: Honoré de Balzac
: Lebensbilder
: Musaicum Books
: 9788027228102
: 1
: CHF 0.50
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 503
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In Honoré de Balzacs Werk 'Lebensbilder' werden dem Leser eine Vielzahl von Charakteren vorgestellt, die jeweils ihre eigenen Geschichten und Lebenswege haben. Der literarische Stil des Autors zeichnet sich durch seine detaillierte Beschreibung der menschlichen Natur aus und bietet dem Leser Einblicke in die sozialen Strukturen und Hierarchien der französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Balzac gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des literarischen Realismus und 'Lebensbilder' ist ein Paradebeispiel für seine Fähigkeit, komplexe Figuren und Beziehungen zu entwickeln. Durch seine genaue Beobachtungsgabe und psychologische Tiefe schafft Balzac es, den Leser tief in die Welt seiner Protagonisten eintauchen zu lassen. Honoré de Balzac, ein französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, war bekannt für seine detaillierten und realistischen Darstellungen des menschlichen Lebens. Sein eigenes Leben und seine Erfahrungen als Anwalt beeinflussten seine Werke und brachten ihn dazu, die sozialen und moralischen Dilemmata seiner Zeit zu untersuchen. Balzac war ein Meister darin, die gesellschaftlichen Spannungen und Konflikte seiner Zeit einzufangen und in fesselnde Geschichten zu verwandeln. Seine Werke sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der französischen Literaturgeschichte und 'Lebensbilder' ist ein herausragendes Beispiel für sein Talent. 'Lebensbilder' ist ein Buch, das jedem Leser empfohlen werden kann, der sich für komplexe Charaktere, tiefgründige Geschichten und einen realistischen Blick auf die menschliche Natur interessiert. Balzacs Werk bietet nicht nur eine faszinierende Einzelstudie der Figuren, sondern auch einen breiteren Einblick in die sozialen und politischen Umstände seiner Zeit. Dieses Buch ist ein Meisterwerk des literarischen Realismus und wird Leser jeden Alters und Hintergrunds ansprechen.

Hermann Schiff



Zu Eckermann äußerte sich Goethe einmal: »Der persönliche Charakter des Schriftstellers bringt seine Bedeutung beim Publikum hervor, nicht die Künste seines Talentes. Napoleon sagte von Corneille:›S'il vivait, je le ferais Prince‹ – und er las ihn nicht. Den Racine las er; aber von diesem sagte er es nicht. Deshalb steht auch der Lafontaine bei den Franzosen in so hoher Achtung, nicht seines poetischen Verdienstes wegen, sondern wegen der Großheit seines Charakters, der aus seinen Schriften hervorgeht.« – Damit hat Goethe allen Literaten, deren Charaktere anfechtbare Züge aufweisen, das Todesurteil gesprochen. In dieser Allgemeinheit trifft indes die Behauptung nicht zu, und Goethe selbst hat ja dem unglücklichen Johann ChristianGünther, dem sein Leben wie sein Dichten zerrann, nachdem er schon als Leipziger Student Günthers dichterischen Spuren gefolgt war, ein Erinnerungszeichen gewidmet, das den Unglücklichen, in seinem Leben sicher nicht ganz Einwandfreien keineswegs in Grund und Boden verdammt. Aber mit kleinen Einschränkungen trifft Goethes Anschauung zweifellos das Richtige; der persönliche Charakter der Schriftsteller entscheidet sehr oft die Bewertung nicht nur bei der Kritik, sondern auch bei der Menge.Heine undGrabbe leiden unter dieser moralisierenden Einschätzung beträchtlich, und ihr völliges Durchdringen ist in Deutschland noch immer durch die Tatsache erschwert, daß ihr Lebenswandel nicht allgemein gültigen Sittlichkeitsbegriffen entspricht. Die Einbeziehung des moralischen Wertes eines Schriftstellers bei seiner ästhetischen Beurteilung ist unschwer verständlich; da die große Menge ein Buch nicht nur als Bildungs-, sondern auch als Erziehungsmittel betrachtet, erwählt sie zur Lektüre immer lieber das eines gefesteten, einwandfreien als das eines anrüchigen oder auch nur verdächtigen Charakters. Daß dabei nur allzuoft blasphemisches Spießbürgertum das maßgebendste Urteil spricht, mag bedauerlich sein; verkennen und übersehen läßt sich diese Wahrheit nicht.

Sie ist die stichhaltigste Erklärung für die völlige Ignorierung des Balzacumdichters Hermann Schiff, der vielleicht von den tragischesten Verhängnissen heimgesuchten dichterischen Persönlichkeit Deutschlands. Soviel Elend hat das Schicksal selten über einen deutschen Dichter gebracht, von denen ja auch sonst viele nicht gerade Schoßkinder des Glückes waren und sind. Aber im Erdulden des fast kettenartig geschlossen über ihn hereinbrechenden Ungemachs übertrifft Schiff sie alle, wie bös den andern auch Mühsal und Jammer mitgespielt haben mögen. Im Leben wie nach dem Tode blieb ihm nichts erspart von all dem Leid, das Menschen treffen kann. Gewiß schloß sich auch für andere Dichter die Pandorabüchse nicht früher, als bis sie alles über sie geschüttet hatte, was jenen an Not und Qual zugedacht war. Jedoch die meisten führten wenigstens ein glücklicheres Leben nach dem Tode, indem ihnen eine gerechtere Nachwelt das zu vergelten suchte, was die Mitwelt schmählich versäumt hatte. Schiff ist bisher auch diese Ehrenrettung versagt geblieben; er wird nur selten genannt; und wo es geschah, waren Böswilligkeit, Verkennung, Urteilslosigkeit und Fahrlässigkeit zur Stelle, um auch noch des Toten Namen zu verunglimpfen.

Nun ist Schiff zweifellos kein Charakter gewesen, der subtilerer moralischen Begutachtung standhielte. Und in vollem Maße trifft auf ihn der Ausspruch Goethes zu, daß der persönliche Charakter des Schriftstellers seine Bedeutung beim Publikum hervorbringe. Wenn Schiff deshalb heute vergessen ist und nicht mehr gelesen wird, wie er eigentlich auch zu seiner Zeit nicht allzuviel gelesen wurde, so ist das von Goethes Standpunkte aus und vieler anderen Umstände wegen begreiflich. Aber viel zu hart ist es, wenn die repräsentativste Persönlichkeit der deutschen Literaturwissenschaft, KarlGoedeke, – schroff wie sonst niemals –