2KOGNITIVE
NAVIGATION
Eine unendliche Schleife
Chunk #8: Menschliche Informationsverarbeitung fügt Sinneseindrücke aus der Umwelt und Erfahrungen aus dem Langzeitgedächtnis zusammen. Das geschieht in einer unendlichen Schleife (solange wir leben).
Unsere Welt ist ein fast unendlich großer Entscheidungsbaum und wir leben unser Leben, indem wir uns durch ihn hindurch bewegen, von der Geburt bis hin zum Tod. Es gibt Milliarden mögliche Wege, aber nur einen davon nehmen wir tatsächlich – er ist eine lange Kette von großen und kleinen Entscheidungen und wir tun gut daran, möglichst viele möglichst gute Entscheidungen zu treffen. Dazu brauchen wir entweder Glück oder Informationen. Nun, für Glück und seine Beeinflussung sind esoterische Ratgeber zuständig, hier geht es um Information und deren Beeinflussung, also um Kommunikation.
Alle Informationen, die wir für eine Entscheidung heranziehen, können nur aus zwei Quellen kommen: Aus der Umwelt oder aus unserem Langzeitgedächtnis. Das sind zwei Datensätze: Einer beschreibt die Gegenwart durch jene Informationen, die wir über die Sinnesorgane aufnehmen; der andere die Vergangenheit durch jene Informationen, an die wir uns erinnern. Gefiltert und neu verknüpft werden sie im Arbeitsgedächtnis, dort entscheiden wir uns an der aktuellen Kreuzung für einen Weg, dort geschieht die Navigation (mehr dazu im nächsten Abschnitt).
Kommunikation bedeutet, dass diese Datensätze von anderen Menschen beeinflusst werden. Und zwar entweder sofort, im Moment kurz vor unserer Entscheidung, oder langfristig, indem wir etwas gelehrt werden und es in unserem Langzeitgedächtnis verankert wird.
Grafik 2.1: Die zwei Quellen
Diese Signale prasseln aber nicht wahllos und durcheinander auf unser Arbeitsgedächtnis ein. Wir erinnern uns: Damit Wissen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden kann, muss es zuvor gespeichert werden, und dazu muss es zuvor mit den Sinnesorganen aufgenommen werden. Auch mit der Umwelt entsteht ein Kreislauf. Kommunikation ist Interaktion, und wie das Wort sagt, reagieren wir nicht nur auf Signale. Wir agieren auch aktiv und senden Signale, auf die wiederum andere Menschen reagieren.
Systematisieren wir das:
Zunächst nehmen wir aktuelle Informationen über unsere Sinnesorgane wahr und leiten sie ans Arbeitsgedächtnis weiter.
Im Arbeitsgedächtnis filtern wir aus der Fülle der Eindrücke alle heraus, die uns gerade relevant erscheinen. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir für wichtig halten.