Thessaloníki (Saloníki)
Man liebte und plünderte sie, man pries, besang und malte sie: Könige und Kaiser, Künstler und Händler, Mazedonen und Thraker, Genuesen, Venezianer, Deutsche und Russen, Juden, Armenier und Muslime - sie alle hinterließen ihre Spuren in dieser Stadt.
An Thessaloníkis Uferpromenade - im Hintergrund der Weiße Turm
Wer mit dem Zug in Saloníki ankommt und sich nur flüchtig die Gegend um den Bahnhof ansieht, ist enttäuscht. Hektischer Großstadtverkehr, monotone Hochhäuser, schachbrettartig angelegte Straßen, Hitze und stehende Luft. Wer sich jedoch zwei oder drei Tage Zeit nimmt und Thessaloníki in aller Ruhe durchstreift, erlebt angenehme Überraschungen. Es ist die unvergleichliche Mischung aus zahlreichen kleinen Plätzen mit z. T. stilvollen Cafés, der zentralen Universität, mit alten Gebäuden, die so gar nicht zwischen die Hochhäuser passen, mit vielen Grünanlagen und breiten Boulevards, besonders am Meer.
Nicht nur am Wochenende sind die Straßen voll mit Menschen jeden Alters. In manchen Stadtteilen, vor allem in den Querstraßen in Hafennähe, hat man zeitweise den Eindruck, in Paris zu sein, während das Treiben auf dem Markt nordwestlich vom großen Aristoteles-Platz dagegen fast schon orientalisch anmutet. Das Leben spielt sich hauptsächlich in den Straßen ab, die bunten Auslagen der Geschäfte sind anziehend und fotogen. Langweilig wird es einem hier wohl kaum werden. Auch die Museen locken mit wertvollen Schätzen, und die Straßencafés laden zu einem Drink, einem kühlen Eis oder einfach zum Verweilen ein.
Lohnenswert ist ein Besuch der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und den zahlreichen Häusern in türkischer Bauweise. Eine ganze Reihe sehenswerter Kirchen machen den Spaziergang zum Vergnügen. Von der Anhöhe bei der ehemaligen Stadtmauer bietet sich ein grandioser Blick über die ganze Stadt und den Thermaischen Golf. Romantiker spazieren im Abendlicht die pompöse Uferpromenade entlang und genießen den Blick auf den Weißen Turm oder das Reiterstandbild Alexanders des Großen.
Stadtgeschichte
Im Jahr 316 v. Chr., so ist überliefert, schließt König Kassandros, einer der Nachfolger Alexanders des Großen (Diadochen), 26 kleinere Ortschaften zu einer zusammen. Die neue Stadt nennt er Thessaloníki nach seiner Frau, einer Schwester Alexanders des Großen. Binnen kurzer Zeit entwickelt sich Thessaloníki nicht zuletzt wegen der günstigen Lage zu einer wichtigen Handelsstadt mit Kriegshafen. Auch die schachbrettartige Anordnung der Hauptstraßen stammt aus dieser Zeit. Ihre Bedeutung nimmt noch zu, als 168 v. Chr. die Römer Makedonien besetzen und Thessaloníki zur Hauptstadt der Provinz Macedonia erklären. Kurz darauf ist Thessaloníki wichtiger Etappenpunkt an der Römerstraße Via Egnatia (griech. Egnatía Ódos), dem Hauptverkehrs- und Handelsweg zwischen Rom und Byzanz, die 130 v. Chr. fertiggestellt wird. Auch kulturell gewinnt die Stadt zunehmend an Einfluss. Für kurze Zeit, unter Kaiser Galerius, wird die makedonische Hauptstadt sogar Kaiserresidenz des Römischen Reiches. 58 v. Chr. wird Cicero aus Rom verbannt und geht ins Exil nach Thessaloníki, bis er wieder begnadigt wird.
Alexander der Große - Reitermonument
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wird die Stadt unter römischem Einfluss mehr und mehr ausgebaut. Mit Erfolg verteidigt man sich gegen Angriffe der Goten, Awaren und Slawen. 904 allerdings müssen sich die Einwohner Thessaloníkis den Sarazenen geschlagen geben. Die Eindringlinge plündern nach dreitägiger Belagerung die Stadt und versklaven insgesamt 22.000 Griechen. 1185 fallen die sizilianischen Normannen über die makedonische Hauptstadt her, plündern und verwüsten sie. Nach dem vierten Kreuzzug, bei dem Konstantinopel (Byzanz) in die Hände der Kreuzritter fällt, wird 1204 Saloníki Sitz eines kurzlebigen fränkischen Königreichs unter Bonifatius, Markgraf von Montferrat. Nach einem griechischen Intermezzo gehört die Stadt ab 1246 wieder zum Byzantinischen Reich.
Seit dem späten 1. Jh. v. Chr. war Thessaloníki Heimat zahlreicher Juden, die vermögend waren und damit schnell einen Platz in der guten Gesellschaft der Stadt fanden. Begegnungsstätte der jüdischen Gemeinde war eine Synagoge in der Nähe des Hafens. Als der Paulus im Rahmen einer seiner Missionsreisen nach Thessaloníki kam, so berichten die Apostelbriefe, traf er sich hier mit hohen Vertretern der jüdischen Gemeinde und diskutierte mit ihnen Passagen aus der Heiligen Schrift. Einige schlossen sich ihm daraufhin an, auch verschiedene Frauen aus höheren Kreisen der Stadtgesellschaft folgten diesem Beispiel. Wie lange sich Paulus in der Stadt aufhielt, ist nicht klar. Gesichert ist nur, dass es ihm gelang, eine christliche Gemeinde zu gründen. Paulus’ Dankbarkeit für die Standhaftigkeit im Glauben ist im ersten Brief an die Thessalonicher (1. Thess 1:6-9) ausgedrückt:„Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort unter großer Bedrängnis angenommen mit