: Alexandre Dumas, Dr. G. F. W. Rüdiger
: Black: Leben und Abenteuer eines Schoosskindes (Alle 3 Bände)
: Musaicum Books
: 9788027203482
: 1
: CHF 0.50
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 385
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In 'Black: Leben und Abenteuer eines Schoßkindes', einer umfassenden Anthologie in drei Bänden, werden die facettenreichen Erzählstile von Alexandre Dumas und Dr. G. F. W. Rüdiger vereint. Diese Sammlung durchquert zahlreiche literarische Genres und bietet einen tiefen Einblick in die sozialen und emotionalen Aspekte der Charaktere, die in einer spannenden Epoche des kulturellen und historischen Wandels leben. Die Vielfalt der Erzählformen reicht von dramatischen Abenteuern bis zu einfühlsamen, psychologischen Studien, wobei jeder Band den Leser tiefer in die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Gesellschaft führt. Die Autoren Alexandre Dumas und Dr. G. F. W. Rüdiger sind beispielhaft für ihre Fähigkeit, lebendige Welten und Figuren zu erschaffen, die den Leser auf persuasive Weise in vergangene Zeiten versetzen. Ihre Werke reflektieren nicht nur individuelle Lebensgeschichten, sondern beleuchten auch größere kulturelle und historische Kontexte. Ihre Geschichten sind eingebettet in die literarischen Bewegungen ihrer Zeit, die Betrachtungen zur Moral, Gerechtigkeit und dem menschlichen Zustand anstellen. Diese Anthologie ist somit nicht nur eine Sammlung von Erzählungen, sondern auch ein Spiegel der Gesellschaft. Diese Sammlung ist eine Einladung an den literarisch Interessierten, sich auf eine Reise durch unterschiedliche Narrative und Stilrichtungen einzulassen, die zusammen ein reichhaltiges Mosaik menschlicher Erfahrungen bilden. 'Black: Leben und Abenteuer eines Schoßkindes' bietet eine einzigartige Möglichkeit, sowohl die kreativen als auch die kritischen Aspekte der Literatur zu erkunden und dabei aus einem beeindruckenden Repertoire an Geschichten zu schöpfen. Es ist ein wesentlicher Band für jeden, der einen tiefgreifenden Einblick in die literarische Kunst und die gesellschaftlichen Fragen, die sie behandelt, gewinnen möchte.

II


Wo Jungfer Marianne das Programm ihres Charakters gibt.

Der Chevalier war kaum einige hundert Schritte fortgegangen, so wurde sein Entschluß, sich nach dem Hunde nicht umzusehen, durch die Neugier stark erschüttert, und es bedurfte einer bedeutenden moralischen Kraft, um den Einflüsterungen des Dämons zu widerstehen.

Als, er über die Brücke in die Stadt ging, bekam die Neugier endlich die Oberhand und er benutzte den eben an» kommenden Pariser Postwagen als Vorwand, auf die Seite zu treten und sich umzusehen. Zu seinem größten Erstaunen sah er, daß ihm der Hund auf dem Fuße folgte.

»Ich habe Dir nichts mehr zu geben, armes Thier!« sagte der Chevalier, indem er seine leeren Taschen schüttelte.

Der Hund schien den Sinn und die Bedeutung dieser Worte zu verstehen, denn er machte einige humoristische Sprünge, als ob er seinen Dank und seine Zufriedenheit zu er» kennen geben wollte; da er nicht wusste, wie lange der Chevalier auf der Brücke verweilen würde, so streckte er sich platt auf den Erdboden aus, legte den Kopf auf die Vorderfüße, sing an zu bellen und wartete dann ruhig, daß sein neuer Freund weitergehe.

Sobald der Chevalier von der Stelle ging, sprang der Hund auf und hüpfte voraus.

Wie das Thier die Worte des Menschen zu verstehen schien, so schien der Mensch die Gebärde des Thieres zu verstehen.

»Ich verstehe Dich,« sagte er, »Du willst mit mir gehen. Aber ich bin ja nicht dein Herr, und um mir zu folgen, mußt Du Jemand verlassen — Jemand der Dich aufgezogen, gefüttert, gehegt und gepflegt hat: vielleicht einen Blinden, den Du geführt, oder eine alte Witwe, deren Trost Du warst! Ein Bisschen Zucker hat Dich bewogen, deinen früheren Herrn zu vergessen, so wie Du später gewiß auch mich vergessen wirst', wenn ich so schwach wäre Dich mitzunehmen. — Geh, geh, Medor, Du bist nur ein Hund, Du hast nicht das Recht undankbar zu seyn. Etwas Anderes wäre es, wenn Du ein Mensch wärest!«

Aber statt dem Befehl zu gehorchen, oder der philosophischen Betrachtung Gehör zu geben, bellte der Hund noch lauter und machte noch lustigere Sprünge.

Diese zweite Gedankenreihe, die im Geiste des Chevaliers wie eine dunkle Flut aufgestiegen war, hatte ihn leider sehr ve» stimmt. Anfangs mochte er sich wohl geschmeichelt fühlen durch die Zuneigung, die ihm der Hund zuerkennen gegeben; aber er bedachte, daß diese Zuneigung wahrscheinlich einen mehr oder minder schwarzen Undank verberge, und er zog die Beständigkeit dieser so leichtsinnig bewilligten Freundschaft in Zweifel. Endlich bestärkte er sich in einem seit vielen Jahren gefaßten Entschlusse, keinem lebenden Wesen fortan seine Zuneigung mehr zu schenken. Wie er diesen Entschluss gefaßt hatte, wer» den wir später erklären.

Aus dieser Andeutung wird der Leser ersehen, daß der Chevalier de la Graverie ein Misanthrop war.

Fest entschlossen, dieses neue freundschaftliche Verhältniß für immer abzubrechen, versuchte der Chevalier zuerst den Hund durch sanfte Ueberredung zu entfernen. Nachdem er ihn Medor genannt und einen ernsten Versuch, ihn fortzuschicken, gemacht hatte, erneuerte er denselben Befehl und gab ihm dabei eine Menge von Namen aus der Mythologie und dem Alterthume: Morpheus, Iupiter, Castor. Pollur, Actäon, Cäsar, Nestor, Romulus, Tarquin, Ajax. Dann kamen die altscandinavischen Namen Ossian, Fingal, Odin, Thor und die englischen Trim, Tom, Dick, Nick, Mylord. Stop an die Reihe; und als auch diese wirkungslos blieben, kramte er alle in seinem Gedächtniß vorräthigen Phantasienamen: Caro, Sultan, Phanor, Türk, Oli, Mouton u. s. w. aus. Aber alledem Hunderegister entnommenen Namen waren nicht im Stande, den hartnäckigen Schottländer fortzujagen. Das von den Menschen geltende Sprichwort: Niemand ist tauber als Einer, der nicht hören will, fand, in diesem Falle wenigstens auch auf die Hunde eine Anwendung.

Der Jagdhund, der vorhin die Gedanken seines neuen Freundes so leicht grrieth, schien jetzt weit entfernt, ihn zu verstehen. Je ernster und drohender das Gesicht des Cheva