PROLOG
Hinter ihrem Rücken führte die Flugbegleiterin am oberen Ende der Gangway eine Hand zur Pistole unter dem Jackett. Ihre Finger umschlossen den Griff der Waffe und entsicherten sie. Sorgfältig behielt sie die Gestalt im Auge, die gerade aus der Finsternis jenseits der Rollbahnbeleuchtung herausgetreten war und sich selbstbewussten Schrittes näherte. Sie fragte sich, ob sie vorsichtshalber gleich die Waffe ziehen sollte.
Es war nur diese eine unbekannte Person zu sehen, also ließ sie die Hand auf dem Pistolengriff ruhen. Gegebenenfalls standen ihr noch weitere Verteidigungsmittel hier an Bord des Gulfstream-IV-Businessjets zur Verfügung. Im Fall einer mehrköpfigen Bedrohung konnte sie einen geladenen Colt M4 aus dem Holster ziehen, das an einer Schlinge neben ihr am Garderobenhaken hing, und wenn es wirklich brenzlig wurde, lag sogar ein mit einem 40-Millimeter-Geschoss bestückter M320-Granatwerfer in ihrer Reichweite.
Der auf sie zuschreitende Mann trug eine schwarze Baseballkappe und eine dunkelbraune Jacke über einem grauen T-Shirt. Er bewegte sich zielstrebig, und doch wirkte nichts an ihm unmittelbar bedrohlich. Trotzdem beugte sich jetzt der Co-Pilot mit ernstem Gesicht aus dem Cockpit.
»Ist das unser Mann, Sharon?«
Sie behielt den Näherkommenden im Auge und antwortete: »Falls ja, dann hat er’s wohl nicht so mit dem Befolgen von Anweisungen. Unser Passagier sollte sich vom Terminal her nähern. Aber dieser Witzbold kommt aus dem Dunkeln von der Umzäunung her.«
»Sollen wir die Maschine woandershin rollen?« Die Triebwerke liefen; die Besatzung der Gulfstream war angewiesen worden, hier in Zürich zu landen und startbereit auf der Rollbahn auf einen einzelnen zusätzlichen Passagier zu warten.
»Negativ«, sagte Sharon. »Wenn der Typ Ärger macht, kriegt er’s mit mir zu tun. Bleibt einfach angeschnallt und weiterhin startbereit.«
»Ein Wort von dir, und wir heben ab.« Der Co-Pilot wandte sich wieder seinen Steuerinstrumenten zu.
Der Mann aus dem Dunkeln schritt weiter auf sie zu. An seiner rechten Schulter konnte Sharon jetzt eine Art Rucksack baumeln sehen, und seine beiden Hände hielt er seitlich neben seinem Körper, die offenen Handflächen ihr zugewandt – um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Knapp 20 Meter vor der Gangway blieb er stehen und sah zu ihr hoch.
Wegen des Lärms der Turbinen konnten sie sich auf diese Entfernung unmöglich unterhalten. Sie musterte ihn kurz und winkte ihn dann mit der linken Hand die Stufen herauf; ihre rechte umklammerte den Griff der SIG-P320-Neunmillimeter noch etwas fester. Sie zog sie einen halben Zentimeter aus dem Holster, bis dieses die Pistole mit einem Klicken freigab. Doch sie zog die Waffe nicht ganz heraus.
Der Mann erklomm die Stufen. In Hörweite angekommen, sagte er: »Ich glaube, ich fliege mit Ihnen.«
»Wie wär’s, wenn Sie sich identifizieren, nur um sicherzugehen?«
»X-Ray, X-Ray, 88, Whiskey, Uniform«, erwiderte der Mann.
Mit einem kurzen Daumendruck sicherte die Frau ihre Waffe wieder und schob sie zurück ins Holster, dessen Arretierung einschnappte. Dann löste sie ihre rechte Hand von der SIG hinter ihrem Rücken. »Bestätigt. Julie, Uniform, 13, Papa, Echo.«
Der Mann mit der Baseballkappe nickte.
»Sie haben mich etwas in Verlegenheit gebracht, Sir. Sie kommen aus der falsc