: Peter Langer, Magnus Dellwig
: Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1 Oberhausen in vorindustrieller Zeit
: Karl Maria Laufen Buchhandlung und Verlag
: 9783874683289
: 1
: CHF 7.10
:
: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es handelt sich um eine Stadtgeschichte von Oberhausen als Studienausgabe.

Das E-Book Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1 wird angeboten von Laufen, K M und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Stadtgeschichte Oberhausen

Jürgen Heinrichs

Die Ur- und Frühgeschichte des Stadtgebietes Oberhausen


Ein Überblick über Fundstücke und Siedelungsspuren von der Steinzeit bis zum Mittelalter


Wenn man die Begriffe Oberhausen und Archäologie in Zusammenhang bringt, denkt man zunächst an Industriearchäologie und hier insbesondere an die St. Anthony-Hütte, die Wiege der Ruhrindustrie. Dass Oberhausen aber mehr zu bieten hat als Industriearchäologie und viel älter ist als die Stadt Oberhausen mit ihrer150-jährigen Geschichte, soll dieses Kapitel anhand einiger ausgewählter archäologischer Funde, insbesondere von der Ur- und Frühgeschichte bis zum Mittelalter, darstellen.1

Steinzeit


Eine Besiedlung des Oberhausener Raumes ist bereits für die Steinzeit belegt. So wurde in Oberhausen u. a. einSchädel von einem jugendlichen, aber ausgewachsenen Individuum gefunden. Da keine weiteren Skelettreste beobachtet werden konnten, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Schädeldeponierung, die in der Mittelsteinzeit keine Seltenheit war. Dass der Oberhausener Raum bereits früh besiedelt war, zeigt insbesondere der Fund derVogelheimer Klinge auf Essener Gebiet südlich der Emscher (zwischen 280.000 und 250.000 Jahren alt), der als sicherer Nachweis des frühen saaleeiszeitlichen Menschen im Ruhrgebiet gilt.

Abb. 1: Schädel aus der Mittelsteinzeit

Abb. 2: Steinbeile und Scheibenkeulen

 Abb. 3: Steinbeile und Scheibenkeulen

Abb. 4: Streitaxt aus dem Holtener Bruch

Das Endneolithikum (Übergang von der Stein- zur Bronzezeit) wird im Raum Oberhausen durch die nordwestdeutsch-niederländische Becherkultur, eine lokale Ausprägung der Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur, dominiert. Auffälligster Fund dieser Zeit ist eine Streitaxt aus dem Holtener Bruch, eine sogenannteA-Axt. Auffällig und charakteristisch ist bei diesem Typ die plastische Naht von der Schneide bis zur Nackenplatte. Zur weiteren Hinterlassenschaft der Becherkultur zählen ferner einige Flintklingen, Feuersteindolche und eine zweiflügelige Pfeilspitze.

Die Urnenfelderzeit (1.300 bis 800/​750 v. Chr.)


Die Urnenfelderkultur ist die am weitesten verbreitete mitteleuropäische Kultur der Späten Bronzezeit. Sie dauerte von etwa 1.300 bis 800 v. Chr. Da der Bestattungsritus – Leichenverbrennung auf einem Scheiterhaufen und die Beisetzung des Leichenbrandes in Urnen – auch in anderen Kulturen geübt wurde, ist die Urnenfelderkultur durch weitere Kriterien, wie typische Bronze- und Keramikformen, definiert. Die Urnenfelderkultur folgt der Hügelgräberkultur der Mittleren Bronzezeit. In vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes wird die Urnenfelderkultur mit Beginn der Eisenzeit durch die Hallstattkultur abgelöst.

Hallstattzeit (800/​750 bis 450 v. Chr.)


Die Hallstattkultur steht üblicherweise für die Periode der älteren Eisenzeit. Am Salzberg bei Hallstatt wurde 1846 von Johann Georg Ramsauer ein ausgedehntes Gräberfeld entdeckt und teilweise ausgegraben. Das Gräberfeld liegt in einem Hochtal über dem Hallstätter See. In dem Gebiet findet man Siedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit vor 5.000 Jahren zurück reichen; die Hauptphase der Besiedlung lag aber in der späten Eisenzeit. Danach scheint Hallein zu dieser Zeit die führende Position im Salzbergbau eingenommen zu haben. Das Gräberfeld von Hallein umfasst über tausend Gräber. 55 Prozent davon sind Körpergräber, 45 Prozent Brandgräber. Bei 26 Prozent der Gräber handelt es sich um Waffengräber, die meistens am äußeren Rand des Gräberfeldes angelegt wurden, während sich die waffenlosen Gräber in der Mitte befinden. In Frauengräbern fand man Fibeln, Gürtel und Schmuck, in Männergräbern Nadeln und Waffen.

