: Alexandre Dumas
: Olympia von Clèves: Historischer Roman
: Musaicum Books
: 9788027200382
: 1
: CHF 0.50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 412
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alexandre Dumas, einer der bekanntesten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, präsentiert in seinem historischen Roman Olympia von Clèves eine fesselnde Geschichte vor dem Hintergrund des französischen Adels im 16. Jahrhundert. Das Buch erzählt die bewegende Geschichte der jungen Olympia, die in eine Welt voller Intrigen und Machtkämpfe gerät. Dumas' literarischer Stil zeichnet sich durch lebendige Beschreibungen, komplexe Charaktere und eine mitreißende Handlung aus, die den Leser von Anfang bis Ende fesselt. Mit diesem Werk knüpft Dumas an seinen Erfolg mit anderen historischen Romanen an und schafft es erneut, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen und sie in die Welt des Adels einzutauchen.

II


Wo sich die Wahrheit des alten französischen
Sprichworts: »Das Kleid macht nicht den
Mönch,« erweist.

Der Eintretende war ein Mann von acht und zwanzig bis dreißig Jahren, von einer nervösen, kränklichen Organisation, bleich, groß, anmuthig in seinen Bewegungen, ausgezeichnet in seiner Haltung; reinlich gekleidet, jedoch mit einer gewissen Nachläßigkeit, die nicht ohne Reiz war und die Mitte hielt zwischen der Entblößung der vornehmen Herren und dem Sichgehenlassen der Künstler. In einem Zustande tiefer Aufregung Begriffen, zerdrückte er für den Augenblick seinen Hut unter seinem Arm und fuhr mit seiner weißen, gepflegten Hand durch seine in Schweiß gebadeten Haare.

Sein angenehmes, sanftes, schwermüthiges Gesicht trug einen gewissen Charakter von Unruhe, beinahe von Irrsinn an sich, den der Noviz leicht hätte bemerken können, ohne die tiefe Aufmerksamkeit, mit der er seit der Ankunft der Person, welche wir in Scene gebracht, weder mehr rechts, noch links zu schauen bemüht war.

Nachdem er ziemlich rasch in die Kirche eingetreten, dann stehen geblieben war und umhergeschaut hatte, schien der Fremde es zu versuchen, seine Lebensgeister wieder zu sammeln, und fing an in der Kapelle hin und her zu gehen, bis er im Strahle seines Auges dem Novizen begegnend plötzlich seinen Entschluß faßte und gerade aus ihn zutrat.

Der Noviz. der dies mehr errieth, als sah, schloß rasch sein doppeltes Buch, begrub sein Gesicht in seine beiden gefalteten Hände und versenkte sich diesmal heuchlerisch in eine Litanei von Gebeten.

Der Unbekannte war indessen so nahe auf ihn zugetreten, daß er beinahe die Schultern des Novizen berührte, welcher bei dieser Annäherung plötzlich zu erwachen und sich aus dem Abgrunde von Frömmigkeit, in den er sich gestürzt hatte, zu erheben schien.

»Verzeihen Sie, mein Bruder, wenn ich Sie in Ihren Gebeten störe,« sagte der Fremde, zuerst das Gespräch anknüpfend.

»Mein Bruder,« erwiderte der Noviz, während er aufstand und sein Buch hinter seinem Rücken verbarg, «ich bin zu Ihren Befehlen.«

»Mein Bruder, vernehmen Sie, was mich hierher führt. Ich bedarf eines Beichtigers: darum habe ich mich Ihnen genähe