Wenn es ein guter Tag werden soll, muss man ihn mit einem guten Frühstück beginnen, behauptete Laura Peters immer. Das war auch die Devise ihres Vaters. Aus dem Radio klang fröhliche Musik, die Sonne stand am blitzblauen Himmel, der Kaffee duftete. Sie trug das Tablett ins Wohnzimmer, der runde Esstisch stand in dem kleinen Erker. Sie schenkte den Kaffee ein und wollte gerade genussvoll in das Brötchen beißen, als das Telefon klingelte.
Laura warf einen ärgerlichen Blick auf den Störenfried, einen Moment überlegte sie, ob sie den Hörer abnehmen sollte. Nicht eben freundlich meldete sie sich.
»Himmel, das dauert ja ewig, bis du zum Apparat kommst! Ich habe gestern den ganzen Abend versucht, dich anzurufen. Wo warst du denn? Wir haben uns den ganzen Tag nicht gesehen.«
»Guten Morgen, lieber Jürgen. Du störst mich beim Frühstück, du weißt doch, dass ich das nicht leiden kann.«
»Ich kenne überhaupt niemanden, der um das Frühstück so eine Schau macht. Allerdings könnte ich mir sehr gut vorstellen, dir jetzt gegenüberzusitzen, mit dir zusammen zu frühstücken. Ich würde sogar jeden Morgen Brötchen holen. Stattdessen wache ich morgens in meiner miesen Wohnung auf und bin froh, wenn ich die Tür ins Schloss werfen kann.«
»Vielleicht bist du aber auch nur zu bequem, dir das Frühstück zu machen, lieber Jürgen. Darum hockst du schon früh am Morgen in deinem Stammcafé.«
»Wenn ich bei dir wohnen könnte, sparte ich das Geld. Und wäre ein glücklicher Mann. Du hast ein Herz aus Stein, Laura.«
»Um mir das zu erzählen, könntest du doch warten, bis ich im Büro bin. Mein Kaffee wird kalt, bis später, Jürgen.«
»Nein, leg’ nicht auf. Ich habe ein Anliegen. Und du darfst nicht nein sagen. Es geht um die Villa Terhorst.«
»Gibt es Probleme? Wir haben doch vorgestern Abend alle Zimmer eingerichtet. Ich weiß nicht, wieviel Papier dabei draufgegangen ist.«
»Ich möchte, dass du den Auftrag übernimmst, Laura.«
»Hab’ ich richtig gehört? Du warst doch ganz verrückt darauf, du hast doch praktisch dem armen Seibert den Auftrag vor der Nase weggeschnappt.«
»Der Alte hat ihn mir ja auch sofort gegeben. Schließlich bin ich sein bestes Pferd im Stall.«
»Wie bescheiden du doch bist, Jürgen.«
»Lass den Spott. Ich weiß, was ich kann. Als selbständiger Innenarchitekt würde ich mehr auf die Beine stellen als Althoff. Meine Aufträge würden nicht so tröpfeln.«
»Jürgen, du langweilst mich. Willst du die Mitleidsplatte auflegen? Erzähl mir lieber, warum du den Auftrag abgeben willst.«
»Weil diese Frau mich nervt«, explodierte er. »Sie macht mich wahnsinnig. Sie will aus allen Zimmern die wertvollen Antiquitäten rauswerfen. Die hat ja vom Wert der Möbel keine Ahnung. Ist ja auch kein Wunder. Weißt du, was sie war, bevor sie sich den goldenen Fisch an Land zog? Putze. Eine einfache Putze.«
»Putze? Was ist denn das für ein Beruf?«
»Stell dich nicht dümmer, als du bist. Auch als Töchterchen eines reichen Fabrikanten musst du dieses Wort schon mal gehört haben. Ihr habt in eurer Villa doch auch Putzmädchen.«
»Aber die nennen wir nicht Putze. Bei uns gehört sie sogar zur Familie. Wenn ich unsere Hanna Putze nennen würde, dann wäre was los.«
»Ja, ja, ja. Schon gut. Ich rede jetzt von der neugebackenen Frau Terhorst, der das Geld zu Kopf gestiegen ist. Und der alte Herr macht sich zu einem Esel …«
»Komm endlich zur Sache, Jürgen. Wo liegen deine Schwierigkeiten?«
»Ich mache mich doch in meiner Branche nicht unmöglich. Ich werfe doch keine Möbel aus der Biedermeierzeit, als allen Stilepochen aus dem Haus, als hätte ich keine Ahnung von der Sache. Kannst du dir vorstellen, dass sie auf einem Teller, auf einem alten Nymphenburg-Teller ihre Katze fütterte? Die Zimmer will sie mit Chrom und Glas eingerichtet wissen, und der Gipfel ist, sie will auf einem Glastisch einen Heiligen haben. Eine aus Holz geschnitzte Figur, erklärte sie mir in ihrer arroganten Art, als wenn ich nicht wüsste, was ein Heiliger ist.«
»Der ist doch aufzutreiben«, amüsierte sie sich.
»Was ist denn mit