Latènezeit (450 bis 50 v. Chr.)


Die Latènekultur entwickelte sich unter mediterranem Einfluss zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus der Hallstattkultur zu einer eigenständigen Kunst- und Kulturform. Diese war etwa zwischen 450 v. Chr. und 50 v. Chr. in Frankreich, der nordalpinen Schweiz, Süddeutschland bis zu den Mittelgebirgen, Österreich, der Tschechischen Republik und Teilen Ungarns verbreitet. Träger der Latènekultur sind seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. hauptsächlich dieKelten. Zu den Besonderheiten der Kultur gehört Schmuck aus Glas wie Glasarmringe, Fingerringe und Ringperlen. Bisher sind auf dem Stadtgebiet Oberhausen keine Funde aus dieser Zeitepoche bekannt. Dennoch wird nicht von einem Besiedlungsabbruch ausgegangen. Dies beweist ein Fund aus dem Jahre 2009 in Duisburg-Bergheim (Julius-Leber-Straße), wo vier Graburnen aus der vorrömischen Eisenzeit (700 bis 100 v. Chr.) gefunden wurden.

Römisch-Germanische Zeit (50 v. Chr. bis 200 n. Chr.)


Mit der römischen Expansion an den Rhein sind erstmals Stammesnamen für den Raum Oberhausen überliefert. Zur Zeit Caesars werden am rechten unteren Niederrhein die germanischen Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer) genannt, nördlich und südlich davon siedeln in augusteischer Zeit Usipeter bzw. Tenkterer.

Abb. 5: Amphorenfragmente und Wandungsscherben aus Lirich

Eine weitere römerzeitliche Fundstelle auf dem Stadtgebiet von Oberhausen liegt im Bereich des Rhein-Herne Kanals bei Kanalkilometer 10,0. In einer Tiefe von etwa zehn Metern wurde eine Abfallgrube freigelegt, die den Unterteil einer Amphore, einen Spinnwirtel sowie Reste von situalförmigen Gefäßen mit abgesetztem Standfuß der Form Uslar I enthielt. Derartige Gefäße sind im rheinisch-westfälischen Raum eine häufig anzutreffende Form, die hauptsächlich aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. stammt. Im Bachtal an der Kirchstraße/​Ecke Vikariestraße wurden bei Ausschachtungsarbeiten u. a. eine römische Gürtelschnalle und eine kleinerömische Plastik (Frauenkopf) gefunden.

Fränkische Zeit (ab 200 n. Chr.)


Seit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, etwa die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und Brukterer, zu einem größeren Stammesverband zusammenzuschließen, der sich selbst als Franken („die Mutigen, Kühnen“; wohl erst später „die Freien“) bezeichnete.

Mittelalter (ab 800 n. Chr.)


Zu den wichtigsten historischen und archäologischen Fundstellen des Mittelalters in Oberhausen gehören die Burg Vondern, das Kastell Holten und das Kloster Sterkrade. Auf dem Gelände bzw. in der Umgebung dieser Gebäude wurden eine Reihe von Ausgrabungen (meistens Notgrabungen aufgrund von Bauaktivitäten) durchgeführt. Hierbei wurde eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Metallfunde, Gläser) gemacht.

Abb. 6: Schmuckfibeln

Schließlich sind einige mittelalterliche Funde aus dem Kloster Sterkrade zu erwähnen. Bei Ausgrabungen aufgrund von Bauaktivitäten der Jahre 1984 und 1989 auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Sterkrade (gegründet 1254) wurden einige interessante Befunde und Funde gemacht. So wurden einige Brunnen und eine alte Teichbefestigung aufgefunden und dokumentiert. Bei diesen Notgrabungen wurden auch die ältesten Keramikfunde aus dem 9./​10. Jahrhundert gemacht, die je im Ortskern von Sterkrade gefunden werden konnten.

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