Prag entdecken
Zeitreise an der Moldau
Wer wie wir einmal der Schönheit der Stadt an der Moldau erlegen ist, wird wieder und wieder eintauchen wollen in dieses architektonische Gesamtkunstwerk: Baustile von der Romanik bis zum Jugendstil prägen das Stadtbild Prags mit dem himmelan strebenden Hradschin, großzügigen Parklandschaften, versteckt liegenden Gärten und dunklen Gassen.
Prag ist begehrt wie nie zuvor. Die Karlsbrücke {16} ist in der Hochsaison hoffnungslos überfüllt, Einheimische steigen lieber eine oder gar zwei Metro-Stationen früher aus, um den touristischen Hotspots zu entkommen. Massenproteste wie in Venedig oder Barcelona bleiben zwar aus, doch auch in der goldenen Stadt ist der „Overtourism“ ein viel diskutiertes Thema. Bereits 2022 erhöhte die Stadtverwaltung die Touristensteuer, die in nachhaltige Projekte fließen soll. Prag will weiterhin attraktiv bleiben für Besucher, nur setzt man auf solche, die sich für Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Kultur begeistern statt für billigen Alkohol.
Während der Coronapandemie mussten mehrere traditionelle Lokale, Cafés und Boutiquen aufgeben oder an die Peripherie ziehen, zugleich gab es aber auch erfreuliche Neugründungen. So zog in das historische Haus „Zu den drei Äxten“ auf der Kleinseite eine authentische tschechische Kneipe gleichen Namens ein. Sowohl die rechte als auch die linke Seite des Moldau-Ufers („Náplavka“ wurden nach und nach zu attraktiven Orten für Erholung, Kultur und Nightlife ausgebaut. Die restaurierten Gewölbe der historischen Ufermauer bieten Platz für Kunstausstellungen, Open-Air-Bars, Gastronomie und mehr.
Prunkstücke der Stadtplanung sind das erweiterte Nationalmuseum {26}, in dem man auf eine Reise durch Zeit und Raum gehen kann, und die sanierte Staatsoper {27}. Prag ist also für die Zukunft gerüstet.
Wer eine menschenleere Karlsbrücke {16} erleben will, muss sehr früh aufstehen (110pr Abb.: ©Boris Stroujko,stock.adobe.com)
Willkommen in Prag
Wie zu Kafkas Zeiten
Die Moldaumetropole bietet viel mehr als nur Bierkneipen und Hradschin: Das gesamte historische Zentrum gleicht einem Freilichtmuseum, sowohl Liebhaber der barocken Architektur und klassischer Musik als auch Bewunderer der modernen Kunst oder Fans der Kaffeehauskultur kommen voll auf ihre Kosten.
Prag lädt dazu ein, sich treiben zu lassen. Die Stadt bietet an fast jeder Ecke Sehenswertes und Überraschendes. Die Stadtbesichtigung kann man amWenzelsplatz {25} beginnen, dem einzigen Prager Boulevard. Über die Einkaufstraße Na Příkopě [I7–J6] geht es weiter ins Herz der Altstadt. Es wäre schade, nach Hause zu fahren, ohne zumindest einmal auf eigene Faust auf Entdeckung gegangen zu sein. Schon wenige Schritte vom Altstädter Ring {4} entfernt, stößt man auf stille Gassen. Zum Beispiel dieKozí, die kopfsteingepflasterte Ziegenstraße, die an einer Stelle so eng ist, dass man mit ausgestreckten Armen die gegenüberliegenden Hausmauern berühren kann. Im Straßenwirrwarr der Altstadt, ob in seinem nördlichen oder in seinem südlichen Teil, findet man nette Cafés, Museen, Kneipen und Boutiqen. Besonders schön sind Spaziergänge am Abend und in der Nacht, wenn die Gassen von spärlichem Laternenlicht beleuchtet werden. Bei Nacht erwacht in den Gassen dasmystische Prag zum Leben.
Über die Karlsbrücke {16}, die einen unvergesslichen Blick auf die Prager Burg bietet, gelangt man auf die romantische Kleinseite (–>). Auch durch die Burghöfe auf dem Hradschin kann man nach der Abenddämmerung bummeln und das Goldene Gässchen {46} mit ein bisschen Glück für sich allein haben. Von der Burgrampe blickt der Besucher auf das erleuchtetePrag und die Moldau. Vielleicht öffnet man dann im Gewirr der Gassen die Tür zu einer authentischen Kneipe und findet sich etwa imLokal U Hrocha mitten unter Pragern, die über Gott und die Welt philosophieren.
Auf Prager Art
Am Tag nimmt der Flaneur dieStraßenbahn