: Giorgia Meloni
: Ich bin Giorgia Meine Wurzeln, meine Vorstellungen
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958906556
: 1
: CHF 18.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In diesem Buch spricht Giorgia Meloni zum ersten Mal umfassend über sich. Über ihre Wurzeln, ihre Kindheit und über ihre Beziehung zur Mama Anna, die Schwester Arianna, die Großeltern Maria und Gianni und über den Schmerz darüber, dass sie keinen Vater hatte; über die unbändige Leidenschaft für die Politik, die sie aus »ihrem« römischen Stadtviertel Garbatella zuerst als Ministerin in die Regierung des Landes und dann an die Spitze von Fratelli d'Italia und der europäischen Konservativen geführt hat; über die Freude, Mutter der kleinen Ginevra zu sein, und über die Liebesgeschichte mit Andrea; über ihre Träume und über die Zukunft, die sie sich für Italien und für Europa wünscht. Aber mit der ihr eigenen Aufrichtigkeit und Klarheit packt sie auch komplexe Themen wie die Mutterschaft, die Identität und den Glauben an. Ein leidenschaftliches und mitreißendes Buch, die Überschriften wie skandierte Ohrwürmer, ursprünglich ironisch gemeint, dann aber zu einem Manifest ihrer Identität geworden. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der politischen Führungsfigur, auf die die Augen vieler gerichtet sind, in Italien und nicht nur da.

Giorgia Meloni wurde 1977 in Rom geboren. Mit 15 Jahren startet sie ihr politisches Engagement in der Jugend- und Studentenbewegung und arbeitet nebenbei als Babysitter und Barkeeperin. Mit 21 Jahren wird sie in den Rat der Provinz Rom gewählt. Mit 29 wird sie Journalistin, wird zur Abgeordneten gewählt und bekleidet in der XV. Legislaturperiode das Amt der Vizepräsidentin der Abgeordnetenkammer. Sie hält den Rekord des jüngsten Ministers in der republikanischen Geschichte: 2008 übernimmt sie das Amt der Jugendministerin. Am 21. Dezember 2012 gründet sie Fratelli d'Italia - heute die drittgrößte Partei Italiens -, deren Landesvorsitzende sie ist. Am 28. September 2020 wird sie zur Vorsitzenden der europäischen Konservativen und Reformisten (ECR Party) gewählt, einer der bedeutendsten politischen Familien Europas, die mehr als 40 europäische und außereuropäische Parteien in sich vereint. Sie ist die einzige Frau, die gleichzeitig Vorsitzende einer europäischen und einer italienischen politischen Partei ist.

Kleine Frauen


If this is to end in fire

Then we should all burn together

Watch the flames climb high into the night.

Ed Sheeran,I see fire

Ich verdanke alles meiner Mutter. Eine willensstarke Frau, gebildet, die unter dem Panzer, den sie angelegt hatte, um dem Leben entgegenzutreten, eine zerbrechliche Seele verbarg.

Ihr verdanke ich die Liebe zu Büchern, die Neugier, den Stolz, die Fähigkeit, immer zurechtzukommen, die Hingabe an die Arbeit, das Gefühl der Freiheit, das Bedürfnis, immer die Wahrheit sagen zu müssen. Das alles hat sie mir beigebracht auf ihre schnörkellose Art und Weise, die allein ein eigenes Buch verdient hätte. Und ein für alle Mal und vor allen Menschen möchte ich mich bei ihr bedanken. Denn vor allem anderen verdanke ich meiner Mutter mein Leben. Sicher kann man das von jeder Mutter sagen, aber bei meiner noch mehr. Denn die exakt richtige Formulierung ist: »Ich verdanke alles nur meiner Mutter.« Als sie mit mir schwanger war, war sie 23 Jahre alt, hatte eine anderthalbjährige Tochter und einen Partner – meinen Vater –, mit dem sie sich nicht mehr verstand. Er hatte schon seit Langem die Koffer gepackt, um schließlich ganz zu verschwinden. Eine zerrüttete Familie.

Meine Mutter war eine eigensinnige Frau, ein Freigeist. Dennoch hatte man sie schon fast überzeugt, dass es keinen Sinn machen würde, in dieser Situation ein weiteres Töchterchen zur Welt zu bringen.

Ich weiß noch, wann sie mir das gestanden hat, und ich erinnere mich, wie lange ich gebraucht habe, um diesen Brocken zu verdauen. Manchmal denke ich, die Erwachsenen täten besser daran, nichts zu sagen und ihr krankhaftes Bedürfnis, sich bloßzustellen, etwas zu bremsen. Aber dann habe ich den Kampf einer alleinstehenden Frau verstanden, die sich zum obersten Richter gemacht hat: dich zur Welt bringen oder dich ins Nichts zurückschicken.

Am Morgen der klinischen Tests, die der Schwangerschaftsunterbrechung vorausgehen, steht sie auf, bleibt nüchtern und macht sich auf den Weg ins Labor. Dann, so hat sie mir immer wieder erzählt, bleibt sie genau vor dem großen Tor stehen, zögert, schwankt. Sie geht nicht hinein. Sie fragt sich: Ist das wirklich meine Entscheidung – darauf zu verzichten, noch einmal Mutter zu werden? Ihre rein instinktive Antwort ist: Nein, ich will nicht darauf verzichten, ich will nicht abtreiben. Meine Tochter wird eine Schwester haben.

Es ist ein Frühlingsmorgen. Die Luft ist mild und klar. Sie spürt, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Jetzt muss sie sie nur noch besiegeln, irgendwie. Egal wie … Auf der anderen Straßenseite sieht sie eine Bar, sie überquert die Straße und geht hinein. »Guten Tag. Einen Cappuccino und ein Hörnchen, bitte.« Nicht mehr nüchtern, die Tests boykottiert, der Abbruch der Schwangerschaft in nichts aufgelöst.

Diesem Frühstück meiner Mutter, ihrer sturen Entscheidung gegen den Strom, verdanke ich alles … »Einige Monate danach kullerte ich mich siegreich in die Sonne«, um es meine Mutter mit den Worten von Oriana Fallaci sagen zu lassen.

Allerdings gibt es vieles, was ich über ihr junges Leben nicht erfahren habe. Ich habe sie auch nie gefragt, wie die Geschichte mit meinem Vater begonnen hat, auch nicht, wie sie sich weiterentwickelt hatte und schließlich zerbrochen war, und auch nicht, was sie in dieser so komplizierten Zeit gedacht, geträumt und sich vorgestellt hatte: Das waren damals die berüchtigten 1970er-Jahre, getrieben von jugendlicher Gewalt, die schnell in eine Macht umschlug, die zynisch und erbarmungslos war in der Logik der sich gegenüberstehenden Extremismen, Zusammenstöße auf den Plätzen, Schlagwerkzeuge und die makabre Reihe von Leichen auf dem Pflaster der Straßen. Diese Jahre waren aber nicht nur davon geprägt, sondern auch von dem unaufhaltsamen Wunsch, alles zu verä