: Fjodor M. Dostojewski
: Weiße Nächte. Mit der Erzählung 'Die Sanfte' Dostojewskis wunderbare Liebesgeschichte als Schmuckausgabe mit Goldprägung
: Anaconda Verlag
: 9783641337056
: Anacondas besondere Klassiker
: 1
: CHF 4.40
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dostojewskis berühmte Liebesgeschichte - ein Klassiker, den man gelesen haben muss
Dostojewskis meisterhafte Erzählungen in einem Band: 'Weiße Nächte' - die Erinnerungen eines Träumenden an eine unerfüllte Liebe. 'Die Sanfte' - die Bilanz eines von Gram und Schuld zerissenen Witwers mit der Erkenntnis, Opfer wie Täter zugleich zu sein. Sehnsucht und Verlangen, Verletzlichkeit und Rachsucht, späte Reue und die Liebe - Dostojewski verwandelt den Blick in die Natur der menschlichen Seele zu Weltliteratur.

Dostojewskis vielleicht schönste Geschichten in einer gebundenen Schmuckausgabe mit Kupferprägung.

  • Dostojewskis TikTok-Hit jetzt als Schmuckausgabe
  • 'Die Sanfte' erzählt von der Komplexität von Beziehungen, 'Weiße Nächte' ist eine traurig-schöne Liebesgeschichte
  • 'In St. Petersburg kommt es zur Begegnung, und in vier Nächten erzählen sie sich alles. Eine Liebe entsteht - zart bei ihr, wie ein Vulkan bei ihm - und sie verspricht sich dem Träumer. Doch im Himmel des Glücks gibt es keine Ewigkeit.' Süddeutsche
  • 'Vor zweihundert Jahren wurde ein Russe geboren, der von Thomas Mann ebenso verehrt wurde wie von Susan Sontag.' Der Freitag


Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) war das zweite von acht Kindern einer verarmten Adelsfamilie aus Moskau. Vier Jahre Zwangsarbeit wegen revolutionärer Umtriebe prägten sein Leben ebenso wie seine Spielleidenschaft und daraus resultierende Geldsorgen. Neben neun Romanen verfasste Dostojewski ab 1846 zahlreiche Erzählungen, Novellen und Essays.

Die erste Nacht


Es war eine wundervolle Nacht, eine solche Nacht, wie sie vielleicht nur vorkommen kann, wenn wir jung sind, lieber Leser. Der Himmel war so voller Sterne und Helligkeit, dass man sich bei seinem Anblicke unwillkürlich fragen musste: Können denn wirklich unter einem solchen Himmel allerlei ärgerliche, launische Menschen leben? Das ist nun ebenfalls eine jugendliche Frage, lieber Leser, eine sehr jugendliche Frage; aber möge Gott sie recht oft Ihrer Seele eingeben! … Da ich soeben von allerlei launischen, ärgerlichen Menschen sprach, konnte ich nicht umhin, mich auch an das wohlgesittete Benehmen zu erinnern, das ich diesen ganzen Tag über bewiesen habe. Vom frühen Morgen an quälte mich eine eigentümliche Art von Schwermut. Es kam mir auf einmal so vor, als ob alle mich einsam dastehenden Menschen verließen und sich von mir lossagten. Natürlich ist jedermann berechtigt zu fragen: Wer sind denn diese alle? Denn es sind schon acht Jahre, dass ich in Petersburg wohne, und doch habe ich es nicht verstanden, auch nur eine einzige Bekanntschaft anzuknüpfen. Aber wozu brauche ich auch Bekanntschaften? Auch ohne das ist mir ganz Petersburg bekannt; und das ist auch der Grund, weswegen es mir so vorkam, als ob mich alle verließen, da ganz Petersburg sich plötzlich aufmachte und in die Sommerfrische fuhr. Es war mir eine schreckliche Empfindung, so allein zurückzubleiben, und ganze drei Tage lang irrte ich in tiefer Schwermut durch die Stadt und begriff absolut nicht, was mit mir vorging. Mag ich auf den Newski-Prospekt oder in den Sommergarten gehen oder auf der Uferstraße hin und her wandern: nirgends auch nur eine einzige von den Personen, die ich das ganze Jahr über an ein und derselben Stelle zu bestimmter Stunde zu treffen gewohnt gewesen bin. Sie kennen mich natürlich nicht; aber ich meinerseits kenne sie. Ich kenne sie genau; ich habe beinahe ihre Physiognomien studiert und blicke sie mit Freuden an, wenn sie vergnügt sind, und werde missmutig, wenn sie trübe aussehen. Ich habe beinahe Freundschaft geschlossen mit einem alten Manne, dem ich tagtäglich zu bestimmter Stunde an der Fontanka begegne. Er hat ein so würdevolles, nachdenkliches Gesicht; immer flüstert er etwas vor sich hin und gestikuliert mit der linken Hand, während er in der rechten einen langen, knotigen Stock mit goldenem Knopfe hält. Er ist sogar schon auf mich aufmerksam geworden und nimmt an mir inneren Anteil. Wenn es sich so trifft, dass ich zu der bestimmten Stunde nicht an ebenderselben Stelle der Fontanka bin, so bin ich überzeugt, dass er missmutig wird. Aus diesem Grunde grüßen wir einander manchmal beinahe, namentlich wenn wir uns beide in guter Stimmung befinden. Neulich, als wir uns ganze zwei Tage lang nicht gesehen hatten und uns am dritten begegneten, waren wir nahe daran, an die Hüte zu greifen; aber zum Glück besannen wir uns noch rechtzeitig, ließen die Hände wieder sinken und gingen mit lebhaft interessierter Miene aneinander vorüber. Auch die Häuser sind mir bekannt. Wenn ich so einhergehe, kommt gleichsam jedes auf der Straße auf mich zugelaufen, sieht mich mit allen seinen Fenstern wie mit Augen an und sagt ordentlich: »Guten Tag; wie befinden Sie sich? Ich meinerseits bin, Gott sei Dank, gesund, und im Mai bekomme ich noch eine neue Etage aufgesetzt.« Oder: »Wie geht es Ihnen? Mich fängt man morgen an zu reparieren.« Oder: »Ich wäre beinah abgebrannt und habe dabei einen gewaltigen Schreck bekommen« und so weiter. Ich habe unter ihnen meine Lieblinge und nahen Freunde; eines von ihnen beabsichtigt, in diesem Sommer eine Kur bei einem Baumeister durchzumachen. Ich werde absichtlich alle Tage herangehen, damit man mir das Häuschen nicht etwa gar versehentlich zu Tode kuriert; Gott beschütze es! … Aber nie werde ich die Geschichte vergessen, die mit einem allerliebsten, hellrosa Häuschen passierte. Das war ein so nettes steinernes Häuschen, und es blickte nach mir so freundlich und nach seinen plumpen Nachbarn mit einem solchen Stolze hin, dass mein Herz sich freute, sooft ich daran vorbeikam. Da ging ich in der vorigen Woche auf der Straße vorbei, und als ich meinen Freund ansah, hörte ich den kläglichen Ausruf: »Sie haben mich gelb angestrichen!« Die Bösewichter! Die Barbaren! Nichts hatten sie verschont, weder die Säulen n