: Konrad Adenauer, Hugo Bergham, Henner Löffler, Christoph Hardt
: ADENAUERIANER Gestalter, Macher, Zauberer - wem wir die Republik verdanken
: Dittrich Verlag
: 9783910732544
: 1
: CHF 11.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 428
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wirtschaftswunder, Fräuleinwunder, das Wunder von Bern ...: es gab viele magische Momente in den ersten Jahren nach dem Krieg. Die Adenauerzeit wurde geprägt nicht nur vom ersten Kanzler, sondern von vielen seiner Zeitgenossen, den Adenauerianern. Sie haben die Zeit gestaltet, politisch, wirtschaftlich, wissenschaftlich, kulturell, journalistisch und auch im Sport. ?Adenauerianer? liefert durch Portraits von bekannten oder vergessenen Zeitgenossen oder auch Gegenständen, die in erster Linie nicht für sich stehen sollen, sondern stellvertretend für die behandelten Themen, ein spannendes Panorama der Gründungszeit der jungen Republik. Adenauerianer im Porträt: u.a. Rudolf Augstein, Günter Büch, Felix von Eckardt, Elisabeth Flickenschildt, Josef Frings, Franz Greiß, Gruppe 47, Gail Halvorsen, Werner Höfer, Herbert von Karajan, Josef Kroll, Hermann Pünder, Hans Schwippert, Caterina Valente und ... Halla.

Konrad Adenauer ist Jurist und Politiker. Er wurde als zweites Kind von Konrad Adenauer (1906-1993), dem ältesten Sohn des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, geboren. Hugo Bergham ist Publizist und Geisteswissenschaftler. Er lehrt als Honorarprofessor an der Paris Lodron Universität in Salzburg. Im Dittrich Verlag erschienen: Something Precious. Erinnerungsorte der englischen Literatur (2022). Christoph Hardt ist Historiker, Journalist und Kommunikationsmanager. Er arbeitet als freier Berater, lebt mit seiner Familie in Rhöndorf und schaut morgens schon beim Aufwachen auf das Haus Konrad Adenauers. Henner Löffler ist Autor und veröffentlicht Beiträge zu Barks, Beckett, Dickens, Doderer, Kafka, Loriot, Powell, Proust, Seume, Wezel u.a. in der FAZ, NZZ sowie in Festschriften und Sammelbänden.

Konrad Adenauer
ReligionundKirchen:JosefKardinal Frings(1887–1978)undVertreter ihrerKonfessionen


Kardinal Frings (1887–1978) war nicht nur in Köln sehr populär, sondern im ganzen Lande. Er war von 1945 bis 1965 Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz und Mitglied des zehnköpfigen Präsidiums des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 bis 1965. Von dem Bonner Professor Joseph Ratzinger (1927–2022), dem späteren Papst Benedikt XVI., ließ er sich beraten.

Frings, der in Neuss geboren wurde, stammte aus einer der sogenannten »heiligen Familien« dieser Stadt. Er studierte in München, Innsbruck, Freiburg im Breisgau und Bonn katholische Theologie. Sein Bruder Alfons war von 1946 bis 1961 Oberbürgermeister von Neuss. Ein anderer Bruder, Heinrich, wurde Reichsgerichtsrat und starb im Januar 1946 im Speziallager Nr. 1 Mühlberg in der Sowjetischen Besatzungszone. Im Jahr 1910 wurde Frings zum Priester geweiht und Kaplan in Köln und studierte weiter in Rom. 1916 promovierte er in Freiburg mit der DissertationDie Einheit der Messiasidee in den Evangelien zum Doktor der Theologie. Er wurde Pfarrer in Köln, zuletzt an St. Joseph in Köln-Braunsfeld von 1924 bis 1937, und Regens des Kölner Priesterseminares von 1937 bis 1942. Der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer besuchte häufig den Sonntagsgottesdienst in St. Joseph, da diese Kirche für ihn schneller zu Fuß erreichbar war als seine Pfarrkirche St. Stephan. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von einem kühlen Verhältnis der beiden zueinander gesprochen, das aber nirgendwo dokumentiert ist.

Papst Pius XII. (1876–1958) berief Frings 1942 zum Erzbischof von Köln und kreierte Frings am 18. Februar 1946 zusammen mit Konrad Graf von Preysing (1880–1950), Bischof von Berlin, und Clemens August Graf von Galen (1878–1946), Bischof von Münster, zum Kardinal. Worauf Frings’ Popularität nicht nur in Köln beruhte, ist nicht leicht zu erklären. War es der rheinische Singsang seiner Sprache, war es sein freundlicher Umgang mit den Mitmenschen? Immerhin lautete sein Wahlspruch: »Pro hominibus constitutus« (Für die Menschen bestellt). Oder war es sein Ausspruch in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, dass man sich das nehmen dürfe, was man zum Leben unbedingt brauche? Die Bevölkerung bezog diesen Wahlspruch vor allen Dingen auf den Klau von Kohle und Briketts, die man von den langsam fahrenden Güterzügen abwarf und aufsammelte. Man spricht bis heute vom »fringsen«.

So populär »fringsen« auch klingt, Frings geriet auch zwischen die Stühle: Kirchen und andere Gruppierungen äußerten zunehmend heftige Vorwürfe, etwa den der »Siegerjustiz«, als es im Rahmen der Dachauer Prozesse (1945–1948) zum Malmedy-Prozess (1946) kam. Der US-Militärgouverneur Lucius D. Clay verfasste ein Schreiben an den Kardinal, Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, denn auch Frings hatte sich als Fürsprecher der Kriegsverbrecher profiliert. Darin verteidigte Clay das »War Crimes Program« und betonte, die Kriegsverbrechertribunale seien »in der Hoffnung errichtet worden, dass die Welt ihren Beitrag zum Frieden anerkennen würde und dass sie ein Abschreckungsmittel für künftige Angreifer darstellen möchten« (Wikipedia).

Frings war ein Mann, der auf sein Amt und seine Würde achtete und auch entsprechend auftrat, angefangen mit dem Fest in Rot, dem Kölner Domjubiläum von 1948, bis zu seinem Auftreten auf staatlichen Empfängen in der »Cappa magna«, dem weiten roten Seidenumhang der Kardinäle. Frings benutzte als Dienstwagen wie der Kanzler einen schwarzen »Adenauer-Mercedes 300«. Adenauers Verhältnis zu ihm war eigentlich sehr gut. In kirchlichen Fragen stimmten sie weitestgehend überein. Nur eines tat Adenauer nach seinem eigenen Bekunden nie, den Ring eines Bischofs küssen. Der Einfluss der katholischen Kirche auf den Katholiken Adenauer war sicherlich vorhanden, bezog sich aber eher auf den Glauben