Executive Summary
Status quo. Der deutsche Gesundheitsmarkt erreichte im Jahr 2023 ein Volumen von 500 Mrd. € und blieb damit im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Dies entsprach 12,0 % des BIP, nach 12,8 % im Vorjahr. Damit lag der Anteil am BIP etwas höher als im Jahr 2019 vor Beginn der COVID-19-Pandemie (11,6 %). Grund dafür, dass die Gesundheitsausgaben im Jahr 2023 nicht wuchsen, war das Auslaufen der staatlichen Hilfen. Rechnet man den Ausgabenträger „öffentliche Haushalte“ heraus, stiegen die Ausgaben im Jahr 2023 jedoch um 5,1 % und damit um mehr als im Vorjahr (+4,2 %). Im Durchschnitt über die Jahre 2000 bis 2023 lag das jährliche Wachstum bei 3,8 %. Für das Jahr 2024 erwartet das Statistische Bundesamt Gesundheitsausgaben in Höhe von 538 Mrd. €, das wären 7,5 % mehr als 2023. Dementsprechend würde ihr Anteil am BIP wieder auf 12,5 % zunehmen.
Nach einem wirtschaftlich sehr guten Jahr 2020 hat sich die Lage der Krankenhäuser in den Jahren seit 2021 kontinuierlich verschlechtert. Maßgeblich dafür war bei einem nach wie vor geringen, wenngleich wieder steigenden Leistungsniveau der Wegfall der im Rahmen der COVID-19-Pandemie und des Härtefallfonds an die Krankenhäuser geleisteten Hilfszahlungen. Die durchschnittliche Insolvenzwahrscheinlichkeit der Krankenhäuser, die im Jahr 2019 bei 1,5 % gelegen hatte, hatte sich im Jahr 2020 kurzfristig auf 1,0 % verbessert, stieg aber bis zum Jahr 2023 auf 1,8 % an. Dabei befanden sich 16 % der Krankenhäuser im roten Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr, 21 % im gelben und 63 % im grünen Bereich.
Bemerkenswerte 43 % der Krankenhäuser schrieben im Jahr 2023 auf Konzernebene einen Jahresverlust; 2020 waren es nur 22 % gewesen. Das durchschnittliche Jahresergebnis fiel 2023 erstmals seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2007 unter null auf -0,2 % der Erlöse; im Jahr 2020 hatte es noch bei 1,6 % gelegen. Datengrundlage für die hier dokumentierten Analysen ist eine Stichprobe von 446 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2022 und 442 Abschlüssen aus 2023, die jeweils mehr als ein Krankenhaus umfassen können, insgesamt 888 Krankenhäuser. Über das Jahr 2024 lagen bisher noch keine Jahresabschlüsse in ausreichender Zahl vor.
Allerdings stellte die Solidaris Revisions-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft aus dem Kreis ihrer Mandanten erstmals eine Stichprobe aus dem Jahr 2024 mit 124 geprüften Jahresabschlüssen zur Verfügung. Im Kontrast mit dem Vorjahr zeigt sich eine deutliche Verschlechterung: Im Durchschnitt sank die Umsatzrendite um 1,4 %-Punkte gegenüber dem Jahr 2023, und die EBITDA-Marge war im Jahr 2024 mit -0,7 % erstmals negativ. Die Hälfte der 124 geprüften Krankenhäuser könnte mit ihrem freien Geldmittelbestand lediglich den Finanzbedarf von nur zwei Wochen oder weniger decken, für eine ausreichende Deckung sind erfahrungsgemäß mindestens vier Wochen erforderlich. Bei rund 14 % der Krankenhäuser ergab sich eine hohe Insolvenzgefahr.
Die Zahl der stationären Fälle stieg im Jahr 2023 um 2,4 % – so stark wie noch nie seit Einführung der DRG im Jahr 2004, allerdings von dem seit 2020 deutlich niedrigeren Niveau kommend. Im Vergleich zum Jahr 2019 lag sie 2023 trotzdem noch um 11,4 % niedriger. Im Jahr 2024 stieg sie nur um 0,8 %; allerdings wurden erstmals fast 300.000 Hybrid-DRG erbracht. Betrachtet man stationäre Fälle und Hybrid-DRG zusammen, belief sich der Zuwachs im Jahr 2024 ebenfalls auf 2,4 %.
Erfreulicherweise stiegen die Investitionsfördermittel der Länder im Jahr 2023 um mehr als 9 % auf 3,88 Milliarden Euro. Bezogen auf die Erlöse entspricht dies trotzdem nur einem Anteil von 3,6 %;7-8 % wären zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Unternehmenssubstanz erforderlich. Wir schätzen den jährlichen förderfähigen Investitionsbedarf der Plankrankenhäuser auf mindestens 5,9 Milliarden Euro, zuzüglich Universitätskliniken auf 6,8 Milliarden Euro. Da Krankenhäuser die Lücke zwischen Bedarf und bereitgestellten Fördermitteln nur zum Teil aus eigener Kraft schließen, kommt es zu einem Substanzverzehr. Besonders ausgeprägt war er bei den ostdeutschen Krankenhäusern, deren Unternehmenssubstanz sich – von einem sehr guten Wert kommend – dem niedrigen Niveau der westdeutschen Krankenhäuser immer weiter annähert. Wären die Länder ihren Verpflichtungen stets vollumfänglich nachgekommen, wären die vergangenen Jahre bis auf 2023 und 2024 aus wirtschaftlicher Sicht befriedigend gewesen.
Auf Grundlage der vorliegenden Jahresabschlüsse von 2007 bis 2023 konnten zeitstabile Muster herausgearbeitet werden – die in begrenztem Ausmaß für zugrundeliegende Ursachen indikativ sein können. Signifikant besser fällt das Rating weiterhin in Ost-Deutschland aus, am schlechtesten in Bayern und Baden-Württemberg. Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft