2.
Potsdam, 17. April 2024
Hygieia erinnert sich an die gestern Abend stattgefundene Szene in der Küche, wie ein innerer Film läuft alles vor ihrem inneren Auge ab.Hippo, Christine und sie kümmerten sich um das Abendessen, als sich folgender Dialog zwischen ihrer Mutter und ihrem Bruder entwickelte.
Hippo: „Mama, wann kommt Papa wieder zu uns zurück?“
Christine: „Ich weiß es nicht.“
Hippo: „Heißt das, vielleicht kommt er gar nicht mehr?“
Christine: „Das hat er in der Hand. Es ist seine Entscheidung, nicht unsere. Leider.“
Hippo: „Das verstehe ich nicht. Ich möchte, dass Papa endlich wieder zurückkehrt.“
Christine: „Ich kann nicht hexen. Hippo, wir haben das doch bereits zigmal besprochen.“
Hippo: „Warum wird Papa dann nicht einfachclean? Mag er uns nicht mehr?“
Christine: „Papa befindet sich in einer Krise. So etwas passiert im Leben, auch wenn es furchtbar ist ...“
Hippo: „Ich will meinen Vater treffen, ihn sehen, ihn umarmen, von ihm in den Arm genommen werden …“
Christine: „Hör auf jetzt, es reicht!“
Hippo: „Sag mir, wo Papa in Berlin wohnt. Dann werde ich ihn besuchen.“
Christine: „Ich weiß es ehrlich nicht. Aber selbst, wenn ich es wüsste, dürfte ich es dir nicht sagen.
Durch eine verfrühte Kontaktaufnahme …“
Hippo: „Ja, ich weiß schon. Aber wo ist Papa? Ich habe doch das Recht zu erfahren, wo mein Vater …“
Christine drehte sich schlagartig vom Spülbecken um und scheuerte Hippo heftig eine ins Gesicht. Schnell schob sich Hygieia zwischen die beiden, um eine weitere Auseinandersetzung zu vermeiden, aber die Frage ihres Bruders lässt sie nicht los. Sie macht sich riesige Sorgen um ihren Vater und auch nur ein kurzes Wiedersehen wäre Balsam für ihre Seele. Aber auch sie hat keine Ahnung, wo ihr Vater lebt.
„Tschüss, bis nachher“, verabschiedet sie sich von Christine, die wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa sitzt. „Ich muss mich beeilen, um rechtzeitig zur Schule zu kommen.“
Die Antwort ihrer Mutter klingt matt, es fehlt jegliche Energie und die Stimme beinahe fremd.
„Pass auf dich auf. Ich wünsche dir einen erfolgreichen Schultag.“
„Danke.“
Kaum ist sie aus der Türe draußen, zeigt ihr ein Blick aufs Smartphone, wie sehr ihre Mutter neben der Spur ist. Denn sie hat das Haus über eine Viertelstunde früher als üblich verlassen. Doch ihrer Mutter fällt das nicht auf. In ihrer Seele spürt sie einen pochenden Schmerz. Denn auch sie muss wissen, wo ihr Vater lebt, wie es ihm geht und ob es realistisch ist, dass er tatsächlich nach Hause zurückkehrt. Doch Berlin ist riesig und es ist so gut wie aussichtslos, dass sie ihn dort findet, so sehr sie sich auch anstrengt. Deshalb hat sie einen Entschluss gefasst. Zur Bestärkung spielt sie sich die Audiobotschaft vor, die sie gestern spät am Abend auf ihr Smartphone gesprochen hat.
„Ich werde meinen Vater in seiner Praxis aufsuchen. Ich bin privat versi