: Mark Twain
: Von Adam bis Vanderbilt
: Musaicum Books
: 9788027212514
: 1
: CHF 0.50
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: Anthologien
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In Mark Twains Werk 'Von Adam bis Vanderbilt' wird eine faszinierende Geschichte der Menschheit erzählt, beginnend mit den biblischen Ursprüngen bis hin zu den Industriellen des 19. Jahrhunderts. Twains Erzählstil zeichnet sich durch seinen feinen Humor und seine scharfe Beobachtungsgabe aus, die es dem Leser ermöglichen, tief in die historischen Ereignisse einzutauchen. Das Buch bietet nicht nur eine informative Reise durch die Geschichte, sondern reflektiert auch die sozialen und kulturellen Entwicklungen, die die Welt geprägt haben. Twain zeigt seine literarische Vielseitigkeit, indem er historische Fakten mit satirischen Kommentaren verwebt, die den Leser zum Nachdenken anregen. Mark Twains profundes Wissen und sein genialer Stil machen 'Von Adam bis Vanderbilt' zu einem einzigartigen Werk, das sowohl unterhaltsam als auch bildend ist. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der an Geschichte und Literatur interessiert ist und eine anspruchsvolle Lektüre zu schätzen weiß.

Mein Reisegefährte, der Reformator


Inhaltsverzeichnis


Es war im Frühjahr 1893; ich reiste nach Chicago, um die Weltausstellung zu sehen, sah sie zwar nicht, aber mein Ausflug war doch nicht ganz fruchtlos – ich fand Ersatz für die Ausstellung. In New York machte ich die Bekanntschaft eines Majors von der Armee, der mir sagte, er wolle ebenfalls nach Chicago gehen; wir verabredeten uns, die Reise zusammen zu machen. Ich hatte vorher noch etwas in Boston zu tun, aber das machte ihm nichts; er sagte, er wolle den Umweg machen und mitkommen. Er war ein schöner Mann, von einem Körperbau wie ein Gladiator, indes seine Manieren waren ruhig, seine Sprache war sanft und hatte etwas Überzeugendes an sich. Er war ein unterhaltender Gesellschafter, aber ungemein ruhig; dazu ohne jeglichen Sinn für Humor. Er nahm Interesse an allem, was um ihn herum vorging, allein sein Gleichmut war unerschütterlich; nichts brachte ihn aus der Ruhe, nichts regte ihn auf.

Bevor indessen der Tag zu Ende war, bemerkte ich, daß er tief im Innern trotz all seiner Ruhe eine Leidenschaft hatte – eine Leidenschaft für die Abstellung kleiner Mißstände im öffentlichen Leben. Er schwärmte für Bürgerpflicht – das war sein Steckenpferd. Er war der Meinung, jeder Bürger der Republik müsse sich selber als nichtamtlichen und unbesoldeten Polizisten betrachten und über den Gesetzen und ihrer Beobachtung treue Wacht halten. Seiner Ansicht nach waren die Rechte der Allgemeinheit auf wirksame Weise nur zu wahren und zu schützen, wenn jeder Bürger für sein Teil dazu half, daß jeder Verstoß, der zu seiner persönlichen Kenntnis kam, verhindert oder bestraft wurde.

Der Gedanke war gut; mir wollte nur scheinen, als ob man dabei fortwährend Unannehmlichkeiten haben müsse und nichts andres mehr zu tun habe, als pflichtwidrig handelnde kleine Beamte absetzen zu lassen, um vielleicht zum Dank dafür bloß ausgelacht zu werden. Aber er sagte nein, ich wäre auf dem Holzweg; es läge keine Veranlassung vor, irgend jemand absetzen zu lassen, ja es dürfe überhaupt niemand entlassen werden; das wäre gänzlich verfehlt – nein, man müßte den Mann reformieren und für die von ihm bekleidete Stelle brauchbar machen.

»Da muß man also den Sünder erst zur Anzeige bringen und dann den Vorgesetzten bitten, ihn nicht zu entlassen, sondern ihm nur einen tüchtigen Rüffel zu geben und ihn zu behalten?«

»Nein, so ist es nicht gemeint; Sie dürfen ihn überhaupt nicht anzeigen, denn damit bringen Sie sein täglich Brot in Gefahr. Sie könnten so tun,