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FREUDE ALS EMOTION UND ALS LEBENSGRUNDGEFÜHL
Was ist Freude eigentlich? Früher verstand ich manches unter Freude, was ich heute nicht mehr so nennen würde. In meiner Kindheit erlebte man mich in der Familie öfter als einen kleinen Sonnenschein. Doch von meinem inneren Erleben her traf das meistens gar nicht zu. So gewöhnte ich mich daran, dass das innere Erleben und die äußere Wahrnehmung nicht unbedingt übereinstimmen mussten. Ich gewöhnte mich daran, die anderen mehr im Blick zu haben, die es mochten, wenn ich gut drauf war, auch wenn ich mich innerlich eher einsam oder verloren fühlte.
Auf meinem weiteren Lebensweg leitete mich immer wieder das innere Ziel, Spaß zu haben. Ich gab mich aufgedreht und lustig, doch echtes inneres Wohlsein stellte sich dabei nicht ein. Zu anderen Zeiten war mein Ehrgeiz obenauf, der mich zu immer neuen Zielen trieb. Wenn ich ein Ziel erreicht hatte, spürte ich eine Art Freude. Heute würde ich dieses Gefühl eher Triumph nennen. »Geschafft!«, dachte ich und spürte Erleichterung. Ich konnte ein Ziel abhaken, eine kleine Welle der Freude spüren, doch eine Unrast trieb mich weiter: Schon war ich unterwegs zu neuen Ufern und Zielen. All das förderte kein inneres Wohlsein. Ich war getrieben und entfremdete mich mehr und mehr von mir und meinem Wesen. Freude als Lebensgrundgefühl – sie stellte sich dadurch nicht ein.
Freude, die es wirklich verdient, so bezeichnet zu sein, ist aus meiner heutigen Sicht immer etwas Ganzheitliches. Es ist ein Wohlsein, das tief im Inneren des eigenen Wesens eine Resonanz findet. Dieses Echo kommt aus meinem Seelengrund, aus meinem wahren Selbst, aus meinem Herzen. Im wahren Selbst bin ich die, die ich wirklich bin, die, die Gott sich gedacht hat, mit allen Facetten meines Seins.2 Inzwischen erlebe ich häufig Freuden-Momente in dieser Verbundenheit mit Gott, mit mir und anderen. Ich bemerke es auch viel schneller als früher, wenn alte Muster und Antreiber bei mir das Steuer übernehmen, und kann besser zu wahrer Freude zurückkehren.
In Sprüche 4,23 (ELB) heißt es: »Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.« Dieses Buch möchte dich in deinem Herzen stärken, in deinem wahren Selbst. Über die tiefe Resonanz der Freude und der anderen echten Gefühle deines Herzens wirst du mit dir und deinem Wesen in Kontakt kommen und von dort aus kannst du mit Gott in Kontakt treten.
Doch wie entsteht Freude, die von innen kommt und die den ganzen Menschen umfasst? Was passiert in uns, wenn wir Freude empfinden? Wie kann man Freude beschreiben?
Freude einheitlich zu definieren ist nicht möglich. Mir sind zwei Aspekte wichtig geworden, die unterschiedlich sind und sich doch im Leben von gläubigen Menschen gemeinsam zeigen.
IMPULS
Folgende Fragen können dir weiterhelfen. Halte einen Moment inne und sprich mit Jesus darüber:3
Kenne ich ein solches Pseudo-Freuden-Erleben aus meiner Lebensgeschichte oder aktuellen Situation?
Habe ich beim Lesen der Zeilen eine innere Reaktion in mir wahrgenommen? Wenn ja, welche?
Ist mir vielleicht eine konkrete Begebenheit in den Sinn gekommen?
Freude als Emotion
Beginnen wir mit der Freude, die wir als menschliche Gemütsbewegung erleben. Es ist eine Emotion, mit der Gott, unser Schöpfer, uns Menschen ausgestattet hat. Damit meine ich eine Welle von Frohsein,