: Tarek Leitner
: Augenblicke der Republik Ein persönlicher Streifzug durch die Geschichte Österreichs
: Christian Brandstätter Verlag
: 9783710608926
: 1
: CHF 18.60
:
: Geschichte
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein altes Foto, eine eingefangene Szene, ein Moment aus vergangenen Zeiten: Oft sind es Bilder, die uns von der Geschichte erzählen. Aber was passiert, wenn man hinter das Offensichtliche blickt, wenn man nicht nur ikonische Fotografien zu großen Ereignissen in den Blick nimmt? Welche Geschichten verbergen sich hinter scheinbar unscheinbaren Momenten? In seinem neuen Buch entfaltet Tarek Leitner, einer der bekanntesten und beliebtesten Fernsehmoderatoren Österreichs, die Geschichte der Zweiten Republik auf eine völlig neue Art und Weise. Ausgangspunkt sind ungewöhnliche Fotografien, die hinter den Kulissen großer historischer Ereignisse entstanden sind, und die auf den ersten Blick häufig Rätsel aufgeben. Tarek Leitner entschlüsselt diese versteckten Geschichten hinter den Bildern, verbindet sie mit persönlichen Erlebnissen und gibt dabei einen überraschend facettenreichen Blick auf das Österreich von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart frei - und das weit über die üblichen historischen Eckdaten hinaus. Mit seiner unverwechselbaren Erzählweise und einem feinen Gespür gelingt es Leitner, die großen Wendepunkte und die kleinen, oft übersehenen Details greifbar zu machen. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise in eine Geschichte, die viel mehr als nur Geschichte ist - sie ist Teil unserer gemeinsamen Identität.

Tarek Leitner ist Anchorman der 'Zeit im Bild', Österreichs meistgesehener Nachrichtensendung, dreifacher Romy-Preisträger als beliebtester Moderator, studierter Jurist und Autor zahlreicher Bestseller. Im Brandstätter Verlag veröffentlichte er 'Mut zur Schönheit' (2012), 'Wo leben wir denn?' (2015), 'Hilde& Gretl' (2018), 'Berlin-Linz' (2020) und zuletzt 'Im Siebten' (2022).

Stromschwankungen im Licht der Aufklärung


IN DIESEM AUGENBLICK schaut meine Mutter das helle Licht der Aufklärung. Neben ihr mein aus Prag angereister, groß gewachsener Onkel Vladimir, von allen kurzVláda genannt. Er beobachtet sie, seine Kamera um den Hals, ein wenig skeptisch. Auf diese Weise könnte man das Bild beschreiben. Aber wahrscheinlich war die Situation viel weniger bedeutungsschwer. Vielleicht war die Haltung der Personen nur eine zufällige Pose, eingefangen durch einen Schnappschuss im Frühling des Jahres 1966. Er zeigt die beiden am Tor zur Sendeanlage Lichtenberg, wie der Aufschrift auf dem massiven Betonblock rechts im Bild zu entnehmen ist. Dieser dient der Befestigung der dicken Stahlseile des Sendemasts. Sie geben dem 135 Meter hohen Sender nahe Linz den notwendigen Halt, wenn die Stürme über das Mühlviertel fegen.

1966 versorgte der Österreichische Rundfunk seit nunmehr ein paar Jahren weite Teile des Landes mit seinen Programmen. Aufgrund der Positionierung des Senders Lichtenberg strahlte dieser auch weit bis in die böhmische Tiefebene hinein, bis ins Land meines OnkelsVláda aus Prag. Genau genommen war er kein Onkel, sondern ein Cousin meiner Mutter, aber damals nannte man alle irgendwie zur Familie gehörigen Menschen – auch wenn sie nicht einmal verwandt waren – Tanten und Onkel.

Da die Vergangenheit selbst nicht mehr zu beobachten ist, brauchen wir Bilder von ihr. Sie sind unsere Krücken auf der Suche nach der verlorenen Zeit.

Es war eine verheißungsvolle Zeit, nicht nur für die beiden Abgebildeten. Das Programm, das von diesem Sender ausge