild der Menschheit entstehen lässt, das eine breite Leserschar offenkundig als ›triftig‹ einstuft: »Ja, so muss es wohl gewesen sein«, denkt sich vielleicht der bibliophile Zahnarzt oder die schon immer an Archäologie interessierte Abteilungsleiterin. Dieses sicherlich etwas zynisch imaginierte Klischee verweist weniger auf Hararis populärwissenschaft