1. KAPITEL
„Ich habe es dir doch schon gesagt, Bryant. Die nächsten sechs Monate bin ich nicht im Büro“, erklärte Wes Hardwell und bedauerte ein wenig den ungeduldigen Tonfall, den er gegenüber seinem Geschäftspartner am Telefon anschlug. Während des Gesprächs bahnte er sich einen Weg durch die Menschenmenge in der Lobby des Las Vegas Boulevard Hotels, in dem er die Woche verbracht hatte.
Bryant, der sich augenblicklich auf der anderen Seite der Erdkugel befand, schien Wes’ Temperamentsausbruch nicht sonderlich zu bekümmern. „Dann hast du es also ernst gemeint?“
„Habe ich jemals was getan, was ich nicht ernst gemeint habe?“
„Na ja, normalerweise fliegst du nur nach Texas, wenn du unbedingt musst. Wie zum Beispiel für die Verlobungsfeier deines Großvaters.“
Bryant konnte nicht wissen, dass das, was auf dieser Feier passiert war, nur einer der Gründe dafür war, das Wes für längere Zeit in seiner Heimatstadt Applewood in Texas blieb. Im kleinen Städtchen Applewood betrieb die Familie Hardwell eine der größten und profitabelsten Ranches des Landes.
Alle Hardwells hatten sich anlässlich der Verlobung von Wes’ Großvater Elias mit seiner zukünftigen zweiten Ehefrau Cathy versammelt, als der alte Herr mit einem Löffel gegen sein Champagnerglas gestoßen hatte.
„Aus diesem Grund werde ich die Hardwell Ranch in Zukunft den fähigen Händen meiner Enkel anvertrauen“, hatte sein Großvater Elias verkündet. „Allerdings müssen sie zuvor eine Bedingung erfüllen“, fuhr er fort. „Jeder von ihnen muss für einen Zeitraum von sechs Monaten nach Applewood zurückkehren, auf dem Land arbeiten und beweisen, dass er es wert ist, von dieser Ranch und ihren Erträgen zu profitieren.“ Seinem Großvater war es stets ein Dorn im Auge gewesen, dass seine eigenen Kinder sich nicht dem Familienbetrieb zugewandt, sondern ihre berufliche Erfüllung in anderen Bereichen gefunden hatten. Nachdem er sich ihren Segen geholt hatte, hatte Elias beschlossen, seine Enkel für die traditionsreiche Farm begeistern zu können, damit sie weiterhin von den Hardwells betrieben wurde. Wes wusste, dass sein Großvater auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe schlug: Auf der einen Seite konnte er seine neue Ehefrau glücklich machen, die sich nach dem gemeinsamen Ruhestand mit ihm sehnte, und auf der anderen würde er weiterhin das Sagen in Geschäftsangelegenheiten haben.
Nachdem sowohl sein Bruder, sein Vater als auch sein Großvater angezweifelt hatten, dass Wes zur Ranch zurückkehrte, war es sozusagen zu einer Art Ehrensache für ihn geworden. Er stand seiner Familie nicht besonders nah und bereute die Fehler, die er als Teenager begangen hatte. Zu gern wollte er dafür bei der Ranch, seiner Familie und seiner Vergangenheit Wiedergutmachung leisten.
Laut lachte Bryant